Entbrannt
großem Respekt auf mich herunter, dass ich spürte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten.
»D u hast mehr Kraft als jeder andere Grigori, den es je vor dir gab und womöglich mehr als jeder, der noch kommen wird.« Er beugte sich herunter, während ich mich auf die Zehenspitzen stellte. Unsere Lippen trafen sich, und wir verweilten in vollkommener Harmonie. Als unser Kuss tiefer wurde, spürte ich, wie sich die Magie regte, die unsere Seelen verband, und ich erschauerte.
»E s ist mein Privileg, dich zu lieben«, sagte er. Bei jedem Wort streiften seine Lippen mein Ohr. »V ergiss nie– ich bereue nichts.« Er küsste mich hinter dem Ohr und atmete tief ein. »A bsolut gar nichts.«
Etwas regte sich in meinem Magen. Ich wich ein wenig zurück und sah ihm forschend in die Augen.
Aber er starrte einfach nur zurück und unterstrich dadurch nur noch die Wahrheit und die Liebe in seinen Worten. Ich umfasste sein Gesicht mit meinen Händen. »I ch auch nicht. Ich liebe dich auch. Mit allem, was ich bin.«
Phoenix, der ein paar Schritte vorausgegangen war, um uns einen Moment für uns zu geben, räusperte sich. »E s ist Zeit«, sagte er.
Wir folgten ihm zu den massiven schwarzen Toren, die von den Verbannten flankiert wurden, die uns begleitet hatten. Es fühlte sich an, als müssten wir eine ganze Meile zurücklegen, nur um zu ihnen zu gelangen. Dabei gingen wir über ein ansteigendes, gepflegtes Rasenstück, das nach Geld und Macht roch. Ich fragte mich flüchtig, wer in all den Jahren, in denen Lilith weg gewesen war, hier wohl gewohnt und das Anwesen gepflegt hatte.
Als wir durch die Eingangstür gegangen waren, überwältigte uns die schiere Anzahl von Verbannten. Sie grinsten und waren übermäßig aufgeregt und in gefährlicher Stimmung, weil wir auf ihrem Territorium waren. Phoenix schützte uns und zögerte nicht, wenn einer der Verbannten die Kontrolle verlor. Es war unglaublich, dass er so viel Macht über sie hatte, trotzdem ließ er vier Verbannte schmerzgekrümmt am Boden zurück, nachdem wir durch die Eingangshalle gegangen waren. Wie vereinbart hatten es Lincoln und ich unterlassen, ihm zu helfen.
Phoenix führte uns in einen Raum, der früher wohl ein prachtvoller Ballsaal gewesen war. Jetzt war er eher ein Schrein. Durch die Mitte des Raumes zog sich ein schwarzer Teppich zu einem üppig verzierten, hässlichen goldenen Thron, auf dem Lilith saß.
Meine Sinne registrierten ihre Kraft und ich taumelte. Lincoln stützte mich, indem er mir die Hand unter den Ellbogen legte. Ich hatte sie in der Akademie gesehen, aber ich hatte sie nicht so wahrgenommen wie jetzt. Sie saß aufrecht da, flankiert von zwei Verbannten. Einer davon war Olivier.
Er trat vor und gab zwei anderen Verbannten ein Zeichen. »E ntwaffnet sie.«
Die Verbannten waren gründlich und fanden unsere versteckten Waffen schnell.
Lilith verströmte Macht wie eine lebendige, atmende Kraft, mit der sie die Welt nährte. Ihr Haar war faszinierend, es fiel ihr bis zur Hüfte und war von einem lebhaften Orange-Gold. Jede Strähne sah aus wie edles, gedrehtes Karamell. Ihre Augen hatten einen weichen Pfirsichton, aber sie waren mit schwerem Schwarz umrandet, sodass sie sehr eindrucksvoll aussahen. Sie beobachtete, wie wir uns näherten, mit ihrem unnachgiebigen, vogelartigen Starren studierte sie jede Bewegung. Und zwar nicht nur unsere. Sie beobachtete alle und alles um sie herum mit dem gleichen intensiven prüfenden Blick.
Sie regte sich auf ihrem Thron. Sie schlug die Beine übereinander und richtete sich ein wenig auf. Es wäre untertrieben, sie als schön zu bezeichnen. Die Tatsache, dass es mir bei ihrem Anblick den Atem verschlug, gab mir nur einen winzigen Hinweis darauf, was sie– Lady Lust– mit dem anderen Geschlecht anstellte. Als würde sie diesen Gedanken spüren, kräuselten sich ihre Mundwinkel, als sie mich und danach Lincoln anschaute. Sie hatte ein provokatives, blutrotes Kleid an, das mehr enthüllte als verdeckte, und zweifellos genoss sie die Macht, die sie über Männer ausübte.
Ich warf Lincoln einen Blick zu und hatte fast damit gerechnet, dass er sabberte, aber er sah nicht einmal in ihre Richtung. Ich folgte seinem Blick und musste ein Keuchen unterdrücken.
Um sie herum lagen Männer– Menschen– auf dem Boden, sie hatten kaum etwas an und waren zu Tode erschöpft. Sie waren an den Thron gekettet uns sahen aus, als hätten sie seit Wochen nichts getrunken und gegessen, und doch betrachtete jeder
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