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Entbrannt

Entbrannt

Titel: Entbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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Gitterstäben. »B itte, geh zu Lincoln. Sie tun ihm weh.«
    Phoenix sah mich kummervoll an, aber er nickte.
    Es war traurig, aber in dem Moment fühlte ich mich von dem Gedanken getröstet, dass Lincoln nach meinem Tod nicht den Schmerz zu ertragen brauchte, mich zu sehen und es zu spüren– seine Seele würde in dem Moment, in dem ich starb, zerbrechen und dann würde ihm selbst sein eigener Tod nicht mehr wehtun.
    Ich ging in den hinteren Teil meines Käfigs. Die Kinder umringten ihn und kamen alle auf mich zu, als wäre ich so etwas wie ein Magnet. In ihren Augen leuchtete ein gefährliches Gefühl auf. Hoffnung.
    Meine Brust schnürte sich zusammen, und plötzlich spürte ich das Gewicht so vieler Leben, die sich im Schwebezustand befanden.
    »A tme«, sagte eine junge Stimme.
    Ich drehte mich um und sah eines der älteren Kinder.
    »A tme«, sagte der Junge wieder.
    Ich merkte, dass ich keuchte und kurz davor war zu hyperventilieren. Ich versuchte, mich zu beruhigen. Ich dachte schon, das würde nicht funktionieren, doch dann spürte ich ihn.
    Lincoln.
    Unser Band, unsere Seelen. Es war anders, als wenn Phoenix meine Gefühle infiltriert hatte, das hier war intimer und natürlicher. Er war einfach da, schlang sich um mich und tröstete mich wie die Nachmittagssonne, die in die Haut dringt. Ich kauerte mich nieder und schloss die Augen, konzentrierte mich auf die Wärme, die sich in meinem Körper und meiner Seele ausbreitete.
    »G ut«, sagte die junge Stimme.
    Ich schlug die Augen auf und musterte den Jungen erstaunt. Er war vielleicht elf, und der Art und Weise nach zu urteilen, wie die Jüngeren ihn ansahen, war er ihr Anführer.
    »W ie heißt du?«, fragte ich.
    »S imon«, sagte er und richtete sich auf.
    Ich nickte ihm zu. »D anke, Simon.«
    »S chon gut. Es hat bei uns allen ein wenig gedauert, bis wir uns hier unten eingewöhnt hatten. Käfige und Gestank machen keine glücklichen Gedanken.«
    Ich setzte mich, noch immer spürte ich die Verbindung zu Lincoln, die mich von Sekunde zu Sekunde stärker machte. Ich nahm wahr, dass er geschlagen worden war, aber ich wusste– genau wie er für mich da war, spürte er mich auch. Gemeinsam hatten wir Sicherheit.
    Und das brauchten wir.
    »B ist du hier, um uns zu retten?«, sagte eine winzige Stimme hinter mir.
    Ich drehte mich um und sah mich einem kleinen Mädchen gegenüber, das kaum älter war als sechs. Sie war spindeldürr und trug etwas, was wie ein zerrissenes, schmutziges Nachthemd aussah. Ihr Gesicht hatte Schrammen und ihre nackten Füße waren schwarz. Ihre riesigen braunen Augen blinzelten mich an, während sie auf meine Antwort wartete. Ich merkte, dass alle große Augen machten und mich anstarrten.
    So viele. Ein Pfeil für jeden von ihnen. Keine Chance …
    Ich schluckte und sah Simon an, der mich aufmerksam beobachtete. So jung– und dennoch sah er mich an, als würde er verstehen.
    Er wandte sich an die anderen und sagte zuversichtlich: »N atürlich ist sie deshalb gekommen. Warum sonst sollte Gott sie uns geschickt haben?«
    Die anderen Kinder nickten langsam und beobachteten mich weiterhin. Manche flüsterten in fremden Sprachen, während andere versuchten, es mit Händen und Füßen in Zeichensprache zu übersetzen. Ich musste ihnen etwas geben, aber… ich konnte nicht lügen.
    »I ch bin hier, um es zu versuchen.« Meine Stimme bebte, denn auf einmal stellte ich unsere Entscheidung infrage. Wir hatten uns die Situation aus allen möglichen Perspektiven angeschaut, aber wir hatten keinen Weg darin gesehen, massenhaft Kämpfer hierher zu holen, ohne das Leben der Kinder aufs Spiel zu setzen. Aber wenn das so war– Lincoln und ich eingesperrt, voneinander getrennt und ihnen vollkommen ausgeliefert… Was hatten wir getan?
    Mein Instinkt sagte mir, dass wir Phoenix vertrauen konnten. Ich betete, dass ich damit recht hatte. Sollte er sich jetzt gegen uns wenden, wäre alles umsonst gewesen.
    Ich wollte aufstehen, aber meine Knie zitterten und alles um mich herum verschwamm. Ich fiel wieder auf die Knie, danach wurde alles schwarz.
    Ich atmete tief ein. Die heiße Luft war stickig und brachte meine Kehle innerlich sofort zum Kochen. Ich würgte und setzte mich auf, meine Augen blinzelten ins helle Licht und versuchten zu fokussieren.
    Ich war in der Wüste.
    Schon wieder die gottverdammte Wüste!
    Ich hustete unkontrolliert und spähte ins Licht. Einer von ihnen war da, ich konnte nur nicht erkennen, wer von beiden es war.
    »W ar es das

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