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Englische Liebschaften (Nancy Mitford - Meisterwerke neu aufgelegt) (German Edition)

Englische Liebschaften (Nancy Mitford - Meisterwerke neu aufgelegt) (German Edition)

Titel: Englische Liebschaften (Nancy Mitford - Meisterwerke neu aufgelegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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– selbst für seine große Sammlung juwelenbesetzter Dosen waren es viel zu viele –, ein kleiner Wald von Flaschen, Vitamin A, Vitamin B, Vitamin A und C, Vitamin B3 und D, eine Tablette entspricht zwei Pfund Butter – zehn Mal so wirksam wie fünf Liter Lebertran – für das Blut – für das Hirn – für die Muskeln – für die Energie – gegen dies und zum Schutz gegen das – alle außer einer trugen ein hübsches Etikett.
    »Und was ist in dieser, Davey?«
    »Oh, das nehmen die Panzertruppen, bevor sie in den Kampf ziehen.«
    Davey schniefte einige Male. Das bedeutete meistens, dass er bald Nasenbluten bekommen würde, riesige Mengen so beharrlich mit Vitaminen gespickter roter und weißer Blutkörperchen würden vergeudet werden und seine Widerstandskraft noch weiter sinken.
    Tante Emily und ich sahen etwas besorgt von den rissoles auf, die wir trübsinnig auf unseren Tellern herumschoben.
    »Hopse«, sagte Davey streng, »du bist wieder an meinem Mary Chess gewesen.«
    »Ach, Davey Lippling, so ein winziges Tröpfchen.«
    »Ein winziges Tröpfchen verstänkert nicht das ganze Badezimmer. Bestimmt hast du den Tropfverschluss abgeschraubt und es so in die Wanne geschüttet. Es ist eine Schande. Mit dieser Flasche muss ich den ganzen Monat auskommen, das ist wirklich sehr hässlich von dir, Hopse.«
    »Lippling, ich besorge dir neues, Ehrenwort – nächste Woche muss ich nach London, mir den Schopf waschen lassen, dann bringe ich eine Flasche mit, Ehrenwort.«
    »Und ich hoffe sehr, dass du Tschuahn mitnimmst und ihn dort lässt«, knurrte Onkel Matthew. »Ich will ihn nämlich nicht länger im Haus haben, verstehst du. Ich habe dich gewarnt, Hopse.«
    Onkel Matthew hatte von morgens bis abends mit seiner Heimwehr zu tun. Er war munter und aufgeweckt und ungewöhnlich sanftmütig, denn es schien, als würde er in allernächster Zeit wieder einmal seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen können, Deutsche niederzumachen. Deshalb bemerkte er Juan nur dann und wann. In früheren Zeiten hätte ihn Onkel Matthew im Handumdrehen hinausgeworfen, jetzt aber zählte Juan schon fast einen Monat zu den Bewohnern von Alconleigh. Dennoch, langsam wurde deutlich, dass mein Onkel nicht die Absicht hatte, sich mit seiner Anwesenheit abzufinden, und die Sache mit Juan spitzte sich immer mehr zu. Noch nie hatte ich einen Mann in einem so erbärmlichen Zustand gesehen wie diesen Spanier. Traurig schlich er herum, den ganzen Tag über zur Untätigkeit verurteilt, unfähig, mit irgendjemandem ein Wort zu wechseln, während bei Tisch der Abscheu auf seinem Gesicht dem von Davey in nichts nachstand. Er hatte nicht einmal Lust, auf seiner Gitarre zu spielen.
    »Davey, du musst mit ihm sprechen«, sagte Tante Sadie.
    Meine Mutter war nach London gefahren, um sich ihr Haar färben zu lassen, und in ihrer Abwesenheit war ein Familienrat einberufen worden, um einen Entschluss über Juans Schicksal zu fassen.
    »Wir können ihn ja nicht einfach hinauswerfen und verhungern lassen, wenn die Hopse behauptet, er habe ihr das Leben gerettet, und außerdem hat man ja auch menschliche Regungen.«
    »Nicht für Dagos«, brummte Onkel Matthew und knirschte mit seinem Gebiss.
    »Aber wir könnten ihm eine Arbeit besorgen, nur müssen wir dazu erst einmal herausfinden, was für einen Beruf er hat. Also, Davey, du bist doch sprachbegabt, und klug bist du auch; wenn du einen Blick in das Spanisch-Wörterbuch in der Bibliothek geworfen hast, dann könntest du ihn doch bestimmt fragen, was er vor dem Krieg getan hat. Versuch es doch mal, Davey!«
    »Ja, Liebling, versuch es!«, meinte auch Tante Emily. »Der arme Kerl macht einen so bejammernswerten Eindruck, ich glaube, er hätte liebend gern irgendeine Arbeit.«
    Onkel Matthew schnaubte. »Gib lieber mir das Spanisch-Wörterbuch«, knurrte er, »das Wort für ›raus‹ habe ich schnell gefunden.«
    »Ich will es versuchen«, erklärte Davey, »aber ich fürchte, ich weiß die Antwort schon. G wie Gigolo.«
    »Oder irgendetwas genauso Nutzloses, zum Beispiel M wie Matador oder H wie Hidalgo«, sagte Louisa.
    »Ja, und was dann?«
    »Dann A wie ›Ab durch die Mitte‹«, sagte Onkel Matthew, »soll die Hopse sich um ihn kümmern, aber nicht in meiner Nähe, bitte schön. Den beiden muss einfach klar gemacht werden, dass ich diesen Gulli hier nicht länger herumlungern sehen will.«
    Wenn Davey sich etwas vornimmt, macht er es gründlich. So zog er sich denn für mehrere Stunden mit dem

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