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Enteignet: Warum uns der Medizinbetrieb krank macht (German Edition)

Enteignet: Warum uns der Medizinbetrieb krank macht (German Edition)

Titel: Enteignet: Warum uns der Medizinbetrieb krank macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Mikich
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Krankenversicherungen. Die Kranken finden in der Gruppe heraus, was sie noch selbst leisten können. Im Elend ein wenig Kontrolle zurückzugewinnen, ist das Ziel.
    Selbsthilfegruppen als Libero – das wäre eine tolle Sache
Protokoll des Begleitens
    In unserer Selbsthilfegruppe sind Atemwegserkrankte, die nicht mehr viel Kraft haben, die Regel. Sie haben vieles hinter sich und können manchmal nicht mehr die Formulare ausfüllen oder irgendwo vorstellig werden. Das übernehme ich dann, das ist die Aufgabe in einer Selbsthilfegruppe. Der Erfolg für mich besteht im Durchdrücken von irgendwelchen Anträgen, Maßnahmen. Ich habe bislang bei allen Widersprüchen, die ich für die Mitglieder geschrieben habe, noch nie eine einzige Absage gekriegt. Die sind alle durchgegangen. Das beweist eigentlich nur, man muss einfach Widerspruch einlegen, nicht wahr? Manchmal gehe ich auch persönlich zur Krankenkasse. Einer Patientin wurde zum Beispiel im Vorfeld der Lungentransplantation immer alles abgelehnt. Dann bin ich in die Geschäftsstelle gegangen und habe mit den Sachbearbeitern an der Theke geredet. Das sind ja alles Leute, die von den Krankheiten herzlich wenig Ahnung haben. Die schreiben eigentlich nur Papiere. Und dem habe ich erklärt, was diese Krankheit bedeutet. COPD. Chronical Obstructive Pneumatic Disease . Damit einher geht in der Regel ein Lungenemphysem. Das ist eine Überblähung der Lunge. Diese Krankheit ist irreparabel, und den Menschen geht es halt immer schlechter mit der Zeit. Und jede kleine Erkältung wirft ein bisschen weiter zurück, die Spirale dreht sich nur nach unten.
    Der Sachbearbeiter kannte den Begriff, aber was das genau bedeutet … Dass die Patientin ein Sauerstoffgerät hat … und jeder Weg für sie anstrengend ist. Dass so ein Patient morgens über eine Viertelstunde braucht, um aus der Waagerechten in die Senkrechte auf die Bettkante zu kommen. Und eine weitere Viertelstunde, um ins Bad zu kommen. Und eine weitere halbe Stunde, um sich einigermaßen das Gesicht zu waschen – die notwendigsten hygienischen Maßnahmen. Das hat der Sachbearbeiter sich alles angehört, und von da ab hatte ich zu dem einen sehr guten Kontakt.
    Ich arbeite in der Selbsthilfe seit 2005 mit. Zu dem Zeitpunkt erkrankte meine Frau, und wir haben diese Selbsthilfegruppe – die bestehende – aufgesucht. COPD ist eben eine Krankheit, die wenig bekannt ist. Sie ist Todesursache Nummer vier auf der Weltrangliste, aber die Leute denken an Bronchitis oder Asthma! COPD bedeutet, dass die Lungenbläschen vernarben und nicht mehr wiederherstellbar sind. Dagegen gibt es keine wirkungsvollen Mittel.
    Meine Frau brauchte eine Lungentransplantation. Die Adresse Hannover bekamen wir von einem Lungenfacharzt. Zu dem Zeitpunkt hatten wir natürlich von einer Transplantation noch herzlich wenig Ahnung. Moni wusste nur: Sie wird jetzt notwendig. Zu Professor V. hatten wir viel Vertrauen, und er sagte: »Wenn Sie meine Schwester wären, dann würde ich Ihnen jetzt zu einer Transplantation raten.« Im Nachhinein weiß ich, dass sie nur noch eine Lebenserwartung von ungefähr einem Jahr hatte.
    Wir bekamen ein ausführliches, absolut informatives Gespräch. Der Professor leitete offiziell auch die Untersuchung, schickte sie natürlich in die entsprechenden Fachabteilungen, aber es lief alles unter seiner Überschrift. Und das war perfekt. Ich kenne auch mittlerweile die anderen Fälle, wir haben in der Selbsthilfegruppe ja sechs Transplantierte. Davon sind vier nach Hannover gegangen, Kassenpatienten, und immer wieder bestätigt sich: Hannover ist vorbildlich. Weil sie mit den Patienten sehr gründlich umgehen. Die werden mit dem Pneumologen konfrontiert, und die werden mit dem Chirurgen konfrontiert. Und es gehört zu ihrem Prinzip, dass sie zunächst die Transplantation vermiesen. Das heißt dann: »Hören Sie mal, was wollen Sie eigentlich? Sie leben mit dem Sauerstoff doch ganz gut. Die Operation ist gefährlich …«
    Es entscheiden immer zwei miteinander. Also der Pneumologe und der Chirurg. Die Pneumologen stellen die Patienten beim Chirurgen vor, der bewertet die Situation rein fachlich für die Operation: »Ist der Body-Mass-Index noch vertretbar? Stirbt mir der Patient vielleicht auf dem OP -Tisch?« Und so weiter. Im Konsilium wird gemeinsam entschieden. Ich habe keinen Kranken erlebt, der zurückkam und sagte: »Im Grunde genommen weiß ich immer noch nicht so genau, was ich jetzt machen soll.« Alle haben sehr

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