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Enigma

Enigma

Titel: Enigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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Baxter.
    Jericho nickte und kritzelte seine Initialen auf den Block.
    »Ein gutes Omen.«
    Danach begann sich das Tempo der Ereignisse zu beschleunigen.
    Um 8.25 Uhr wurden zwei lange, von Magdeburg kommende Meldungen aufgefangen, die Cave sofort als Befehle der U- Boot-Zentrale erkannte, mit denen sämtliche U-Boote im Nordatlantik in die Gefechtszone beordert wurden. Um 9.20 Uhr legte er den Telefonhörer auf und verkündete, daß die Admiralität den Kommandanten des Konvois gerade gewarnt habe, daß er vermutlich entdeckt worden war. Sieben Minuten später klingelte das Telefon abermals. Horchstation Flowerdown. Ein zweiter E-Auftakt von fast derselben Stelle wie der erste. Die Wrens kamen damit herbeigelaufen.
    KLYS QNLP.
    »Derselbe Leichenwagen«, sagte Cave. »Hält sich an die Standardregeln. Gibt ziemlich genau alle zwei Stunden eine Meldung durch.«
    »Planquadrat?«
    »Dasselbe.«
    »Kurs des Konvois?«
    »Gleichfalls unverändert. Bis jetzt.«
    Jericho kehrte zu seinem Tisch zurück und schob die Eselsbrücke vom ersten Mal unter das neue Kryptogramm.
    K L Y S Q N L P D D F G R X ? ?
    Wieder gab es keine Buchstabenkollisionen. Die goldene Regel der Enigma, ihre einzige, fatale Schwäche: Nichts ist je es selbst - A kann niemals A sein, B kann niemals B sein… Es funktionierte. Seine Füße vollführten unter dem Tisch einen kleinen Freudentanz. Er schaute auf und sah, daß Baxter ihn anstarrte, und ihm wurde zu seinem Entsetzen bewußt, daß er lächelte.
    »Erfreut?«
    »Natürlich nicht.«
    Aber er schämte sich so sehr, daß er, als Logie eine Stunde später erschien und sagte, daß gerade ein zweites U-Boot eine Kontaktmeldung abgesetzt hätte, sich persönlich verantwortlich fühlte.
    SOUY YTRO Um 11.40 Uhr begann ein drittes U-Boot den Konvoi zu verfolgen, um 12.20 Uhr ein viertes, und plötzlich hatte Jericho sieben Meldungen auf seinem Schreibtisch. Er spürte deutlich, daß Leute hinter ihn traten und ihm über die Schulter schauten - Logie mit seinem brennenden Heuschober von einer Pfeife sowie der fleischartige Geruch und das schwere Atmen von Skynner. Er sah sich nicht um. Er sagte nichts. Die Außenwelt war für ihn dahingeschmolzen. Sogar Claire war jetzt nur noch ein Phantom. Da waren nur noch die Buchstabenschlaufen, die sich vor ihm bildeten und sich in den grauen Atlantik hinaus erstreckten, sich auf seinen Zetteln vermehrten und sich in seinem Denken in dünne Ketten aus Möglichkeiten verwandelten.
    Sie machten weder Frühstücksnoch Mittagspause. Den ganzen Nachmittag hindurch verfolgten die Kryptoanalytiker Minute für Minute aus dritter Hand den Verlauf der Jagd in zweitausend Meilen Entfernung. Der Kommandant des Konvois stand in ständigem Kontakt mit der Admiralität, die Admiralität hatte eine offene Leitung zu Cave, und Cave rief ihnen jedesmal zu, wenn eine neue Entwicklung so aussah, als könnte sie bei der Jagd nach Eselsbrücken nützlich sein.
    Zwei Meldungen um 13.40 Uhr - die erste eine kurze Kontaktmeldung, die zweite länger, mit ziemlicher Sicherheit von dem U-Boot kommend, das die Jagd eröffnet hatte -, beide zum erstenmal so dicht aufeinanderfolgend, daß die Peilgeräte an Bord der Begleitschiffe des Konvois sie orten konnten. Cave hörte eine Minute lang mit ernster Miene zu, dann verkündete er, daß die HMS Mansfield, ein Zerstörer, sich jetzt von der Hauptgruppe der Frachter trennte, um die U-Boote anzugreifen.
    »Der Konvoi hat gerade nach Südosten abgedreht. Sie versuchen, die Leichenwagen abzuschütteln, während die Mansfield sie zum Tauchen zwingt.«
    Jericho schaute auf. »Welchen Kurs steuert er?«
    »Welchen Kurs steuert er?« wiederholte Cave ins Telefon.
    »Verdammt noch mal, ich habe gefragt«, brüllte er, »welchen Kurs er steuert.« Er warf Jericho einen verzweifelten Blick zu. Der Hörer war fest an sein vernarbtes Ohr gepreßt. »Okay. Ja. Danke. Der Konvoi steuert 118 Grad.« Jericho griff nach dem Kleinen Signalbuch.
    »Werden sie es schaffen, sich davonzumachen?« fragte Baxter.
    Cave beugte sich mit Lineal und Winkelmesser über seine Karte. »Vielleicht. Ich hätte an ihrer Stelle dasselbe getan.« Eine Viertelstunde verging, und nichts passierte.
    »Vielleicht haben sie es geschafft«, sagte Puck. »Und was tun wir dann?«
    Cave fragte: »Wieviel Material brauchen Sie noch?«
    Jericho zählte die Meldungen. »Wir haben neun. Wir brauchen weitere zwanzig. Fünfundzwanzig wären noch besser.«
    »Großer Gott.« Cave musterte sie

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