Enigma
wiedergutmachen, indem er endlich einen Konvoi sichtete. Um 18 Uhr tauchte er ab, um einem begleitenden Zerstörer auszuweichen, und als die Nacht hereinbrach, kam er wieder hoch, um anzugreifen. Ihm standen zwölf Torpedos zur Verfügung, jeder sieben Meter lang und mit einem eigenen Elektromotor ausgestattet, imstande, durch einen Konvoi zu laufen, einen Halbkreis zu beschreiben und zurückzulaufen, wieder einen Halbkreis zu beschreiben und so weiter und so weiter, bis entweder sein Strom verbraucht oder ein Schiff versenkt worden war. Der Sensormechanismus war primitiv; es kam gelegentlich vor, daß ein U-Boot von seiner eigenen Waffe verfolgt wurde. Sie wurden Zielsuchtorpedos genannt. Feiler schoß vier von ihnen ab.
Von: Feiler In Planquadrat BC 6956 um 0116. Viererfächer Auf Konvoi auf südlichem Kurs mit 7 Knoten. Ein Dampfer von 6000 Bruttoregistertonnen: Grosse Explosion und Rauchwolke, dann nichtsmMehr zu sehen. Ein Dampfer von 5500 Brt brennend zurückgelassen. Zwei weitere Treffer gehört, keine Beobachtungen.
Am 25. meldete Feiler seine Position.
Am 26. kehrte sein Pech zurück.
Von: U 653 Befinde mich in Planquadrat BC 8747.
Hochdruckaggregat 2 und Steuerbordtauchzelle unklar. Ballastbunker 5 undicht. Diesel erzeugt dichten weissen Qualm.
Die Zentrale brauchte die ganze Nacht, um ihre Ingenieure zu konsultieren, und erwiderte am folgenden Morgen um 10 Uhr: An: U 653 Zustand von Ballastbunker 5 ist das einzige, was Rückkehr erforderlich machen könnte.
Selbst entscheiden, dann Meldung machen.
Um Mitternacht hatte Feiler seine Entscheidung getroffen: Von: U 653 Kehre nicht zurück.
Am 3. März ging U 653 in schwerer See bei einem U-Boot- Tanker längsseits und übernahm 65 Kubikmeter Treibstoff und Vorräte, die für weitere vierzehn Tage auf See ausreichten.
Am 6. wurde Feiler angewiesen, sich einer neuen Gruppe anzuschließen, die den Codenamen »Raubgraf« trug.
Und das war alles.
Am 9. März änderten die U-Boote ganz plötzlich ihr Wettercodebuch, so daß es für Shark ein Blackout gab. U 653 und weitere 113 U-Boote, von denen damals bekannt war, daß sie im Atlantik operierten, verschwanden aus dem Blickfeld von Bletchley.
Um 5 Uhr britischer Zeit am 16. März, einem Dienstag, ungefähr neun Stunden nachdem Jericho den Austin stehengelassen hatte und in Baracke 8 gegangen war, fuhr U 653 aufgetaucht in Richtung Osten, um nach Frankreich zurückzukehren. Im Nordatlantik war es 3 Uhr.
Nachdem Feiler nach zehn Tagen auf Posten in der Raubgraf-Gruppe keinen Konvoi gesichtet hatte, beschloß er, nach Hause zurückzukehren. Er hatte außer Leutnant Laudon vier weitere Matrosen verloren, die gleichfalls über Bord gespült worden waren. Einer seiner Maate war krank. Der Steuerbordmotor machte immer noch Probleme. Der eine noch vorhandene Torpedo war defekt. Das Boot, das keine Heizung hatte, war kalt und feucht, und alles - Spinde, Nahrungsmittel, Uniformen - war mit grünlichweißem Schimmel bedeckt. Feiler lag auf seiner nassen Koje, zusammengerollt, um sich gegen die Kälte zu schützen, lauschte gequält dem unregelmäßigen Tuckern der Maschine und versuchte zu schlafen.
Auf der Brücke bildeten vier Männer die Nachtwache: für jede Himmelsrichtung einer. Sie waren in tropfendes schwarzes Ölzeug eingepackt und mit Metallriemen an der Reling festgeschnallt. Jeder von ihnen trug eine Schutzbrille, hielt ein Zeiss-Fernglas fest an die Augen gedrückt und starrte in seinen jeweiligen Sektor Dunkelheit.
Die Wolkendichte betrug zehn Zehntel. Der Wind blies stahlhart. Der Rumpf des U-Bootes stampfte unter ihren Füßen so heftig, daß sie über die nassen Deckplanken rutschten und gegeneinanderprallten.
Direkt voraus, in Richtung des unsichtbaren Bugs, schaute ein junger Obersteuermann namens Heinz Theen. Er starrte in eine so unendliche Schwärze, daß man sich ohne weiteres vorstellen konnte, sie wären vom Rand der Welt heruntergefallen. Da sah er plötzlich ein Licht. Es blitzte im Nirgendwo auf, mehrere hundert Meter vor ihm, leuchtete zwei Sekunden und verlöschte wieder. Wenn sein Fernglas nicht genau darauf gerichtet gewesen wäre, hätte er es niemals gesehen.
So merkwürdig es erscheinen mochte - ihm wurde klar, daß er gerade gesehen hatte, wie sich jemand eine Zigarette anzündete.
Ein Matrose der Alliierten, der sich mitten im Nordatlantik eine Zigarette anzündete.
Er rief vom Kommandbrurm hinunter: »Kommandant auf die Brücke!«
Als Feiler dreißig Sekunden später
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