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Entbrannt

Entbrannt

Titel: Entbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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von ihnen Lilith mit Verlangen. Sie waren von einer dicken, schwarzen Schicht bedeckt, die, wie mir auf einmal bewusst wurde, aus Schatten bestand. Ich zapfte Lincolns Schattenfinder-Fähigkeit an.
    Lincoln nahm meine Hand in seine. Es hatte eine Zeit gegeben, in der ich eine solche Zurschaustellung abgelehnt hätte, in der ich dies als Schwäche empfunden hätte. Aber das machte mir jetzt nichts mehr aus. Ich wollte nicht mehr allein dastehen oder beweisen, dass ich niemanden brauchte. Ich brauchte jemanden. Und was Lincoln und ich nun hatten, ging weit darüber hinaus.
    Mir entging Liliths enttäuschter Blick nicht, als sie merkte, dass Lincolns Aufmerksamkeit nicht ihr galt, aber sie überspielte es rasch mit einem mörderischen Lächeln.
    Rasch schaute ich mich um. Evelyn war nirgends zu sehen.
    »W irklich bemerkenswert«, sagte Lilith, ihre melodische Stimme und ihr vollmundiger Akzent waren zeitlos. Sie sah mich an. »S o ein unscheinbares Mädchen– du hast nichts Besonderes an dir, und doch machst du mir Konkurrenz, wie ich sehe. Und was am beunruhigendsten ist«– sie wandte sich mit weniger freundlichem Blick Phoenix zu–, »d u hältst das Herz meines Sprosses in den Händen, auch wenn du deines offenbar einem anderen gegeben hast. Oje, oje… na ja, ich glaube, ich sollte dir danken.«
    Ihr Lächeln wurde noch einen Tick intensiver und fast hätte man erwartet, dass im Hintergrund ein Chor anfängt zu singen.
    »O hne dein Eingreifen hätte mein Sohn wohl niemals sein Rückgrat entdeckt und mich zurückgeholt. Schade für dich, dass meine Dankbarkeit schon immer von kurzer Dauer war, und dein Erbe inspiriert einfach zu einer besonders… leidenschaftlichen Reaktion.« Sie stand auf und ich machte mich schon darauf gefasst, dass sie auf mich zukäme, aber sie sah einfach nur auf uns herunter.
    »W ir sind wegen der Kinder hier«, sagte ich, weil ich keinen Sinn darin sah, noch mehr Belanglosigkeiten auszutauschen.
    »N atürlich seid ihr das. Und ich bin mir sicher, man hat euch erklärt, dass ich nicht ohne Mitgefühl bin.« Sie ging auf einen der Männer zu ihren Füßen zu und tätschelte ihm den Kopf. Seine Wangen waren vor Hunger völlig eingefallen, und dennoch stöhnte er vor Lust, als sie ihn berührte. »I ch gewähre euch die Möglichkeit, die Kinder lebend aus meiner Gefangenschaft zu befreien. So viele Pfeile du überdauern kannst, so viele Kinder werden freigelassen.«
    Ich nickte. »D as hat man mir gesagt. Aber wir brauchen jemanden, der die Kinder in Sicherheit bringt, sobald sie frei sind.«
    Lilith winkte ab. »I hr dürft nicht noch einen von euren Leuten in dieses Haus bringen.«
    Darauf waren wir gefasst gewesen. »W ie steht es mit einem, der einst zu euch gehört hat?«
    Sie zog die Augenbrauen nach oben.
    »I ch kenne einen Verbannten, der jetzt nur noch ein Mensch ist«, erklärte ich.
    Sie wich erschrocken zurück und antwortete dann angewidert: »E r hat sich selbst dafür entschieden?«
    Zeit, ein paar Kleinigkeiten über mich zu erfahren.
    Ich hielt ihren Blick. »N ein. Ich habe ihm seine Kräfte weggenommen.«
    Sie neigte den Kopf, als würde sie meinen Worten noch nachlauschen, ihre Aufmerksamkeit huschte im Raum umher, während sie darüber nachdachte. Schließlich warf sie mir einen nachdenklichen Blick zu. »U nd dann werden wir ein Abkommen treffen?«
    »J a«, antwortete ich.
    Sie sah Lincoln an und wartete. Er holte tief Luft und zögerte. Liliths Lächeln wurde noch breiter.
    »D as werden wir«, stimmte Lincoln endlich zu.
    Liliths Blick schoss zu Phoenix, und sie nahm wieder ihren Platz auf dem Thron ein. »T riff die Vorbereitungen«, sagte sie zu ihm, bevor sie ihn mit einer groben Handbewegung entließ. »B ringt ihn zur Südzelle und das Mädchen nach unten zu den Kindern. Zeigt ihr den Abschaum, für den sie bald sterben wird.«
    Aus den Schatten tauchten dunkle Verbannte auf. Zwei Dutzend von ihnen umringten uns rasch und meine Instinkte schrien Kämpf! Kämpf! Tu etwas! Irgendwas! Doch ich zwang mich dazu, stillzuhalten, als sie sich näherten. Ich knirschte mit den Zähnen, als sie Lincoln und mich auseinanderrissen und uns in unterschiedliche Richtungen wegführten.
    Als mir einer der Verbannten den Ellbogen in die Seite stieß, sagte Lilith: »N iemand rührt das Mädchen an. Sie soll für die Festlichkeiten heute Abend in Bestform sein. Ihr dürft jedoch«– sie hielt inne, um zu einem Entschluss zu kommen– »m it ihrer Liebe spielen, wenn es sein

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