Entdecke die Kraft der Meditation
nur dann können Sie eine gesunde Beziehung dazu aufbauen.
Was Sie aus dieser Woche mitnehmen
In dieser Woche haben wir uns bemüht zu erkennen, dass quälende Gefühle wie Ärger, Angst, Hoffnungslosigkeit, Neid, Nachtragen oder Frustration und unangenehme Gedanken (zum Beispiel: Ich hasse alle! Ich würde am liebsten weggehen und nie wieder stehen bleiben. Könnte ich doch bloß einfach verschwinden! Wieso passiert diese üble Sache ausgerechnet mir? ) ein nicht wegzudenkender und zudem fruchtbarer Anteil der menschlichen Erfahrung sind. Sie sind so wenig zu unterbinden wie unsere anderen Gedanken und Gefühle. Wir haben uns auch klargemacht, dass Gedanken nicht dasselbe sind wie Taten. Wir haben die gewohnten Reaktionen und Urteile, die sich zwischen uns und unsere Erfahrung schieben, weiter beobachtet. Unerkannt steuern sie unser Verhalten, ohne unser Wissen und unsere Einwilligung. Beim Meditieren gehen wir anders an unsere Emotionen heran, und diese guten Veränderungen gewinnen nach und nach auch in unserem übrigen Leben Raum.
Wie der Junge, der sich einfach das Zuschlagen versagte, haben wir geübt, zwischen unseren Gefühlen und den gewohnten Reaktionen ein wenig Platz zu lassen. Wenn es uns gelingt, einfach nur im Augenblick zu sein, ist das ein Sieg, den es zu feiern gilt. Wenn wir unsere unmittelbare Erfahrung immer nur fliehen oder in ihr versacken, bleiben wir durch sie begrenzt und werden nicht viel lernen. Gelingt es uns aber, eine neue Beziehung zu ihr aufzubauen, gewinnen wir ein neues Verständnis unserer selbst und dann auch anderer Menschen.
Ich möchte Ihnen von drei Schülerinnen erzählen, denen es auf diese oder jene Weise gelang, ihre Beziehung zu einer bestimmten Erfahrung zu ändern. Sie haben das in der Meditation Gelernte – bei den Gefühlen bleiben, im Augenblick bleiben, eigene Zusätze erkennen – auf ihr Leben angewendet. So kamen sie in die Lage, sich einen Augenblick Zeit zu lassen und anders zu reagieren.
Eine Anfängerin, Logopädin, war völlig verblüfft, als sie aufgrund ihrer Meditationspraxis erkannte, wie sie einer schwierigen Situation noch etwas Eigenes hinzufügte, nämlich Annahmen, die sie schon lange machte und nie hinterfragt hatte. Sie berichtet: »Es war der Tag, an dem ich mein Einstellungsgespräch führen würde. Ich hatte mich um einen tollen Job in einem sehr modern denkenden Schulbezirk beworben. An diesem Morgen saß ich also und achtete auf meinen Atem, aber da kam immer wieder der Gedanke Ich kriege ihn nicht, ich kriege ihn nicht . Ich konnte es kaum fassen, wie oft ich mir das während dieser Meditation gesagt habe; es ist ein Wunder, dass ich überhaupt noch zum Atmen kam.
Nach diesen zwanzig Minuten redete ich ein Wörtchen mit mir. Ich ließ die Annahme, dass ich den Job nicht bekommen würde, einfach nicht gelten und legte Gegenbeweise vor: Du hast seit dem College immer Jobs in deinem Beruf gehabt, folglich bis du absolut in der Lage, Jobs an Land zu ziehen. Einwand: Schon, aber keine richtig guten Jobs wie diesen. Widerrede: Deine Jobs waren völlig in Ordnung. Außerdem muss diesen ja irgendwer kriegen, und warum dann nicht ich? Qualifiziert bin ich jedenfalls. Dann hörte ich mich sagen, und zwar in einem Tonfall, den ich zweifelsfrei als den meiner Mutter erkannte: Wir sind ganz schön von uns eingenommen, nicht wahr, Fräuleinchen?
Die für mich wichtige Erkenntnis lag darin, dass ich ohne die Meditation – still dasitzen, atmen und in aller Ruhe meine Gedanken betrachten – nicht gemerkt hätte, wie ich mir selbst ein Bein stelle, wenn ich mir mit der Stimme meiner Mutter alles Selbstvertrauen ausrede. Vielleicht muss ich eines Tages nicht mehr Weltmeisterin im Ersinnen von schlimmen Wendungen sein. Ein erster Schritt war gemacht.«
Eine andere Frau nutzte ihre Praxis, um eine ungünstige Situation zu verändern. »Ich gehörte der Abteilung an, in der eine große Werbekampagne für unsere Firma, ein Elektronikunternehmen, erarbeitet wurde. Ich legte meiner neuen Chefin einen langen und komplexen Vorausbericht vor, den ich mit dem Auftrag, umfangreiche Änderungen vorzunehmen, zurückbekam. Ich war wütend. Mir fielen alle unbelehrbaren Chefs ein, die ich je gehabt hatte, und wie sehr ich mich mit großem Arbeitsaufwand bemühte, und dass sie bestimmt alles ablehnen würde, was ich je liefern mochte, und wie man mich, falls wir uns nicht auf etwas einigen konnten, wahrscheinlich rauswerfen würde, und was sollte ich dann tun ...?
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