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Entfernung.

Entfernung.

Titel: Entfernung. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Streeruwitz
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»Guardian« neben sich liegen. Sie lächelte den Mann an. Der Mann nickte. Er trug ein schwarzes T-Shirt. Saß die Beine aufgestellt und die Arme auf die Knie gelegt. Entspannt. Er wirkte ruhig. Gelassen. Selma dachte, dass er gelassen wirkte. Sie ging in den Supermarkt. Links ein Zeitungsstand. Die Kassen rechts. Der Eingang ganz unten. Selma sah nach oben. Die Sicherheitskameras waren von da aus nicht zu sehen. Man kam durch die Gemüseabteilung in den Supermarkt. Erst noch Früchte. Geschnittene Ananas im Kühlregal. Geschnittene Melonen. Erdbeeren. In großen Bechern. In kleinen. Selma sah das Obst an. Sie hätte Lust darauf gehabt. Sie hätte Lust darauf gehabt, so ein Obst gegessen gehabt zu haben. Aber sie wusste nicht, wie sie es essen sollte. Die Vorstellung, es im Mund zu haben. Es in den Mund zu nehmen. Unerträglich. Und hatte das etwas damit zu tun, dass sie dem Anton. Dass der Anton und sie. Dass sie nur mehr. Fast nur noch so. Miteinander. Einen Augenblick die Erinnerung im Mund. Der bittertrockene Geschmack. Sie ging das Gemüse entlang. Feucht glänzend. Spargel. Fisolen. Kohlrabi. Karotten. Endivien. Rote Rüben. Salate. Alle Sorten Blattsalat. Sie hatte das gern gehabt. Gern gemacht. Sie hatte gedacht, dass es so raffinierter war. Genauer. Genussvoller. Gelernter. Gekonnter. Genießender. Kontrollierter. Ja. Aber das war Genuss. Unkontrolliert. Das war Lust. Und die verging. Und wenn man Glück hatte und sich bemühte und sich interessierte, dann konnte man das in Genuss wenden. Sie hatte gedacht, dass diese entferntere. Dass das. Aber natürlich nicht. Sie war von sich ausgegangen. Sie war davon ausgegangen, dass ihm Raffinement genauso wichtig war. Wie ihr. Sie ging an den Käseregalen vorbei. Milchprodukte. Fisch. Fleisch. Schinken. Nudeln. Reis. Ein ganzer Gang Frühstücksflocken. Cornflakes. Müsli. Reisflocken. Wasser war ganz am Ende. Wasser war in jedem Supermarkt ganz am Ende. Sie fand die Zeile mit den Mineralwassern gegenüber vom Weinregal. Die Kameras waren auf das Weinregal gerichtet. Sie konnte drei Überwachungskameras sehen. Für das Wasser gab es nur eine in der Ecke. Sie ging unter die Kamera. Stellte sich in den toten Winkel. Die Kamera vom anderen Ende. Da würde sicherlich noch eine angebracht sein. Dafür war sie sehr weit weg. Sie nahm eine große Flasche. Poland Spring. Sie steckte eine kleine Plastikflasche mit der anderen Hand in die Jackentasche. Das Fläschchen war nicht unterzubringen. Sie ließ den Rucksack über die linke Schulter gleiten. Machte den rechten Arm frei. Sie trug die große Flasche ein Stück weg. Sah sie an. Drehte um. Trug sie zurück. Stellte sie ins Regal. Dann ging sie weiter. Nach vorne. Nahm eine Flasche Perrier. Eine große und schnell eine kleine. Sie schob die große unter den linken Arm und zur gleichen Zeit eine kleine in die Tasche zur anderen. Die Flaschen schlugen gegeneinander. Sie fühlte es. Es gab kein Geräusch. Plastik gegen Glas. Das war nur so ein Reiben. Sie ging zur Kasse. Ließ den Rucksack vorgleiten. Hielt die kleinen Flaschen mit dem Rucksack an sich gepresst. Sie hielt die Flasche Perrier vor sich. Schaute die Flasche an. Drehte sie. Sie ging auf die letzte Kasse vor dem Ausgang zu. Die Kasse war für mehr als 10 Produkte vorgesehen. Eine Afrikanerin saß da. Ihre Haare waren in kleinen Zöpfchen zu einer Krone aufgesteckt. Die Frau war dick. Immens dick. Sie sah Selma unfreundlich an. Deutete Selma, eine andere Kasse zu nehmen. Hinter Selma kam eine jüngere Frau. Ihr Einkaufswagen voll gestopft. Sicherlich mehr als 10 Produkte. Selma ging weiter auf die Kasse für Großeinkäufe zu. Die Kassierin winkte sie weg. Sie winkte mit dem Handrücken. »Verschwinde.« hieß das. Ihre langen neonpinkfarbenen Fingernägel blinkten. Selma schaute verwirrt. Sie sah von ihrer Flasche zur Kassierin. Hob die Flasche fragend. Die Frau winkte sie weiter weg. Ärgerlich. Selma schaute fragend. Dann böse. Dann arrogant. Sie stellte die große Flasche Perrier vor der Kasse auf ein Regal mit Kaugummis. Sie wandte sich um und lächelte die Frau hinter sich an. Die Asiatin starrte auf ihre Jackentasche. Sah verwirrt auf. Der Einkaufswagen rollte nach rechts. Die Frau musste den Einkaufswagen in den schmalen Gang zur Kasse manövrieren. Selma ging an der Kassierin vorbei. Sie hielt ihr die leeren Hände hin. »Thank you for nothing.« sagte sie. Sehr freundlich. Übertrieben freundlich. Die Kassierin schaute weg. Hielt die Hand für die Waren

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