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Englische Liebschaften (Nancy Mitford - Meisterwerke neu aufgelegt) (German Edition)

Englische Liebschaften (Nancy Mitford - Meisterwerke neu aufgelegt) (German Edition)

Titel: Englische Liebschaften (Nancy Mitford - Meisterwerke neu aufgelegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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Himmel!«, rief Linda und ließ sich in ein Sofa plumpsen. Die Rosen lagen vor ihren Füßen verstreut.
    »Tja«, sagte Davey, »also du siehst wirklich gut aus.«
    Linda bekam tatsächlich Angst, wie ein Kind, das man bei irgendeiner Untat ertappt hat und dem man sein neues Spielzeug wegnehmen will. Sie blickte von einem zum anderen. Lord Merlin trug eine dunkle Brille.
    »Sind Sie inkognito hier?«, fragte Linda.
    »Nein, warum? Ach, die Brille – ich muss sie tragen, wenn ich ins Ausland reise, ich habe einen so freundlichen Blick, da drängen sich immer die Bettler heran und werden lästig.« Er nahm sie ab und blinzelte.
    »Weshalb seid ihr gekommen?«
    »Du scheinst nicht sehr erfreut, uns zu sehen«, meinte Davey. »Eigentlich sind wir gekommen, um zu sehen, ob es dir gut geht. Aber da dies ganz offenkundig der Fall ist, können wir ebenso gut wieder gehen.«
    »Wie habt ihr es herausgefunden? Wissen Mami und Pa etwas?«, fragte sie zaghaft.
    »Nein, absolut nichts. Sie glauben, du seist immer noch bei Christian. Meine liebe Linda, wir sind nicht als zwei viktorianische Onkel hergekommen, wenn es das ist, was dir Kummer macht. Zufällig lief mir ein Bekannter über den Weg, der in Perpignan gewesen war, und er erwähnte, dass Christian mit Lavender Davis zusammenlebt …«
    »Oh, gut«, sagte Linda.
    »Wie bitte? Und dass du vor sechs Wochen abgereist seiest. Ich fuhr zum Cheyne Walk, aber da warst du natürlich nicht, und dann gerieten Mer und ich ein wenig in Besorgnis bei dem Gedanken, du könntest auf dem Kontinent herumirren, hilflos und unselbstständig (glaubten wir, aber da haben wir uns geirrt), und gleichzeitig waren wir irrsinnig neugierig, wo du steckst und wie du lebst, deshalb haben wir mit etwas diskreter Detektivarbeit herausgefunden, wo du dich aufhältst – und jetzt ist ja auch sonnenklar, wie du lebst, ich jedenfalls bin sehr erleichtert.«
    »Sie haben uns einen ziemlichen Schrecken eingejagt«, sagte Lord Merlin mürrisch. »Wenn Sie das nächste Mal die Cléo de Mérode spielen wollen, könnten Sie wenigstens eine Postkarte schicken. Aber es ist ein wirkliches Vergnügen, Sie in dieser Rolle zu erleben, ich würde es um nichts in der Welt missen wollen. Ich habe gar nicht gewusst, dass Sie eine so schöne Frau sind, Linda.«
    Davey lachte still vor sich hin. »Du meine Güte, wie komisch das alles ist – so wunderbar altmodisch. Die Einkäufe! Die Pakete! Die Blumen! So ungeheuer viktorianisch. Seit wir gekommen sind, wurden alle fünf Minuten irgendwelche Pakete abgegeben. Du kannst einem das Leben ganz schön interessant machen, Linda. Hast du ihm schon gesagt, er müsse dich aufgeben und ein unverdorbenes junges Mädchen heiraten?«
    Linda sagte mit entwaffnender Offenheit: »Mach dich nicht lustig, Davey. Ich bin so glücklich, das kannst du dir gar nicht vorstellen.«
    »Ja, glücklich siehst du aus, das muss ich sagen. Aber diese Wohnung, was für ein Witz!«
    »Gerade kam mir der Gedanke«, sagte Lord Merlin, »dass der Geschmack, sosehr er sich auch wandelt, doch immer einem ganz bestimmten, festen Muster folgt. Früher brachten die Franzosen ihre Mätressen in appartements unter, von denen sah eines aus wie das andere, und den Grundton darin, wenn man so will, bildeten Spitzen und Samt. Die Wände, das Bett, die Frisierkommode, sogar das Bad waren mit Spitzen behängt, und alles andere war Samt. An die Stelle der Spitzen ist heute Glas getreten, und alles andere ist Seide. Ich wette, Sie haben ein Glasbett, Linda?«
    »Ja … aber …«
    »Und einen gläsernen Toilettentisch, und im Bad – es würde mich nicht überraschen, wenn Ihre Badewanne aus Glas ist und in den Seitenwänden Goldfische herumschwimmen. Goldfische sind zu allen Zeiten ein wichtiges Motiv gewesen.«
    »Sie haben nachgesehen«, sagte Linda schmollend. »Sehr schlau.«
    »Ist ja himmlisch«, sagte Davey. »Es stimmt also! Er hat nicht nachgesehen, ich schwöre es, aber du siehst, mit etwas Scharfsinn kann man es erraten.«
    »Es gibt hier aber auch einiges«, meinte Lord Merlin, »was das Niveau trotz allem hebt. Der Gauguin, die beiden Matisse (süßlich, aber gekonnt) und der Savonnerieteppich dort. Ihr Beschützer muss sehr reich sein.«
    »Das ist er«, sagte Linda.
    »Wenn das so ist, Linda, dürfte man dann um eine Tasse Tee bitten?«
    Sie läutete, und bald machte sich Davey mit der Hingabe eines Schuljungen über éclairs und mille feuilles her.
    »Ich werde dafür zahlen müssen«, sagte er mit

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