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Entbrannt

Entbrannt

Titel: Entbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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Schritt auf mich zu. »K raft nimmt viele Formen an und verändert sich, wenn sie weitergegeben wird. So will es die Evolution. Das hier ist nicht anders, aber behandle diese Kraft mit Vorsicht. Gefühle sind roh. Wenn man daran herumpfuscht, läuft es selten so, wie wir wollen. Oft ist es zu spät zum Umkehren, wenn wir unseren Irrtum erkennen.« Seine Stimme stockte bei diesen letzten Worten.
    Wieder schwiegen wir eine Weile.
    »E s tut zu sehr weh«, gestand ich schließlich.
    »I ch weiß«, sagte er. Und er wusste es wirklich.
    »D u musst dich von allem befreien. Das ist nicht einfach, und so wie du im Moment bist– ich weiß nicht, ob das jetzt die beste Zeit ist.«
    Ich holte ein paarmal tief Luft und nahm die Information mit allem anderen auf, was mir Phoenix– ich war mir nicht sicher wie lange– erklärt hatte. Die Zeit verging hier anders.
    »J etzt oder nie«, sagte ich entschlossen.
    Er seufzte resigniert. »O kay. Wenn du zu ihnen gehst, werden alle dich haben wollen. Du repräsentierst das Leben und alles, wonach sie sich sehnen. Was immer es war, was sie an diesen Ort geführt hat, in dieses Zwischenreich, sie lechzen nach dem, was du hast. Sie werden dich mit ihren Sehnsüchten ersticken. Du hast nicht viel Zeit, ihn zu finden.«
    Ich nickte und blickte hinaus in die Unendlichkeit des Universums und zu den zahllosen Spiegelungen, die durch die Luft schwebten.
    »W as muss ich tun, wenn ich ihn finde?«
    »K annst du deine Kraft in dir spüren?«, fragte er.
    Ich presste die Hand auf meinen Bauch. »J a, sie ist wie eine tiefe Quelle.«
    »G enau. Wenn du ihn zurückbringen willst, dann musst du einen Weg finden, ihn in dich hinein zu holen. Er muss in deine Kraft absorbiert werden, sonst wird er sich nicht an dir festhalten können, wenn du diesen Ort verlässt.«
    »W ie werde ich das machen?«
    »S eine Seele wird verwirrt sein. Du wirst ihm zeigen müssen, was er am meisten will.«
    Ich wusste, was Lincoln am meisten wollte. »M eine Seele«, sagte ich nickend.
    Phoenix streckte die Hand aus und überraschte mich damit, dass er sie warm und weich an mein Gesicht legte. Mit sanften Augen sah er mich eindringlich an. »O h, Violet.« Er presste die Lippen zusammen und ich sah, dass er meinetwegen unendlich traurig war. »E s ist noch viel schwerer als das. Es ist dein Herz.«
    Ich blickte zur Seite. Ich konnte nicht über das, was er gerade gesagt hatte, nachdenken, konnte nicht daran denken, was das mit mir anstellen würde.
    Ich schluckte. »O kay. Ich bin bereit.«
    Phoenix, der neben mir gekauert hatte, stand jetzt auf und nickte. »I ch kann nicht mitkommen. Wenn du es hast, werde ich es wissen und dich zurückschicken.«
    Ein Teil von mir wollte nicht weg von ihm. »W erde ich dich wiedersehen?«
    »D as hängt von dir ab. Wenn du bereit bist, ruf in deinen Träumen nach mir. Ich werde da sein.«
    Ich ging ins Ungewisse, auf die Spiegelungen zu, die vor mir schimmerten. Sie schienen auf meine Anwesenheit zu reagieren und kamen auf mich zu, zuerst langsam, dann schneller und schneller. Ich spürte ihr Verlangen.
    Ich bewegte mich weiter, weil ich wusste, dass ich so weit wie möglich gehen musste. Sie wirbelten um mich herum, vibrierten vor Vorfreude. Ich war das, wonach sie lechzten, woran sie sich in irgendwelchen entlegenen Winkeln ihres Gedächtnisses erinnerten. Das war qualvoll und erschütternd und ich wollte stehen bleiben, in das Nichts zurückfallen und für sie weinen, aber das tat ich nicht.
    Stattdessen rannte ich mitten in sie hinein.
    Sie peitschten um mich herum, spielten verrückt, während sich immer mehr von ihnen meiner Gegenwart bewusst wurden. Ich spürte, wie sie kämpften und schoben, um näher an mich heranzukommen, bis ich mich schließlich nicht mehr bewegen konnte, ihr gemeinsamer Druck schuf ein Gefängnis, in das ich eingesperrt war.
    Ich warf den Kopf zurück, starrte die Sterne über mir an und fing mit dem Prozess an, mich zu befreien. Genau wie Phoenix gesagt hatte, stieß ich meine Familie weg, meine Freunde. Ich reinigte meine Gedanken von meinen Freuden, meinen Leidenschaften, meinem Kummer, meinen Hoffnungen und all meiner Reue. Ich schob die Verbannten weg, die Narben, aus den Kriegen, in denen ich gekämpft hatte und die noch kommen würden. Ich schob meine Engelberater und den Engel, der mich gemacht hatte, von mir. Und schließlich stieß ich Phoenix weg, sodass Lincoln alles darstellte, was noch übrig war.
    Ich spürte, wie mein Körper unter dem

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