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Entbrannt

Entbrannt

Titel: Entbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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enthüllte einen schlanken Körper mit festen Muskeln, der mich an ein Rennpferd erinnerte. Er wandte seine Aufmerksamkeit Lincoln zu.
    »V ielleicht ziehst du besser die Schuhe aus«, sagte er mit einem starken Akzent, den ich zwar nicht einordnen konnte, aber für europäisch hielt. Ich wurde ganz nervös, wenn ich darüber nachdachte, dass ich ihn wahrscheinlich nur nicht richtig einordnen konnte, weil er einfach so alt war.
    Hier geht es ja zu wie bei den Vereinten Nationen.
    Mein Blick wanderte zwischen den beiden hin und her, während Lincoln seine Schuhe und dann sein Hemd auszog. Als sich unsere Blicke begegneten, schüttelte er den Kopf und sagte leise: »S chau nicht zu. Konzentrier dich.«
    Was zum Teufel meinte er damit?
    Ich blickte zu Griffin, der zurückwich, und bemerkte ein weißes Viereck auf dem Boden– ein Sparring-Feld. Man hatte mir stundenlang berichtet, was für ein großartiger Kämpfer Seth war– »u nschlagbar« und »u naufhaltbar« waren die Worte, die dabei dauernd fielen.
    »V iolet«, erklang Josephines singende Stimme, »w ürdest du bitte zu uns heraufkommen? Sicherlich stimmst du mir zu, wenn ich sage, dass wir umso schneller zur Tagesordnung übergehen können, je schneller wir haben, was wir brauchen.«
    Ich ging auf sie zu und konzentrierte mich dabei auf Lincoln und Seth, die angefangen hatten, sich wie Raubtiere zu umkreisen.
    Mist.
    »I ch verstehe nicht. Soll Lincoln kämpfen?«
    Drenson stand auf und kam auf mich zu. »I ch glaube, durch eine kleine Ablenkung geht diese Sache hier schneller über die Bühne«, sagte er. Er streckte seine Hand aus, genau wie Rudyard es getan hatte, und ich wusste: Was immer Rudyard bei unserer ersten Begegnung mit mir gemacht hatte, wäre nichts gegen das, was jetzt gleich passieren würde.
    Als ich zögerte, nickte Josephine Seth zu, und in weniger als einer Sekunde war er meterweit nach oben gesprungen, wieder auf dem Boden gelandet und mit übermenschlicher Geschwindigkeit und Kraft herumgewirbelt– dann kollidierte sein Fuß mit Lincolns Gesicht. Lincoln ging zu Boden, bevor er Zeit hatte, zu reagieren.
    Schnell sprang Lincoln zurück auf die Füße. Mir stockte der Atem, als ich sah, dass seitlich an seinem Gesicht Blut herunterlief.
    Und das war nur der erste Schlag.
    »D eine Hand, Violet«, sagte Drenson.
    Oh Gott, wo sind wir da bloß hineingeraten? Diese Leute sind wahnsinnig.
    Lincoln steckte einen weiteren Schlag ein und konnte gerade noch verhindern, dass er wieder zu Boden ging. Kaum hatte er sich wieder aufgerichtet, führte Seth mit Lichtgeschwindigkeit einen weiteren furchterregenden Schlag aus, bei dem– wie ich vermutete– Lincolns Schulter ausgekugelt wurde, dem Winkel nach zu urteilen, den sein Arm hinterher beschrieb. Ich hörte ein Wimmern und merkte, dass ich das war.
    »J e eher du mir deine Hand freiwillig gibst, desto schneller können wir das beenden«, sagte Drenson.
    Das war es also. Ich musste Drenson meine Hand freiwillig geben, sonst würde seine Kraft nicht funktionieren. Jede Wette, dass es Josephines Vorschlag gewesen war, Lincoln windelweich zu prügeln, bis ich kooperierte.
    Genau ihr Stil.
    Lincoln rammte seine Faust in Seths Magen. Die Ratsmitglieder schienen wie eine Einheit zu erstarren. Ich lächelte über Josephines überraschtes Gesicht. Sie hatten Lincoln unterschätzt. Leider war Seth jedoch immer noch im Vorteil.
    Ich legte meine Hand in Drensons.
    Es fing langsam an und ich konzentrierte mich darauf, meine Schutzbarrieren oben zu halten, wie Griffin und Evelyn mich angewiesen hatten. Aber ich konnte meine Aufmerksamkeit nicht von Lincoln und Seth abwenden, die mitten im Raum wie Gladiatoren kämpften. Lincoln war schweißgebadet, Seth versetzte ihm einen tödlichen Schlag nach dem anderen. Wenn Lincoln nur ein Mensch gewesen wäre, hätte ein einziger dieser Schläge gereicht, um ihn umzubringen. Doch er stand immer wieder auf, kämpfte weiter und legte beträchtliche Kraft in seine Schläge.
    Dann setzte Drensons wahre Kraft ein, als hätte sie zuvor nur hinter einem Vorhang hervorgelinst. Er trat die Vordertür ein und stürzte in mich hinein. Ich wäre unter der Wucht des Aufpralls nach hinten gefallen, hätte mich nicht seine schraubstockartige Hand an Ort und Stelle gehalten.
    Ich strengte mich an, meine Deckung oben zu halten, versuchte zu verstecken, wer ich war, was ich war, aber die ganze Zeit konnte ich sehen, was mit Lincoln geschah. Er wurde gerade totgeprügelt und seine

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