Entfernte Verwandte: Kriminalroman
kicherte Warwara. Jefim und sie hatten ohnehin keine gebraucht, nur einen einzigen Sohn hatten sie zustande gebracht, obwohl sie mehr Kinder gewollt hatten.
Aber Pawel und Xenja hätten sich mehr Kinder zulegen sollen. Pawel war so ausgeglichen und anständig und trank nicht. Und Xenja hielt das Haus in Ordnung. Auch Sergej immer sauber gekleidet und die Haare ordentlich gekämmt, auf meineSchwiegertochter lasse ich nichts kommen, revidierte Warwara ihr Urteil. Ein Junggeselle wäre Pawel geblieben, wenn er Xenja nicht gefunden hätte. Er hat sie bekommen, weil sie kein anderer genommen hätte, nickte Warwara einsichtig.
Die Katze war auf den Hof gekommen. Warwara goss die mitgebrachte Milch in die Katzenschüssel und wickelte das Futter aus, ein wenig Bratenrest und einen gebratenen Barsch. Dann prüfte sie noch einmal nach, ob die Tür abgeschlossen war. Die Katze schlich über den Rasen, kam aber nicht näher, obwohl Warwara nach ihr rief.
Es hängt so an meinem Pawelka, das Kätzchen, dachte Warwara. Immer schon hatte der Junge seine Katzen verwöhnt und mit Leber gefüttert, hatte die Arme vor dem Körper zum Kreis geschlossen und der Katze beigebracht, hindurchzuspringen, wieder und wieder.
Wie steht es wohl um dich, Pawelka, dachte Warwara besorgt. Es ist nicht alles in Ordnung, das hatte mein Traum zu bedeuten. Ohne Grund wäre Xenja doch nicht so überstürzt nach Finnland gereist. Zum wer weiß wievielten Mal schlug Warwara das Kreuz, Gospodin .
23
Tapanila, Helsinki
»Matti ist da«, verkündete Marja und bot meinem Vertrauensmann im selben Atemzug Abendessen an. »Magst du etwas essen? Wir sind gerade fertig geworden. Spaghetti mit Hackfleischsoße. Es ist noch warm.«
Matti Kiuru stand schüchtern an der Tür.
»Ja, er mag«, entschied ich für ihn und fügte hinzu, in einem Junggesellenhaushalt stünden doch meist nur Fertiggerichte auf dem Speiseplan, deren oranger Rabattpreiszettel vor dem bevorstehenden Verfallstag warnte. Frisches, selbstgekochtes Essen sei eine gesunde Abwechslung.
Marja deckte für Matti, und Xenja eilte herbei, um ihr zu helfen. Matti setzte sich mir gegenüber an den Tisch. Ich las Zeitung, während Matti die Nudeln aufgabelte, Salat und Brot dazu nahm, geriebenen Käse auf die Pasta streute. Xenja lehnte sich an die Spüle und Marja stand wartend neben ihr.
Matti bedankte sich für das Essen und trank sein Saftglas leer.
»Ich wollte Zwischenbericht erstatten, über Ihren Mann«, wandte er sich höflich an Xenja. »Ich habe ihn noch nicht gefunden.«
Xenja holte tief Luft und nickte, wandte uns dann den Rücken zu und wischte nicht vorhandene Krümel weg, während sie gegen die Tränen ankämpfte.
»Aber es gibt viele Baustellen. Und da arbeiten viele Männeraus Russland und Estland, auch einige aus der Ukraine und aus Moldawien. Die Klempner sind Polen«, zählte Matti optimistisch auf. »Der Gewerkschaftsausweis hat magische Kräfte. Fast wie ein Zauberstab. Zuerst herrscht ein fürchterliches Gewimmel, aber wenn man den Ausweis schwenkt, fährt ein Windstoß über die Baustelle. Plötzlich ist keiner mehr zu sehen. Der Mörtel trocknet ein, weil die Maurer plötzlich dringend zum Baumarkt müssen«, versuchte er zu witzeln.
In der Küche wurde es still. Niemand wusste etwas zu sagen. Auch ich hatte ein schlechtes Gewissen. Ich wusste, welche Sorgen sich Xenja machte, aber ich hatte mich auf meine eigenen Geschäftsprobleme konzentriert.
»Du suchst weiter, Matti. Das ist jetzt deine Hauptaufgabe. Ich schicke jemand anderen, der die restlichen Fliesen legt. Vielleicht deinen Vater, der macht das ordentlich«, sagte ich. »Wir finden Pawel. Ganz bestimmt«, wandte ich mich tröstend an Xenja.
Marja legte ihren Arm um Xenjas bebende Schulter.
»Ihr könnt so lange hierbleiben, wie ihr wollt und wie es nötig ist. Das macht gar keine Umstände. Es ist schön, dass ihr da seid«, versicherte sie.
Xenja schnäuzte sich die Nase und lächelte unter Tränen über das trötende Geräusch, das dabei entstand.
»Mein Pawelka ist noch nie so vom Boden verschwunden. Irgendwas ist passiert. Er ist krank oder hat einen Unfall gehabt«, sagte sie düster. »Ich danke euch, ihr guten Menschen. Wie kann ich das je vergelten.« Nun flossen die Tränen wieder. »Wenn ihr irgendeine Arbeit habt, wenn ich irgendwo helfen kann. Ich tu alles, und auch Serjoscha tut, was er kann.«
»Nicht nötig«, wehrte ich ab, und auch das klang hohl.
Wieder wurde es quälend still am
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