Entbrannt
Schmerzen ergriffen von mir Besitz, selbst als Drenson in mich eindrang– alles, worauf ich mich konzentrieren konnte, war Lincoln.
Und genau da fiel bei mir der Groschen– das war der andere Grund, weshalb sie das taten. Seth schlug Lincoln nicht nur, um mich dazu zu zwingen, Drenson einen Einblick in meine Kraft zu gewähren, sondern damit ich meine Konzentration verlor und meine Deckung fallen ließ. Wenn das passierte, würden sie alles sehen.
Lincoln bekam einen weiteren Schlag ins Gesicht, sodass sein Kopf nach hinten zuckte. Ich war mir sicher, dass seine Nase und einige Rippen bereits gebrochen waren.
Doch anstatt zu schreien, dass sie aufhören sollten, anstatt hinzurennen und mit ihm zu kämpfen, kämpfte ich gegen alle natürlichen Instinkte an und… schloss die Augen. Ich blendete die Geräusche der Schläge auf seinen Körper aus. Einen nach dem anderen legte ich die Steine zurück, die aus meiner Schutzmauer herausgefallen waren. Ich zog die Barriere wieder hoch, die mir Sicherheit verschaffte. Die uns allen Sicherheit verschaffte.
Drenson war mächtig. Er schob und schubste heftig und machte sich nicht die Mühe, höflich zu sein. Ich konnte fühlen, wie seine Energie um meine Knochen schliff wie ein gezacktes Messer, das schabte und schnitt, und nach einem Weg nach drinnen suchte, erpicht darauf, die Kraftquelle zu finden, die in mir verborgen war. Doch selbst als er noch mehr drückte, selbst als ich die Tränen spürte, die unter dem Druck aus meinen Augen flossen, und das Blut, das aus meiner Nase rann, blieb ich stark.
Ich war stark.
Drenson packte meine Hand fester, bis ich das scharfe Knacken spürte. Er zerquetschte sie, als würde er eine Orange auspressen. Doch seine eigene Hand fing an zu zittern, und das gab mir die Ermutigung, die ich brauchte. Er wurde schwächer.
Als Rudyard zum ersten Mal seine Kraft bei mir einsetzte, hatte ich das nicht erwartet, und es war etwas ganz Neues für mich. Seitdem war eine Menge passiert, und ich war stärker, als ich es je zuvor gewesen war. Ich schlug die Augen auf und blickte direkt in Drensons.
»W enn du jetzt noch nicht bekommen hast, was du willst, dann lohnt es sich vielleicht, in Betracht zu ziehen, dass du es niemals bekommen wirst.« Ich wusste, dass meine Worte als die Drohung aufgefasst werden würden, als die sie gemeint waren.
Seine Nasenlöcher flatterten und sein Griff um meine Hand wurde fester. Noch mehr kleine Knochen brachen. Ich reagierte nicht darauf.
»D as reicht«, sagte Wil hinter Drenson. »D as führt doch zu nichts.«
Drensons Blick war auf mich geheftet, und ich wusste, dass ich in ihm heute keinen neuen Freund gefunden hatte. Doch wir mussten beide einen Weg finden, damit umzugehen, denn ich würde nicht zulassen, dass mich seine Macht wie eine Dampfwalze überrollte. Solange ich atmete, würde ich nicht zulassen, dass mich jemand auf diese Art unter Kontrolle hatte.
Er ließ seine Hand sinken, was eine Welle der Erleichterung durch meinen Körper jagte. Fast hätte ich vor Schmerzen gebrüllt, als das Blut in meine Hand zurückströmte. Stattdessen hielt ich sie hinter meinen Rücken und drehte mich zu der Stelle um, an der Lincoln und Seth gekämpft hatten.
Lincoln lag am Boden. Er atmete. Ich spürte, dass sein Herz schlug. Aber er war praktisch pulverisiert. Ich zwang mich, nicht zu ihm zu laufen.
Stattdessen ging Griffin hinüber, kauerte sich neben ihn und überprüfte seine Vitalfunktionen, während Seth zurück zu seinem Stuhl ging. Als Seth an mir vorbeikam, zögerte er und warf mir einen kurzen Blick zu, doch irgendwie schien er geradewegs durch mich hindurch zu sehen, als wäre ich nichts weiter als eine kleine Ablenkung.
»N ichts Persönliches. Nächstes Mal wird er bestimmt nicht so leicht zu schlagen sein, könnte ich mir vorstellen«, sagte er und ging weiter.
»W ow, Seth, das war vielleicht das Netteste, was du jemals gesagt hast«, schaltete sich Rania ein.
Fast hätte ich damit gerechnet, dass Seth sie aus ihrem Stuhl reißt, aber tatsächlich wandte er sich zu ihr um, machte eine kleine Verbeugung und– was für ein Schock!– lächelte sie an. Eine halbe Sekunde lang vielleicht.
»W enn wir hier jetzt fertig sind, bringen wir Lincoln auf sein Zimmer«, sagte Griffin, der jetzt aufgestanden war und den bewusstlosen Lincoln in den Armen hielt. Griffins Gesicht war eine Maske der Ruhe, aber ich bezweifelte, dass irgendjemandem der Zorn in seinen Augen entging. Lincoln war einer von
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