Entbrannt
missbrauchen.«
Ich mochte Rania.
»D anke«, sagte Griffin. Bescheiden senkte er den Kopf.
Ich merkte, dass sein Respekt ihr gegenüber echt war, und seine Dankbarkeit von Herzen kam. Rania beugte sich noch einmal vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Griffin nickte wieder und ich war mir sicher, eine Träne in seinem Auge gesehen zu haben, bevor er sie wegblinzelte.
Rania wandte sich an Lincoln und mich. Sie war ungefähr so groß wie ich. Und sie war hübsch. Glänzendes schwarzes Haar, das gerade und scharf auf Schulterlänge geschnitten war. Sie hatte etwas Exotisches an sich, noch mehr als Adele. Tatsächlich waren ihre Augen so eindrucksvoll, dass sie mich an…
»N yla«, flüsterte ich. Der Name fiel mir von den Lippen, ehe ich es verhindern konnte.
Sie lächelte. »N yla ist meine Schwester. Meine Zwillingsschwester. Allerdings sind wir keine eineiigen Zwillinge, wie man sehen kann.«
Ich starrte sie an– die Ähnlichkeit war jetzt eindeutig. Ihr Verhalten und die Wärme in ihren Augen ließen keinen Zweifel daran, dass sie mit Nyla verwandt war.
Nyla hatte mir nie erzählt, dass sie eine Zwillingsschwester hatte. Aber andererseits sprachen ältere Grigori kaum von ihren Familienangehörigen– das war ein Tabuthema. Meistens hatten sie sie verloren oder überlebt.
»I ch… ich… Nyla war… Sie war fabelhaft«, stotterte ich.
Ranias Lächeln wurde breiter, während ich nach Worten rang. »S ie war fabelhaft. Und ich bin zuversichtlich, dass sie es auch wieder sein wird.«
Dabei blitzte in ihren Augen eine stählerne Entschlossenheit auf, die so schnell wieder verschwand, wie sie gekommen war, und keinen Raum für Zweifel ließ– Rania war genau wie ihre Schwester eine erbitterte Kriegerin.
»I hr müsst sie besuchen, solange ihr hier seid«, sagte sie und schlug damit einen leichteren Ton an, als sie wieder auf ihren Platz zurückging.
Josephine gab sich nach Ranias Unterbrechung bewusst gelangweilt und sagte: »J etzt wo alle einander vorgestellt worden sind, würde ich gern ein paar Dinge mit euch besprechen. Erstens wollen wir feststellen, von welchem Rang genau Violet Eden abstammt. So aufregend die Gerüchte auch sind, so glaube ich doch, dass dieses Thema ein für alle Mal zu den Akten gelegt werden sollte.«
Griffin trat vor. »J osephine, wir haben einen langen Tag hinter uns. Bestimmt hat Violet das Recht, zuerst an einem Training der Akademie teilzunehmen, bevor irgendwelche Tests durchgeführt werden.«
Josephines Oberlippe zuckte. »W ir haben lang genug gewartet, Griffin. Glaub nicht, dass uns nicht bewusst ist, dass auch du uns Informationen vorenthalten hast.«
Griffin senkte den Kopf. »N ichts, von dem ich glaube, dass davon eine unmittelbare Gefahr für die anderen Grigori oder die Akademie ausgeht.«
»U nd wie steht es mit dem Rat, alter Freund? Hast du irgendwelche Informationen zurückgehalten, die dem Rat schaden könnten?«
Griffin nahm sich Zeit. Er sah jedes Mitglied an. Manche von ihnen erwiderten seinen Blick, andere wandten ihn interessanterweise ab. Ihre Reaktionen schenkten mir kein Vertrauen in das, was als Nächstes kommen würde.
»I ch habe nichts getan, was nicht im besten Interesse der Zukunft des Rates gewesen wäre.«
Rania, Wilhelm und Hakon hatten ihre Aufmerksamkeit auf Adele gerichtet, deshalb tat ich das auch. Als sie leicht den Kopf neigte, als würde sie akzeptieren, was Griffin gesagt hatte, fragte ich mich, ob sie die Wahrheit erkennen konnte, so wie Griffin. Was immer es war, ihr Wort schien denjenigen, die ihre Aufmerksamkeit auf sie gerichtet hatten, zu genügen.
»W ie du willst, Griffin, aber wir erlauben Violet erst zu gehen, wenn sie sich zumindest einem kleinen Kräftemessen gestellt hat. Drenson hat für heute seine Dienste angeboten.«
Griffin sah mich an, seine Miene war finster. »E rinnerst du dich an deine erste Begegnung mit Rudyard?«
Allerdings! Er hatte meine Hand genommen, seine Kraft in mich hineingeschoben und auf total zudringliche Weise Besitz von mir ergriffen. Nichts, was ich je wieder erleben wollte.
Ich nickte und blickte wieder zum Rat. Meine Gegner waren leicht zu erkennen– das waren diejenigen von ihnen, die grinsten. Ich schluckte den bitteren Geschmack in meiner Kehle hinunter und nickte Griffin erneut zu.
Er schloss kurz die Augen, und das brachte alle Alarmglocken in meinem Körper zum Schrillen.
Seth stand auf und ging in die Mitte des Raumes. Er zog sein locker sitzendes Hemd aus und
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