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Englische Liebschaften (Nancy Mitford - Meisterwerke neu aufgelegt) (German Edition)

Englische Liebschaften (Nancy Mitford - Meisterwerke neu aufgelegt) (German Edition)

Titel: Englische Liebschaften (Nancy Mitford - Meisterwerke neu aufgelegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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wechselte, einen frischen Fünfjährigen nahm, der die ganze Woche nicht draußen gewesen war – rauf wie ein Vogel –, man spürte ihren Fuß gar nicht, wenn man ihr aufs Pferd half, sie schnappte sich die Zügel, und dann ab durch die Mitte, und saß da wie eine Eins. Seine Lordschaft«, er meinte Onkel Matthew, »kann auch reiten, ich sage nicht das Gegenteil, aber sieh mal, wie der seine Pferde nach Hause schickt, so verdammt müde, dass sie nicht mal ihren Haferschleim schlucken können. Reiten kann er sehr gut, aber er achtet nicht auf sein Pferd. Wüsste nicht, dass deine Mutter sie in dem Zustand heimgebracht hat, die wusste, wann sie genug haben, und dann ab nach Hause, und kein Blick zurück. Sieh mal, Seine Lordschaft ist ein großer, schwerer Mann, ich sage nicht das Gegenteil, der nimmt seine ganzen fünfundneunzig Kilo mit in den Sattel, hat ja auch große, schwere Pferde, aber er bringt sie fast um, und wer muss dann die ganze Nacht bei ihnen wachen? Ich!«
    Der Regen war jetzt stärker geworden. Ein eisiges Rinnsal kroch über meine Schulter hinab, mein rechter Stiefel füllte sich langsam mit Wasser, und der Schmerz schnitt mir wie ein Messer in den Rücken. Es kam mir vor, als könnte ich diese Qual keinen Augenblick länger ertragen, doch ich wusste, dass ich noch fünf Meilen vor mir hatte, noch einmal vierzig Minuten. Josh warf mir spöttische Blicke zu, als mein Rücken immer mehr einknickte; ihm war anzusehen, dass er sich fragte, wie ich das Kind einer solchen Mutter sein konnte.
    »Miss Linda«, erklärte er, »macht es schon fast so gut wie Ihre Ladyschaft.«
    Endlich, endlich hatten wir die Landstraße nach Merlinford hinter uns, kamen in das Dorf Alconleigh unten im Tal, dann ging es noch einmal bergan zum Haus Alconleigh, durch das Tor am Pförtnerhaus, die Auffahrt entlang, in den Hof vor den Ställen. Mit steifen Gliedern stieg ich ab, gab das Pony einem von Joshs Stalljungen und stapfte davon wie ein alter Mann. Ich war schon fast am Vordereingang, als mein Herz plötzlich wie wild zu klopfen begann. Mir war eingefallen, dass Tante Emily inzwischen angekommen sein musste, zusammen mit IHM. Es dauerte ein Weilchen, bis ich genügend Mut gesammelt hatte, um die Vordertür zu öffnen.
    Tatsächlich, da standen sie, mit dem Rücken zum Kamin in der Halle, Tante Sadie, Tante Emily und ein kleiner, blonder, anscheinend junger Mann. Mein erster Eindruck war, dass er überhaupt nicht wie ein Ehemann aussah. Er wirkte nett und freundlich.
    »Da ist ja Fanny!«, riefen meine Tanten im Chor.
    »Liebling«, sagte Tante Sadie, »darf ich dir Captain Warbeck vorstellen?«
    Auf die schroffe, gar nicht anmutige Art vierzehnjähriger kleiner Mädchen schüttelte ich seine Hand und überlegte, dass er auch nicht wie ein Captain aussah.
    »Oh, Liebling, wie durchnässt du bist! Ich nehme an, die anderen werden noch eine Ewigkeit ausbleiben – woher bist du gekommen?«
    »Ich habe mich von ihnen getrennt, als sie das Dickicht bei Old Rose durchstöberten.«
    Dann fiel mir ein – schließlich war ich eine Frau und stand vor einem Mann –, wie furchtbar ich immer aussah, wenn ich von der Jagd kam, von Kopf bis Fuß mit Schlamm bespritzt, den Bowler schief auf dem Kopf, die Haare völlig zerzaust, das Haarnetz ein schlaffes Fähnchen. Ich murmelte irgendetwas und sah zu, dass ich die hintere Treppe hinaufkam, um ein Bad zu nehmen und mich auszuruhen. Nach einer Jagd sollten wir immer wenigstens zwei Stunden ruhen. Bald kehrte auch Linda zurück, noch durchnässter als ich, und kroch zu mir ins Bett. Auch sie hatte den Captain gesehen und fand ebenfalls, dass er weder wie ein Ehemann noch wie ein Offizier aussah.
    »Kann mir nicht vorstellen, wie der irgendwelche Deutschen mit dem Schanzspaten niedermacht«, meinte sie spöttisch.
    Sosehr wir ihn fürchteten, sosehr wir ihn verurteilten und so leidenschaftlich wir ihn zuweilen hassten – Onkel Matthew blieb für uns eine Art Maßstab englischer Männlichkeit; und bei den Männern, die völlig anders waren als er, schien irgendetwas nicht zu stimmen.
    »Ich wette, Onkel Matthew wird ihm hier die Hölle heiß machen«, sagte ich voller Besorgnis wegen Tante Emily.
    »Arme Tante Emily, vielleicht bringt er ihn im Stall unter«, meinte Linda kichernd.
    »Trotzdem, er sieht doch ganz nett aus, und wenn man bedenkt, wie alt sie ist, kann sie doch eigentlich froh sein, überhaupt jemanden zu bekommen.«
    »Ich kann es gar nicht erwarten, ihn zusammen mit Pa zu

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