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Enigma

Enigma

Titel: Enigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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sich das feststellen läßt: Spaß haben.« Wigram leckte einen Finger an und blätterte um. »Ein bißchen freiwillige Mitarbeit bei der zivilen Verteidigung. Nicht sonderlich anstrengend. Juli einundvierzig: Übersetzerin im Ministerium für Kriegswirtschaft. August zweiundvierzig: bewirbt sich um eine Sekretärinnenstellung beim Auswärtigen Amt. Gute Sprachkenntnisse. Empfohlen für eine Beschäftigung in Bletchley Park. Siehe beiliegendes Schreiben vom Vater, bla bla. Vorstellungsgespräch am 10. September. Angenommen, überprüft, beginnt in der Woche darauf mit der Arbeit.« Wigram blätterte in seinem Notizbuch vor und zurück. »Das war´s so ungefähr. Kein sonderlich rigoroser Ausleseprozeß, finden Sie nicht auch? Aber schließlich kommt sie aus einer fürchterlich guten Familie. Und Papa arbeitet in der Zentrale. Und außerdem ist Krieg. Möchten Sie dem irgend etwas hinzufügen?«
    »Ich glaube, das kann ich nicht.«
    »Wie haben Sie sie kennengelernt?«
    In den nächsten zehn Minuten beantwortete Jericho Wigrams Fragen. Er tat es sorgfältig und - meistens - wahrheitsgemäß. Wo er log, geschah dies nur durch Auslassungen. Bei ihrer ersten Verabredung hatten sie ein Konzert besucht. Danach waren sie ein paarmal abends zusammen ausgegangen. Sie hatten sich einen Film angesehen. Welchen? In Which We Serve.
    »Hat er Ihnen gefallen?«
    »Ja.«
    »Ich werde es Noel sagen.«
    Sie hatten sich nie über Politik unterhalten. Sie hatte nie über ihre Arbeit gesprochen. Sie hatte nie andere Freunde erwähnt.
    »Haben Sie mit ihr geschlafen?«
    »Das geht Sie nichts an.«
    »Ich notiere das als ja.«
    Weitere Fragen. Nein, ihm war an ihrem Benehmen nichts aufgefallen. Nein, er hatte nicht den Eindruck gehabt, daß sie angespannt oder nervös war, verschlossen, schweigsam, aggressiv, neugierig, launenhaft, deprimiert oder überschwänglich - nein, nichts von alledem -, und am Ende hatten sie sich nicht gestritten? Wirklich nicht? Nein. Also - was war passiert mit Ihnen?
    »Ich weiß es nicht. Auseinandergedriftet.«
    »Hat sie sich mit jemand anders getroffen?«
    »Vielleicht. Ich weiß es nicht.«
    »Vielleicht. Sie wissen es nicht.« Wigram schüttelte verwundert den Kopf. »Erzählen Sie mir von gestern Nacht.«
    »Ich bin mit dem Rad zu ihrem Haus gefahren.«
    »Wann?«
    »Gegen zehn, halb elf. Sie war nicht da. Ich habe mich kurz mit Miss Wallace unterhalten. Dann habe ich mich auf den Heimweg gemacht.«
    »Mrs. Armstrong sagt, sie hätte Sie erst um zwei Uhr morgens heimkommen hören.«
    Obwohl ich auf Zehenspitzen gegangen bin, dachte Jericho.
    »Ich muß noch eine Weile mit dem Rad herumgefahren sein.«
    »Ganz bestimmt. In der Kälte. In der, Dunkelheit. Sie müssen ungefähr drei Stunden herumgefahren sein.« Wigram warf einen Blick auf seine Notizen, tippte sich mit dem Stift an die Nase. »Schwach, Mister Jericho. Ich habe den Punkt noch nicht gefunden. Aber trotzdem, eindeutig schwach.« Er klappte das Notizbuch zu und lächelte zuversichtlich. »Darauf können wir später noch zurückkommen.« Er legte die Hand auf Jerichos Knie und stemmte sich hoch. »Zuerst müssen wir unser Kaninchen fangen. Ich nehme an, Sie haben keine Ahnung, wo sie sein könnte? Keine Lieblingslokale? Kein kleiner Bau, in dem sie sich verkrochen haben könnte?« Er schaute auf Jericho herab, der den Fußboden betrachtete. »Nein? Nein. Das dachte ich mir.«
    Als Jericho das Gefühl hatte, sich wieder unter Kontrolle zu haben, schaute er zu Wigram auf, der sich seinen schönen Mantel über die Schultern gelegt hatte und damit beschäftigt war, Fusseln von seinem Kragen zu entfernen.
    »Es könnte alles Zufall sein«, sagte Jericho. »Ist Ihnen das klar? Ich meine, Dönitz scheint in Bezug auf Enigma schon immer argwöhnisch gewesen zu sein. Darum hat er wohl auf den U-Booten Shark eingeführt.«
    »Oh, durchaus«, sagte Wigram vergnügt. »Aber betrachten wir es einmal von der anderen Seite. Nehmen wir an, die Deutschen haben tatsächlich Lunte gerochen von unserem Vorgehen hier. Was könnten sie dagegen unternehmen? Sie können schließlich nicht über Nacht hunderttausend Enigma-Maschinen auf den Müll werfen, oder? Und was ist mit all ihren Experten, die immer wieder behaupten, Enigma wäre nicht zu knacken? Sie werden ihre Meinung nicht grundlos ändern. Nein. Sie tun nur das, was sie ihrer Ansicht nach tun können. Sie fangen an, jedem verdächtigen Zwischenfall nachzuspüren. Und in der Zwischenzeit versuchen sie,

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