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Entdecke die Kraft der Meditation

Entdecke die Kraft der Meditation

Titel: Entdecke die Kraft der Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Salzberg
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zu sein, in uns allen der Gleiche ist und dass jeder von uns Veränderungen und Leiden ausgesetzt ist.
    In dem Film Dan – mitten im Leben mit Steve Carell als alleinerziehendem Papa fällt ein Satz, der für mich wie eine Definition der Herzensgüte ist. An einer Stelle sagt jemand aus tiefster Seele. »Liebe ist kein Gefühl, sie ist eine Fähigkeit.« Dieser Satz durchfuhr mich richtig, als ich im Kino saß.
    Herzensgüte ist eine Fähigkeit, die nach wissenschaftlichen Erkenntnissen gelernt werden kann. Und es geht beim Lernen darum, dass wir etwas riskieren: uns selbst und anderen freundlich anstatt mit automatischer Kritik zu begegnen; auch die in unser Bewusstsein aufzunehmen, auf die wir normalerweise nicht achten; uns selbst rückhaltlos anzunehmen, anstatt zu denken: »Ich liebe mich nur dann, wenn ich keine Fehler mache.« Wir merken auf und hören wirklich, was andere sagen, auch wenn es Leute sind, denen wir eigentlich keine Beachtung schenken wollten. Wir erkennen das Menschsein in Leuten, die wir nicht kennen, wir sehen den Schmerz der Menschen, die wir schwierig finden.
    Herzensgüte hat nichts mit Leidenschaft oder Verliebtsein zu tun, und sie ist in keiner Weise sentimental. Wie gesagt, wir müssen Menschen, die wir mit unserer Herzensgüte bedenken, nicht unbedingt mögen. Aber wir wenden uns ihnen zu und beziehen sie ein, und so entsteht eine starke Verbindung, in der die Trennung zwischen »uns« und »ihnen« nicht weiter bestehen kann und es nur noch ein »wir« gibt.
    Das kann im Kleinen zum Beispiel so aussehen: Von etlichen darstellenden Künstlern habe ich gehört, dass sie bei Lampenfieber folgende kleine Herzensgüte-Meditation machen. Bevor das Theaterstück, die Musik oder die Gedichtlesung beginnt, stehen sie vor dem Publikum und wünschen allen im Raum Glück und Wohlergehen. Ein Sänger erzählte mir: »Wenn ich das mache, sehe ich das Publikum nicht mehr als einen Haufen kritischer Leute, die nichts anderes im Sinn haben, als über mich zu urteilen. Ich fühle, dass alles gut ist, wir sind hier alle zusammen.«
    Herzensgüte zeigt sich manchmal als Mitgefühl, etwas regt sich in uns angesichts von Schmerz und Leid bei uns selbst oder anderen. Mitgefühl wirkt dem Hang entgegen, uns abzusondern, wenn wir leiden, oder anderen aus dem Weg zu gehen, deren Schmerz Umstände für uns mit sich bringen könnte. Vor einem Meditationskurs für Pflegepersonal in einem Militärhospital sah ich mich in dem Gebäude um, und die Frau, die mich führte, sagte: »Wissen Sie, die Krankenschwestern, die hierbleiben, sind diejenigen, die sich nicht in all das Leid verlieren. Sie wissen, wie man sich mit der Widerstandskraft des menschlichen Geistes verbindet.« Mitgefühl bedeutet für diese Krankenschwestern eben nicht, sich vom Leid anderer so sehr mitreißen zu lassen, dass man nicht mehr helfen kann. Sie glauben an ihre eigene Elastizität und die ihrer Patienten, und daraus beziehen sie den Antrieb zu handeln.
    Güte kann sich auch als Mitfreude zeigen, man ist von Herzen froh über das Glück anderer. Wenn etwas wirklich Gutes geschieht und andere sich wirklich für uns freuen, empfinden wir das als ein ganz besonderes Geschenk. Manchen Menschen fällt es nicht so leicht, sich mit uns an unserem Erfolg zu freuen; sie lächeln, aber wir spüren, dass es ihnen besser ginge, wenn wir nicht gar so glücklich wären. Die Freude am Glück anderer übertönt diese leise Stimme, die wir manchmal in uns hören, wenn wir vom Erfolg eines Freundes erfahren: Oh, wenn ihm nicht alles gar so gut gelingen würde, wäre mir ein bisschen wohler.
    Die Herzensgüte-Meditation macht uns fähig, uns mit anderen zu freuen und dadurch tiefer mit ihnen verbunden zu fühlen. Wenn andere Erfolg haben, fühlen wir uns nicht mehr bedroht oder klein und hässlich, sondern sehen klar, dass uns dadurch gar nichts genommen wird. Im Gegenteil, unsere eigenen Glückschancen steigen. Es gibt, wie der Dalai Lama gesagt hat, so viele andere Menschen in der Welt, dass es nur vernünftig ist, ihr Glück dem unseren gleichzustellen. Dann nämlich »sind unsere Glückschancen sieben Milliarden Mal größer, und das sind wirklich gute Aussichten.«
    Robert Thurman lehrt Buddhismus an der Columbia University und veranschaulicht an einem ebenso amüsanten wie bildgewaltigen Beispiel, wie ein von Herzensgüte bewegtes mitfühlendes Leben aussehen könnte: »Stellen Sie sich vor, Sie sind in der New Yorker U-Bahn, und dann kommen diese

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