Entdecke die Kraft der Meditation
Atemmeditation benutzt.
In solchen Augenblicken verstohlener Meditation können wir die innere Ruhe auffrischen, die wir uns in den langen Übungssitzungen schaffen. Außerdem halten sie uns bewusst, dass der Atem immer da ist als die Ressource, mit deren Hilfe wir uns sammeln, um wieder zu wissen, was uns eigentlich wichtig ist.
Betrachtungen zur ersten Woche
Die Übung des achtsamen Atmens, bei der wir die Aufmerksamkeit wieder und wieder zurückholen, hat vielleicht nichts Glanzvolles oder Dramatisches, aber sie ist wertvoll – gerade in Zeiten, in denen wir uns sagen müssen: »Ich muss einen neuen Anfang finden. Ich kann nicht an diesem Punkt bleiben, an dem sich einfach nichts mehr bewegt.« Ist das nicht etwas wirklich Wünschenswertes für Ihr Leben?
Als ich mit der Meditationspraxis anfing, ging ich davon aus, dass man sich finster entschlossen ins Zeug legen muss, um dem Denken Zügel anzulegen und sich zur Konzentration zu erziehen. Bei meinem allerersten Meditationsretreat machte mich das fruchtlose Bemühen um Aufmerksamkeit derart verrückt, dass ich in meiner Verzweiflung beschloss, beim nächsten Abschweifen meiner Aufmerksamkeit den Kopf an die Wand zu schlagen.
Zum Glück war das der Moment, in dem der Essensgong ertönte. Beim Anstehen an der Essensausgabe bekam ich das Gespräch zweier Teilnehmer mit, die ich nicht kannte. Der eine fragte den anderen, wie der Vormittag bei ihm gelaufen sei. Der andere, ein hagerer, hoch aufgewachsener Mann, erwiderte ebenso munter wie bestimmt: »Ich konnte mich nicht besonders konzentrieren, aber heute Nachmittag wird es vielleicht besser.«
Das verblüffte mich, und ich wandte mich um, weil ich sehen wollte, wer da so sprach. Weshalb ist er nicht so verärgert wie ich? Nimmt er die Sache vielleicht gar nicht ernst? Es war meine erste Begegnung mit Joseph Goldstein.
Jahre später gründeten Joseph und ich zusammen mit Jack Kornfield und anderen engagierten Freunden die Insight Meditation Society. Inzwischen hatte ich herausgefunden, was hinter Josephs unbekümmerten Worten stand. Im allmählichen Aufbau meiner eigenen Praxis war mir klar geworden, dass zur Entwicklung von Konzentration beileibe kein grimmiger Kampf gehört, wie ich ihn geführt hatte. Angestrengtes Streben nach Ruhe, die Worte sagen es schon, bringt nichts, und doch versuchen wir oft genau das. Den Geist gewaltsam bei einem Gegenstand wie dem Atem zu halten, schafft nicht die Bedingungen, unter denen sich Konzentration bereitwillig einstellt. Wenn wir dagegen innerlich gelöst sind, wenn das Herz ruhig, offen und zuversichtlich wird, machen wir es uns geradezu in der Konzentration bequem, und sie wird ganz natürlich. Wie kommen wir in diese Verfassung?
Tipp
Die Mischung macht’s
Experimentieren Sie mit den Abwandlungen der Kernmeditation. Machen Sie sie an einigen Ihrer Übungstage zur Hauptmeditation. Oder nehmen Sie in Ihre tägliche Praxis nur die Zutaten auf, die Sie besonders nützlich finden. Wenn Sie beispielsweise während Ihrer Übung angespannt und nervös werden, versuchen Sie einmal, von der Atemmeditation zur Hörmeditation zu wechseln. Wenn Sie besonders abgelenkt sind, hilft vielleicht die Technik, das Ablenkende einfach als Nicht-Atem zu bezeichnen. Üben Sie das, was ihnen am besten weiterhilft.
Die Sicht der Dinge, die Joseph vor so vielen Jahren beim Mittagessen bekundete, hilft wirklich. Er nahm einfach hin, dass es bei der Meditation wie im Leben bessere und schlechtere Abschnitte gibt. Einmal ist Meditation ganz leicht und macht Spaß, man schwebt geradezu. Ein andermal ist sie sperrig, mühsam und peinigend. Wie sie auch ist, wir bleiben dran. Rechtes Bemühen muss nicht Kampf und Strapaze sein, es kann auch in unverkrampfter Beharrlichkeit bestehen.
Die unvermeidlichen Zyklen des Auf und Ab müssen nichts über Ihren Erfolg bei der Meditation aussagen. Sie können sich nicht mit Püffen und Schlägen in die Bewusstheit bugsieren, Freundlichkeit und Selbstbejahung tun es viel besser. Wenn uns Gedanken und Gefühle beim Meditieren ablenken, nehmen wir sie zur Kenntnis, ohne sie zu beurteilen, und lassen sie dann los. Das bedeutet keineswegs, dass wir nicht unterscheiden oder die Dinge schleifen lassen. Wir bewahren uns vielmehr die bisher an Selbstvorwürfe vergeudete Energie und nutzen sie für eine neue Art des Umgangs mit allem, was uns in den Sinn kommt.
Lassen Sie sich also nicht entmutigen, wenn Sie schläfrig, nervös und abgelenkt sind, wo Sie doch so
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