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Entdecke die Kraft der Meditation

Entdecke die Kraft der Meditation

Titel: Entdecke die Kraft der Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Salzberg
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diese Gedanken kennen, müssen wir uns weder an ihnen vorbeistehlen noch ihnen verfallen. Wir können klar entscheiden, ob etwas getan werden muss und wann; wir sehen deutlicher, welches Handeln Glück verspricht und welches nur Leid. Meditation gibt uns die Möglichkeit, uns einfach so zu sehen und anzunehmen, wie wir gerade sind – manchmal schnell aufgebracht, ein andermal eher gutmütig; mal verzagt, mal stark; oder wir schämen uns und bei einer anderen Gelegenheit sind wir stolz; einmal sind wir durcheinander und dann wieder ganz klar. Was wir jetzt gerade fühlen, werden wir nicht immer fühlen, es ist nicht das, was wir sind .

    21 Patricia Leigh Brown, »In the Classroom, a New Focus on Quieting the Mind«, in The New York Times, 16. Juni 2007.
    22 W. Kuyken et al., »Mindfulness-Based Cognitive Therapy to Prevent Relapse in Recurrent Depression«, in Journal of Consulting and Clinical Psychology 76, Nr. 6, 2008, S. 966-78.
    23 J.D. Teasdale et al., »Prevention of Relapse/Recurrence in Major Depression by Mindfulness-Based Cognitive Therapy«, in Journal of Consulting and Clinical Psychology 68, 2000, S. 615-23.

Vierte Woche
    Herzensgüte:
Der Weg zu Mitgefühl
und wahrem Glück
    Als ich Rachel, einer Freundin und Meditationsschülerin, über den Weg lief, überraschte sie mich mit einer ungewöhnlichen Begrüßung: »Ich hab mich in meinen Reinigungsmann verliebt!«
    Ich hatte sie ein halbes Jahr davor zum letzten Mal gesehen, das war bei einem von mir geleiteten Retreat über die Kraft der Güte gewesen. Ich kannte die Geschichte ihrer romantischen Fehlschläge und muss wohl begeisterte Freude ausgestrahlt haben, jedenfalls lachte sie und sagte: »Nein, nicht so. Der Inhaber meiner Reinigung ist einer der Leute, die ich mir als Ziel meiner Güte-Meditation ausgesucht habe.«
    Ich hatte den Retreat-Teilnehmern ans Herz gelegt, sich eine Person in ihrer Umgebung auszusuchen, mit der sie keine starken Gefühle verbanden, eigentlich sogar jemanden, den sie kaum wahrnahmen, um sich dann bei der Meditation regelmäßig diesem Menschen zuzuwenden, ihn vor sich zu sehen und ihm alles Gute zu wünschen. Rachel fuhr fort: »Jetzt habe ich jeden Tag bei der Meditation diesen Mann im Herzen und wünsche ihm ganz bewusst Gutes. Ich merke auch, dass ich mich darauf freue, wieder in seinen Laden zu gehen. Er ist mir wichtig geworden.«
    Sicher verstand dieser Mann sein Handwerk gut, aber was Rachel plötzlich so tief mit ihm verband, war nicht Dankbarkeit für seine Fleckenentfernungskünste. Sie war ihm nichts schuldig und kannte auch seine besonderen Sorgen und Nöte nicht. Die neue Beziehung entstand einfach dadurch, dass sie ihn beständig in ihrem Aufmerksamkeitsfeld hielt, anstatt ihn zu übersehen.
    Immer wieder höre ich solche Berichte von Leuten, die Herzensgüte-Meditation üben, eine Praxis, bei der wir uns selbst und andere mit echtem, fürsorglichem Interesse betrachten. Bei dieser Meditation richten wir unsere Anteil nehmende Aufmerksamkeit zuerst auf uns selbst, dann auf jemanden, den wir gut kennen, schließlich auf eine für unser Leben eher unbedeutende Person wie Rachels Reinigungsmann und auf eine Reihe anderer Mitmenschen. Meine Schüler erzählen mir nach dem Ausprobieren dieser Meditation von starken und neuen Gefühlen der Verbundenheit mit Menschen, die sie abgeschrieben, über die sie sich geringschätzig geäußert oder von denen sie sich distanziert hatten, aber auch mit Leuten, die sie bis dahin so gut wie überhaupt nicht wahrgenommen hatten. Ich erinnere mich an das Leuchten im Gesicht einer Frau, als sie über den Kassierer in ihrer Bank sprach, den sie so gut wie überhaupt nicht kannte, der aber unwissentlich Empfänger ihrer guten Wünsche geworden war. Ein Mann erzählte mir: »Ich habe mit der Herzensgüte-Meditation angefangen und einen Kollegen mit guten Wünschen bedacht, mit dem ich besonders schwer zurechtkomme. Ich war sehr, sehr skeptisch. Der Typ wurde nicht minder schwierig, aber ich habe mich weniger aufgeregt und konnte irgendwie mit ihm fühlen. Ich sah einfach, dass er auch zu kämpfen hatte wie wir alle.«
    Herzensgüte, sagen manche, ist so, als würden wir uns selbst und anderen die Freundschaft anbieten, aber nicht in dem Sinne, dass wir jeden mögen und alles gutheißen müssen, sondern eher, weil wir erkennen, dass alle Leben ineinander verwoben sind. Dieser Verbundenheit trägt die Herzensgüte Rechnung. Wir üben sie in dem Wissen, dass der Wunsch, glücklich

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