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Englische Liebschaften (Nancy Mitford - Meisterwerke neu aufgelegt) (German Edition)

Englische Liebschaften (Nancy Mitford - Meisterwerke neu aufgelegt) (German Edition)

Titel: Englische Liebschaften (Nancy Mitford - Meisterwerke neu aufgelegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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fortdauert. Meistens heißt es nur: »Oh, Verzeihung – ach, mein Fehler« – wenngleich Linda immerhin so weit kam, einen ihrer Partner hinauszulocken und ihm die kranken Steine zu zeigen.
    Wir hatten nie tanzen gelernt, und aus irgendeinem Grund glaubten wir, jeder sei ohne Weiteres und von Natur aus dazu imstande. Ich glaube, Linda begriff damals, wozu ich noch viele Jahre brauchte, dass das Verhalten kultivierter Menschen in Wirklichkeit mit Natur überhaupt nichts zu tun hat, dass alles künstlich ist, mehr oder minder vervollkommnete Kunstfertigkeit.
    Dass der Abend eine völlige Enttäuschung wurde, verhinderte Lord Merlin mit seinen Gästen. Sie kamen ungeheuer spät, wir hatten sie schon vergessen, aber als sie Tante Sadie begrüßt und ein wenig Fuß gefasst hatten, verbreiteten sie sofort eine ganz neue Atmosphäre. Sie glänzten und funkelten mit ihrem Schmuck, ihren herrlichen Kleidern, ihren schillernden Frisuren, ihrem blendenden Teint; und wenn sie tanzten, dann schienen sie wirklich zu schweben, außer beim Charleston mit seinen abgehackten Bewegungen, aber auch der wirkte so vollendet, dass uns vor Bewunderung die Luft wegblieb. Ihre Konversation war offenbar gewagt und geistreich zugleich, man sah geradezu, wie sie sprühend und glitzernd, gleich einem Bach im Sonnenlicht, dahinplätscherte. Linda war ganz hingerissen und beschloss auf der Stelle, eines dieser glänzenden Geschöpfe zu werden und in ihrer Welt zu leben, auch wenn sie ein Leben lang darum kämpfen müsste. Ich hegte solche Gelüste nicht. Ich sah, dass sie bewundernswert waren, aber von mir und meiner Welt waren sie weit entfernt, gehörten eher zu der meiner Eltern; ich hatte ihnen an dem Tag den Rücken gekehrt, an dem Tante Emily mich zu sich genommen hatte, es gab da kein Zurück – und ich wünschte es mir auch nicht. Dennoch, als Zuschauerin fand ich sie faszinierend, und ob ich nun zwischen den Tänzen mit Linda beisammensaß oder mit dem freundlichen Davey, der keinen der jungen Männer mehr dazu verlocken konnte, uns aufzufordern, und sich deshalb gelegentlich selbst zur Verfügung stellte, durch den Raum stakste – nie ließ ich sie aus den Augen. Davey schien mit ihnen allen bekannt zu sein, und mit Lord Merlin war er offenbar gut befreundet. Wenn er sich gerade nicht um Linda und mich kümmerte, trat er zu ihnen und beteiligte sich an ihrem feinsinnigen Geplauder. Er erbot sich sogar, uns vorzustellen, aber, ach, die flatternden Tafteinsätze an unseren Kleidern, die im Haus von Mrs. Josh so originell und hübsch ausgesehen hatten, wirkten neben ihren leichten, geschmeidigen Kleidern aus bedrucktem Chiffon sonderbar steif, und da wir uns ihnen schon während des ganzen Abends unterlegen gefühlt hatten, baten wir ihn, es nicht zu tun.
    Als ich in dieser Nacht zu Bett gegangen war, dachte ich mehr denn je an die kräftigen, schützenden Arme meines Farmers aus Shenley. Am nächsten Morgen erklärte mir Linda, sie habe sich vom Prinzen von Wales losgesagt.
    »Ich bin zu der Einsicht gelangt«, erklärte sie, »dass die Kreise bei Hof ziemlich langweilig wären. Lady Dorothy ist eine Hofdame, und sieh sie dir an.«

6
    Der Ball hatte ein völlig unerwartetes Nachspiel. Die Mutter von Lord Fort William lud Tante Sadie und Louisa zu einem Jagdball in ihr Haus nach Sussex ein, und wenig später bat seine verheiratete Schwester die beiden zu einer Jagd und einem Wohltätigkeitsball. Während dieses Besuchs machte Lord Fort William Louisa einen Heiratsantrag, der akzeptiert wurde. Sie kam als Verlobte nach Alconleigh zurück und stand nun zum ersten Mal wieder im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, seit Lindas Geburt sie für immer von dort verdrängt hatte. Die Aufregung war groß, und im Wäscheschrank der Hons gab es tolle Beratungen, mit und ohne Louisa. Sie trug einen hübschen kleinen Diamantring am vierten Finger, aber in der Frage, wie Lord (für uns jetzt John, aber wie sollten wir daran immer denken?) Fort William sie denn nun liebte, war sie weniger mitteilsam, als wir es uns gewünscht hätten, und zog sich unter mancherlei Erröten hinter einen Schleier von Ausflüchten zurück, etwa von der Art, diese Dinge seien zu heilig, um darüber zu sprechen. Bald trat er wieder leibhaftig auf, und wir hatten Gelegenheit, ihn als Individuum zu beobachten, statt – zusammen mit Lord Stromboli und dem Herzog von Paddington – als Teil einer ehrwürdigen Dreifaltigkeit.
    Linda fasste unseren Eindruck zusammen: »Der arme alte

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