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Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Titel: Entfernte Verwandte: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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missbilligendem Ton fort.
    »Du bist genau informiert«, sagte ich, obwohl ich besser nur schweigend zugehört hätte.
    Malkin hob den Kopf von der Rückenlehne. »Meine Männer haben sich umgehört und die Computer befragt. Manchmal wundert man sich, wie viel man über einen Menschen erfährt, wenn man Querverbindungen zwischen verschiedenen Datenbanken herstellt. Gut, dass die Sache ans Licht gekommen ist. Der Mann klagt keinen mehr an. Außer sich selbst.«
    Malkin wieherte genau drei Sekunden lang. Mir war nicht zum Lachen. Ich dachte an Archive hinter dicken Türen, an Regale mit Mappen und Ordnern und Kuverts, und auf allen stand: Kornostajew, Viktor Nikolajewitsch . Ich hatte mich darauf verlassen, dass die Vergangenheit in grauen Ordnern abgelegt wurde, die man mit weißen Stoffbändern zuband und allmählich vergaß. Aber es schien immer wieder jemanden zu geben, der in den alten staubigen Papieren herumwühlte, und zudemwar mir gerade klar geworden, dass die Archive auf Computer übertragen wurden. Die Vorstellung gefiel mir nicht.
    »Frolow treibt sich schon eine ganze Weile in Finnland herum«, fuhr Malkin gut gelaunt fort. »Eine Aufenthaltsgenehmigung hat er nicht, er reist mit einem Touristenvisum ein, den Unterlagen nach alle zwei Monate. In Wirklichkeit reist jemand anders für ihn. Frolow hält sich ständig hier auf. Er hat zwei Kumpane: Wadim Korsakow, der mit einem estnischen Pass, ausgestellt in Kohtlajärvi, herumläuft, obwohl er Russe ist, und Imran Gelajew aus Wladikawkas in Tschetschenien, Bürger der russischen Föderation, hat unseren Informationen nach Asyl in Finnland beantragt. Ein Terrorist, wenn man uns fragt.«
    Ich wartete. Unter dem, was ich bisher gehört hatte, war nicht viel Neues oder jedenfalls nur wenig Nützliches.
    »Maxim Frolow ist ein mittelklassiger Gauner.« Malkin dämpfte die Stimme. Aus seinem Tonfall schloss ich, dass Frolow eine verzichtbare Größe war, ohne Nutzen für die Botschaft. »Aus Moskau. Jude. Keine politischen Verbindungen«, fasste Malkin zusammen. Er überließ es mir, zu erkennen, dass Frolow dem falschen Lager angehörte: Er stammte nicht aus St. Petersburg, war nicht orthodox und kein Anhänger Putins.
    Noch bevor ich all das verdaut hatte, nahm Malkin die nächste Stufe.
    »Wir schlagen vor, dass du Frolow erledigst, endgültig. Er hat einen falschen Ehrgeiz, der nur Schwierigkeiten und Probleme bringt. Er hat sogar für einige Wohnungen unserer Handelsvertretung Mieter besorgt. Freudenmädchen, ein bisschen Rauschgift. Und sein Geschäft expandiert, auch über deine Wohnungen«, wusste Malkin zu berichten, und ich fragte nicht, woher er seine Informationen hatte. »Es gefällt uns gar nicht,was der Bürger Frolow treibt. Jetzt importiert er Arbeitskräfte aus der Ukraine, aus Weißrussland, Estland … und er hat ganz falsche Kontakte.« Malkin redete erschreckend offen.
    »So was tue ich nicht. Das habe ich früher nicht getan, und ich tue es auch jetzt nicht.«
    »Es ist nicht schwierig. Frolow hat keine Armee«, versuchte Malkin mich zu überreden.
    »Darum geht es nicht. Ich mache so was nicht, basta.«
    Malkin beugte sich vor und sah mir in die Augen. »Selbst wenn Mütterchen Russland dich bittet?«
    »Das ist nicht mehr mein Land«, sagte ich in gewollt leichtem Ton und dachte dabei, dass es nie meins gewesen war. »Ich war Offizier der Sowjetunion.«
    »Manche Schwüre sind weiterhin gültig.«
    »Ich habe das Schwören an den Nagel gehängt.«
    »Vitjuha, Vitjuha«, sagte Malkin freundlich tadelnd, als wäre ich ein kleiner Junge in kurzen Hosen. »Du kannst alles kaufen und verkaufen, nur deine Vergangenheit nicht.«
    Er sprang auf, als sei die Sache klar und abgemacht.
    »Ich hatte dich so verstanden, dass du ein Problem zu klären hast. Wir stellen fest, dass wir dasselbe Problem haben. Du hättest davon profitieren können. Aber tu, was du willst. Ich wiederhole: Wir haben nichts dagegen, wenn das Frolow-Problem von der Tagesordnung verschwindet.«
    Noch bevor ich versichern konnte, dass ich verstanden hatte, überraschte Malkin mich erneut.
    »Du hast Besuch von Verwandten.« Er spähte durch das Wohnzimmerfenster.
    Xenja Wadajewa saß mit untergeschlagenen Beinen auf dem Sofa und las. Sergej lag bäuchlings auf dem Fußboden, das Kinn auf die Arme gestützt, und starrte auf den Fernseher.
    »Hatte Xenja Fjodorowna nicht irgendwann einmal Schwierigkeiten, mit Narkotika und auch sonst?«
    Malkin wartete meine Antwort nicht

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