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Englische Liebschaften (Nancy Mitford - Meisterwerke neu aufgelegt) (German Edition)

Englische Liebschaften (Nancy Mitford - Meisterwerke neu aufgelegt) (German Edition)

Titel: Englische Liebschaften (Nancy Mitford - Meisterwerke neu aufgelegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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– nie mehr lud er sie in ein Restaurant ein – und blieb dann bis zum nächsten Morgen. »J’ai horreur de coucher seul «, sagte er. Um sieben stand er auf, zog sich an und ging nach Hause, gerade rechtzeitig, um gegen acht im eigenen Bett zu sein, wenn sein Frühstück gebracht wurde. Dann frühstückte er, las die Zeitungen, rief um neun Linda an und plauderte mit ihr eine halbe Stunde über dies und das, als hätte er sie seit Tagen nicht gesehen.
    »Weiter«, sagte er, wenn sie Anzeichen von Ermüdung zeigte. »Allons, des histoires!«
    Tagsüber sah er sie kaum. Das Mittagessen nahm er immer zusammen mit seiner Mutter ein, deren Räume über seiner eigenen Parterrewohnung im ersten Stock lagen. Manchmal machte er nachmittags mit Linda einen Ausflug, aber meistens tauchte er nicht vor halb sieben auf, und kurze Zeit später aßen sie zu Abend.
    Linda verbrachte die Tage damit, Kleider zu kaufen, und sie bezahlte mit großen Bündeln von Geldscheinen, die Fabrice ihr gab.
    »Wenn schon, denn schon«, dachte sie. »Da er mich ohnehin verachtet, kann auch das nicht mehr viel schaden.«
    Fabrice war entzückt. Er interessierte sich sehr für ihre Kleider, sah sie sich von oben bis unten genau an, ließ Linda im Salon mit ihnen auf und ab gehen, nötigte sie auch, die Sachen in die Geschäfte zurückzutragen und Änderungen vornehmen zu lassen, die ihr zunächst völlig unnötig erschienen, die sich am Ende jedoch als der eigentliche Clou erwiesen. Es war Linda nie aufgefallen, wie sehr die französische Mode der englischen überlegen war. Während ihrer Ehe mit Tony in London hatte sie immer als ausnehmend gut angezogen gegolten; jetzt erkannte sie, dass sie nach französischen Maßstäben damals nie auch nur den geringsten Anspruch auf chic hätte anmelden können. Die Kleider, die sie bei sich hatte, erschienen ihr so schrecklich altmodisch, so hausbacken und ohne Konturen, dass sie erst in die Galeries Lafayette ging und dort ein Kleid von der Stange kaufte, bevor sie sich getraute, die großen Modehäuser zu betreten. Als sie dann schließlich mit ein paar Kleidern von dort nach Hause kam, drängte Fabrice sie, noch viel mehr zu kaufen. Für eine Engländerin sei ihr Geschmack keineswegs schlecht, auch wenn er bezweifle, dass sie je wirklich und im wahren Sinne des Wortes élégante werden würde.
    »Nur durch Probieren«, sagte er, »können Sie Ihr genre herausfinden und erkennen, worauf es bei Ihnen hinausläuft. Continuez, donc, ma chère, allez-y. Jusquà présent, ça ne va pas mal du tout. «
    Das Wetter wurde jetzt heiß und schwül, Ferienwetter, das ans Meer lockte. Aber man schrieb das Jahr 1939, und die Menschen dachten nicht ans Ausspannen, sondern an den Tod, nicht an Badeanzüge, sondern an Uniformen, nicht an Tanzmusik, sondern an Trompeten, und die Strände sollten für die nächsten Jahre nicht mehr Plätze des Vergnügens, sondern Schauplätze des Krieges sein. Fabrice beteuerte jeden Tag, wie gern er mit Linda an die Riviera reisen würde, nach Venedig und auf sein schönes Château in der Dauphiné. Aber er war Reservist und konnte nun jeden Tag einberufen werden. Linda machte es nichts aus, in Paris zu bleiben. In ihrer Wohnung konnte sie so viele Sonnenbäder nehmen, wie sie wollte. Der bevorstehende Krieg beunruhigte sie nicht sonderlich, sie lebte vor allem in der Gegenwart.
    »So nackt könnte ich mich sonst nirgendwo sonnen«, sagte sie, »und das ist mein einziges Ferienvergnügen. Mir liegt nichts an Schwimmen und Tennisspielen oder Tanzen und Glücksspiel, also kann ich ebenso gut hier bleiben, mich sonnen und Einkäufe machen, zwei wunderbare Beschäftigungen für tagsüber, und abends dann Sie, mein Geliebter. Ich glaube, ich bin die glücklichste Frau der Welt.«

    An einem glühend heißen Julinachmittag kam sie mit einem neuen, besonders hinreißenden Strohhut nach Hause. Er war groß und ganz schlicht, mit einem Blumenkranz und zwei blauen Schleifen. Im rechten Arm trug sie einen riesigen Strauß Rosen und Nelken und in der Linken eine gestreifte Schachtel, in der sich ein anderer exquisiter Hut befand. Mit ihrem Schlüssel öffnete sie die Wohnungstür und stapfte auf den hohen Korkabsätzen ihrer Sandalen in den Salon.
    Die grünen Jalousien waren herabgelassen, und der Raum war in ein Halbdunkel getaucht, aus dem sich plötzlich die Schatten zweier Gestalten lösten, eines schmächtigen und eines nicht ganz so schmächtigen Mannes – Davey und Lord Merlin.
    »Du lieber

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