Entdecke die Kraft der Meditation
zugeschrieben: Wenn es zum Beispiel ein Löwe werden soll, schlägt man von dem Stein einfach alles weg, was nicht nach Löwe aussieht. Die Übung der meditativen Konzentration hat etwas von diesem Erkennen all dessen, »was nicht nach Löwe aussieht«: Wieder und wieder lassen wir alles los, was unwesentlich ist oder ablenkt. Wenn sich bei der Konzentrationsübung ein Gedanke einstellt – eine Erinnerung, eine Idee, ein Vergleich, eine verlockende Fantasie –, lassen wir ihn los. Wenn Ärger aufkommt oder Selbstverurteilung oder Vorfreude auf die Party am Abend, lösen wir uns gleich wieder davon und kehren ganz ruhig zum Objekt unserer Konzentration zurück. Wir lösen uns nicht aus Furcht von einem Gedanken oder Gefühl oder weil wir meinen, dergleichen solle sich nicht im Raum unserer Erfahrung abspielen, sondern weil sie eben jetzt nicht zur Sache gehören. Wir üben Konzentration, wir möchten mit der Aufmerksamkeit beim Atem bleiben.
Setzen oder legen Sie sich also wieder bequem hin. Schließen Sie die Augen, oder wenn Sie sie geöffnet halten, lassen Sie den Blick auf einem geeigneten Punkt vor sich ruhen. Sammeln Sie sich auf das Ein und Aus des Atems, sei es an der Nase, in der Brust oder im Bauch. Der Atem fließt ganz natürlich. Wenn Sie den Atem deutlich spüren, begleiten Sie jedes Einatmen und Ausatmen innerlich mit einem Atem ... Atem. Wenn jetzt ein Gedanke kommt, der stark genug ist, um Ihre Aufmerksamkeit vom Atem abzulenken, kennzeichnen Sie ihn einfach als nicht Atem . Es mag der schönste Gedanke der Welt sein oder vielleicht auch ein ganz schrecklicher, den Sie niemals jemand anderem anvertrauen würden – eben jetzt ist er einfach nicht Atem .
Lassen Sie ihn – und sich – ganz in Ruhe. Überlegen Sie nicht, weshalb dieser Gedanke jetzt kommt oder was aus ihm folgen mag. Sie müssen lediglich darauf aufmerksam werden, dass es nicht der Atem ist. Unsere Gedanken können, wie jeder weiß, zärtlich und zugewandt oder hässlich und grausam oder banal und langweilig sein – hier zählt einzig und allein, dass sie nicht Atem sind. Erkennen Sie jeden Gedanken als Gedanken und lösen Sie sich sanft von ihm, um zur Empfindung des Atems zurückzukehren.
Wir sind es gewohnt, anders zu reagieren. Wir greifen einen Gedanken begierig auf und spinnen vielleicht eine ganze Geschichte um ihn, oder wir versuchen in wegzuschieben, weil wir ihn los sein wollen. Bei dieser Meditation begegnen wir den Gedanken einfach und bleiben unberührt, zentriert und ruhig. Wir merken nur, es ist nicht der Atem , und überlassen den Gedanken in aller Gelassenheit sich selbst, um zu dem zurückzukehren, was Atem ist .
Zuletzt, wenn Sie sich bereit fühlen, öffnen Sie die Augen und entspannen sich.
Mini-Meditationen für den ganzen Tag
Was wir tagsüber zu tun haben, lässt uns immer wieder kleine Pausen für kurze Meditationen. Es sind Augenblicke, die wir nutzen können, um Ablenkung und nervöse Spannung einmal abzuschütteln und uns auf Konzentration und Ruhe zu besinnen.
Überall, wo wir gerade atmen, können wir auch meditieren – während wir irgendwo am Schalter anstehen oder unserem Sohn bei seinem Fußballspiel zusehen oder bevor wir uns zu einer wichtigen Besprechung auf den Weg machen. Nehmen Sie sich so oft wie möglich und da, wo sie gerade sind, einen Moment Zeit, um sich auf die Empfindung des Atems an der Nase, in der Brust oder im Bauch einzulassen, an der Stelle, an der es Ihnen am leichtesten fällt. Sie müssen dabei nicht die Augen schließen oder sich anders benehmen; es soll nicht ungewöhnlich aussehen und Sie befangen machen. Sie machen sich nur diesen Augenblick zunutze und sammeln sich kurz, vielleicht für zwei, drei aufmerksame Atemzüge, in denen Sie ruhig werden und sich auf Ihre Tiefe besinnen.
Manche legen sich dazu eine Art Programm zurecht oder wählen bestimmte Auslöser, um diesen Augenblicken der Achtsamkeit einen festen Platz in ihrem Tagesablauf zu verschaffen: Sie atmen dreimal aufmerksam durch, bevor sie eine E-Mail beantworten; wenn sie sich das Mittagessen warm machen, nehmen sie das »Bing« der Mikrowelle als Signal für achtsames Atmen; sie lassen das Telefon dreimal bimmeln, bevor sie abnehmen, und nehmen in dieser kurzen Zeit einen achtsamen Atemzug, der sie zu sich selbst zurückbringt. Ich kenne eine Frau in leitender Stellung, die sich von ihrer Assistentin eine Freiminute vor jeder Besprechung vormerken lässt, und die wird dann für eine kurze
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