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Entdecke die Kraft der Meditation

Entdecke die Kraft der Meditation

Titel: Entdecke die Kraft der Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Salzberg
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Aber dann fiel mir ein, dass ich ja auch einfach die gewünschten Änderungen vornehmen und den Bericht wieder vorlegen konnte. Das tat ich also, bekam ihn aber mit weiteren Änderungswünschen zurück. Ich regte mich noch mehr auf und plagte mich noch mehr mit Gedanken an frühere Kränkungen und eine Zukunft in Elend und Not. Ich kochte – wie unfair, wie unerträglich das Ganze doch war! Aber dann dachte ich: Warte mal, das ist doch einfach eine Annahme. Ich kann sie hinterfragen, das habe ich schließlich geübt. Ist es wirklich unerträglich? Ist es wirklich unfair? Wenn ich die ausgemalte Zukunft wegnehme und dazu auch noch die Vergangenheit, die ja mit anderen Chefs und ganz anderen Umständen zu tun hat, wie schlimm ist die Gegenwart dann wirklich?
    Ich beschloss meinen Atem zu betrachten, wie ich es gerade lernte. Ich würde meinen Ärger ziehen lassen und einfach hier bei diesem blöden Bericht bleiben. Ich sagte mir: Wenn du deinen angekratzten Stolz weglässt und dir nicht ausmalst, was deine Chefin womöglich über dich denkt, ist das Leben dann wirklich leidvoll in diesem Augenblick? Ich musste zugeben, dass das zu verneinen war. Waren ihre Anmerkungen sinnvoll und nützlich? Ja, eigentlich schon. Ist das ein interessantes Projekt? Wieder ja. Jetzt war es klar: Wenn ich im Augenblick blieb und mich einfach auf die Arbeit konzentrierte und alle Vorstellungen einschließlich meiner Reaktionen darauf wegließ, hatte ich hier eine wirklich interessante Aufgabe. Ich wurde ruhig und vertiefte mich wieder in die Arbeit. Tatsachlich hat meine Chefin den Bericht noch einmal zurückgeschickt, aber es regte mich nicht mehr auf. Sie sagte dann, sie sei vom Ergebnis beeindruckt – aber noch mehr von meiner Einstellung.«
    Unlängst erzählte mir eine weitere Frau von etwas, das sie als »die Kraft der stellvertretenden Meditation« bezeichnete. Darin geht es um eine sehr verbreitete Erfahrung, nämlich Langeweile und die Erfindung einer unseligen Zukunft. Sie sagte: »Eine Freundin ging zu den Weight Watchers und sagte, es sei ein ziemlicher Kampf für sie. Ich konnte das nachfühlen, ich war da auch schon gewesen und kannte es. Aber dann sagte sie etwas, das mich aufhorchen ließ, aber mir vor meinem Meditationskurs wahrscheinlich nicht aufgefallen wäre. Sie sagt, das Programm sei so schrecklich langweilig, und fügte hinzu: ›Und wenn es nach zwei Wochen schon langweilig ist, wie wird es dann erst nach zwei Monaten sein!‹ Ein Fall wie aus dem Lehrbuch , dachte ich und sagte: ›Denk doch nicht daran, wie sehr du dich in zwei Monaten langweilen wirst. Du brauchst doch nur an das zu denken, was jetzt ist, heute. Sogar nur heute Nachmittag. In zwei Monaten bist du vielleicht so begeistert von deinem neuen Körper, dass es dir egal ist, was du isst, oder du bist ausgestiegen oder irgendetwas anderes ist passiert, was du jetzt noch nicht wissen kannst. Und wenn dir langweilig ist, kannst du ja deine Langeweile mal kennenlernen. Freunde dich mit ihr an, betrachte sie ganz genau. Mach dir mal klar, wie sich Langeweile im Körper anfühlt.‹ Sie sah nicht gerade überzeugt aus, deshalb fügte ich hinzu: ›Und schlag dich mit Blaubeeren voll. Die schmecken wunderbar, und eine Tasse voll ist gerade mal ein Weight-Watchers-Punkt.‹ Ich hoffe, sie kann sich dazu durchringen. In ein paar Wochen werde ich noch einmal über die ganze Sache mit ihr sprechen. Aber ich finde es spannend, wie weit ich diese Gedanken aus der Meditation schon verinnerlicht habe.«
    Schon in der relativ kurzen Zeitspanne unserer Meditation können wir ermessen, wie unsere Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen, auch starke und intensive, kommen und gehen und sich kaleidoskopartig verändern. Wenn wir für diesen Moment einmal zustimmen können, dass alles vergänglich ist und sich ständig ändert, haben wir uns einer großen Wahrheit angenähert. Lernen wir also, mit unseren ständig wechselnden Gedanken und Gefühlen im Reinen zu sein, dann werden wir uns überhaupt in unserem Leben wohler fühlen – so, wie es jetzt ist. Achtsamkeit bringt uns nahe, dass nichts dauerhaft ist, weder Freude noch Kummer noch Überdruss.
    Und wenn wir klar erkannt haben, wie oft sich unsere Gedanken und Gefühle ändern, brauchen wir auch nicht mehr zu denken: Wenn ich eifersüchtig bin, muss ich wohl ein schrecklicher Ehepartner und ein schlechter Mensch sein. Wir erkennen, dass wir jemand sind, der unter vielen anderen Gedanken auch solche hat. Wenn wir

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