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Englische Liebschaften (Nancy Mitford - Meisterwerke neu aufgelegt) (German Edition)

Englische Liebschaften (Nancy Mitford - Meisterwerke neu aufgelegt) (German Edition)

Titel: Englische Liebschaften (Nancy Mitford - Meisterwerke neu aufgelegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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abbekommen. Mein Bett ist einfach durch den Fußboden gesegelt, Plon-plon und ich segelten mit, äußerst bequem.«
    Bald kam ein Arzt und gab ihr ein Beruhigungsmittel. Er sagte, sie würde wahrscheinlich einschlafen, und wenn sie dann wieder aufgewacht sei, könnten wir sie nach Alconleigh fahren. Ich telefonierte mit Tante Sadie und bat sie, ein Zimmer herzurichten.
    Während des restlichen Tages versuchte Davey, von Lindas Sachen zu retten, was zu retten war. Haus und Mobiliar, der schöne Renoir und alles in ihrem Schlafzimmer war völlig zertrümmert, aber aus den zersplitterten, verkeilten Überresten ihrer Schränke konnte er ein paar Kleinigkeiten bergen, und im Keller fand er völlig unversehrt die beiden Schrankkoffer voller Kleider, die Fabrice ihr aus Paris nachgeschickt hatte. Als Davey wieder auftauchte, sah er aus wie ein Müller, von Kopf bis Fuß mit weißem Staub bedeckt. Mrs. Hunt lud uns in ihr Haus ein und machte uns etwas zu essen.
    »Ich nehme an, Linda wird eine Fehlgeburt haben«, sagte ich zu Davey, »es wäre sogar das Beste, was geschehen könnte. Es ist für sie sehr gefährlich, dieses Kind zu bekommen – mein Arzt ist entsetzt.«
    Doch sie hatte keine Fehlgeburt und erklärte sogar, der ganze Vorfall sei ihr sehr gut bekommen, mit der Übelkeit habe es jetzt ein Ende. Wieder erhob sie Einwände dagegen, London zu verlassen, aber diesmal klang sie nicht sehr überzeugt. Ich erklärte ihr, wenn jemand nach ihr suchte und die Ruine ihres Hauses am Cheyne Walk fand, dann würde er sich gewiss sofort mit Alconleigh in Verbindung setzen. Das sah sie ein und erklärte sich schließlich bereit, mit uns zu kommen.

21
    Mit gewohnter Strenge senkte sich nun der Winter über die Cotswolds. Die schneidende Luft war erfrischend wie kaltes Wasser – äußerst angenehm, wenn man nur zu einem kurzen, flotten Spaziergang oder Ausritt draußen ist und nachher in ein warmes Haus zurückkehren kann. Aber die Zentralheizung in Alconleigh hatte schon immer zu wünschen übriggelassen, und inzwischen hatten sich die alten Rohrleitungen wohl vollends mit Kesselstein verstopft – jedenfalls wurden sie nur noch lauwarm. Zwar spürte man, wenn man aus der eisigen Kälte von draußen in die Halle kam, einen Augenblick lang etwas wie Wärme; aber dieser Eindruck verflüchtigte sich bald, und während der Puls langsam zurückging, beschlich den Körper eine grausame Erstarrung. Den Männern auf dem Gut, das heißt, den Alten, die nicht bei der Armee waren, blieb keine Zeit, um Holz für die Kamine zu hacken; unter der Führung von Onkel Matthew waren sie von morgens bis abends damit beschäftigt, zu exerzieren, Barrikaden und Blockhäuser zu errichten und alle erdenklichen Vorbereitungen zu treffen, um es den Deutschen so schwer wie möglich zu machen, bevor sie selbst als Kanonenfutter endeten.
    »Ich rechne damit«, verkündete Onkel Matthew stolz, »dass wir sie zwei – möglicherweise drei – Stunden lang aufhalten können, bevor wir alle niedergemacht werden. Gar nicht schlecht für eine so kleine Stellung.«
    Wir schickten unsere Kinder zum Holzsammeln. Davey entwickelte sich zu einem fleißigen und überraschend tüchtigen Holzhacker (er hatte es abgelehnt, in die Heimwehr einzutreten, und erklärt, er habe ohne Uniform stets besser gekämpft), aber aus irgendeinem Grund brachten sie immer nur gerade genug zusammen, um das Feuer im Kinderzimmer und das im braunen Wohnzimmer zu unterhalten, wenn es nach dem Tee angezündet wurde; aber da das Holz ziemlich feucht war, wurde es hier erst richtig warm, wenn die Zeit kam, sich loszureißen und die eiskalten Treppen hinauf ins Bett zu tappen. Nach dem Dinner wurden die Sessel auf beiden Seiten des Kamins immer von Davey und meiner Mutter mit Beschlag belegt. Davey meinte entschuldigend, letztlich wäre es für alle viel unangenehmer, wenn er sich eine seiner Erkältungen zuzöge; die Hopse ließ sich einfach hineinplumpsen. Wir anderen saßen in einem Halbkreis jenseits aller wirklichen Wärme und blickten sehnsüchtig in das gelbliche Geflacker, das oft zu einem trüben Rauchen zusammensank. Linda trug einen mit Hermelin gefütterten Abendmantel aus Polarfuchs, der ihr bis auf die Füße reichte. In ihn hüllte sie sich zum Dinner und litt weniger als wir anderen. Tagsüber trug sie entweder ihren Zobelmantel und schwarze, mit farblich abgestimmtem Zobelpelz gefütterte Wildlederstiefel, oder sie lag, in eine riesige, mit weißem Samt gefütterte Nerzdecke

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