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Entfernung.

Entfernung.

Titel: Entfernung. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Streeruwitz
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kamen. Das waren die, die einen immer aufhielten, wenn man mit dem Bus transportiert wurde. Die das Flugzeug gerade noch erreichten und dann mit diesem Lächeln den Gang herunterkamen und einem Verständnis abverlangten, dass sie noch ihren Meeresfrüchteteller in Ruhe aufessen hatten müssen. So wie jetzt. Die telefonierten in aller Ruhe und würden sie als total uncool ansehen, wenn sie es eilig hatte. Die vergaßen ihre Flugangst, indem sie so herumtrödelten. Als wären sie jetzt zu Hause in dieser Maschine. Könnten gar nicht weg, so gemütlich fühlten sie sich hier. »Lassen Sie mich vorbei.« sagte Selma und lächelte. »Mein Flugzeug nach Nairobi. Wissen Sie. Ich muss zu diesem anderen Terminal.« »Ach, sie Arme.« rief die Frau aus. Sie stand sofort auf. Der Mann drängte ihr nach. Auf dem Gang schob er 2 Männer beiseite. Schob sie in ihre Sitzreihe zurück. »Diese Dame muss zu ihrem Anschlussflug.« sagte er. Beschwörend. Und die Frau wünschte ihr eine schöne Reise. Und dass es so anstrengend wäre. Das mit diesen vielen Terminals in London. Und dass die das nicht zusammenbrächten, dass man direkt dahinkommen könne. Da müsste man ja immer mit der Underground und dann mit dem Bus und dann wüsste man noch nicht, ob man richtig wäre. Selma zwängte sich an den beiden vorbei in den Gang. Sie bedankte sich. Sie lächelte. Sie drängte sich weiter durch. Als wäre sie diese Person, die zum Flugzeug nach Nairobi müsste. Als müsste sie diese Rolle weiterspielen, um diese beiden freundlichen Menschen nicht zu enttäuschen. Sie drehte sich noch einmal um und nickte. Der Mann telefonierte und die Frau sah zu ihm hinauf. Die Männer in der business class brauchten lange. Einer nach dem anderen holte sein Gepäckstück aus dem Gepäckfach und ging dann den Gang hinunter zum Ausgang. Jeder einzeln. Dann ging es schnell. In der economy class. Alle hatten ihre Sachen schon in der Hand und stürzten hinaus. Selma ging eilig an der Stewardess vorbei. Sie grüßte. Der Kapitän kam hinter der Stewardess aus dem Cockpit. Selma sah ihn an. Er war älter. Groß. Braun gebrannt. Sportlich. Ein Bild von einem Mann, hätte die Mutter gesagt. Selma ging schnell hinaus. Sie wollte gar nicht wissen, wer das war. Wer für ihre Sicherheit hier einstand. Sie konnte ja ohnehin nur mitfliegen. Sie konnte nicht sagen, dass sie mit dem oder dem nicht fliegen wollte. Dass ihr einer nicht. Sie ging. Die beigen Wände des Gangs im Landefinger entlang. Trockene Hitze. Der Boden dünn und bei jedem Schritt nachgab. Der Tommi. Würde der auch hier warten. Musste sie nun auf dem Weg zur Passkontrolle mit ihm. Und dann da. Reden. Fragen, was sein Vater mache. Was er. Sie hätte sich Zeit lassen sollen. Sie hätte bei diesen Leuten sitzen bleiben sollen und warten. Bis alle draußen waren und die zwei sich auch auf den Weg machten. Aber sie sah ihn nicht. Er stand nicht am Eingang zum Gate. Hatte sie ihn schon unfreundlich genug behandelt. Hatte er ihren Grant mitbekommen und hoffentlich auf sich bezogen. Sie konnte zufrieden sein. Sie konnte allein dastehen und sich zur Passkontrolle schieben lassen. Es war ihr lieber. Es war ihr wirklich lieber, mit niemandem reden zu müssen. Sie war auch enttäuscht. Es ging so schnell, sich jemandem vom Leib zu halten. Aber im Fall vom Tommi. Es war zu sprichwörtlich die Umkehr. Dass sie sich besser gefühlt hatten. Dass ihre Familie sich besser gefühlt hatte. Oder was war das gewesen, was den Vater immer so steif und unfreundlich werden hatte lassen. Wenn vom Onkel Gustl die Rede war. Sie ging über den grau-auberginenfarbenen Spannteppich. Stieg Stufen hinunter. Sie ging den Gang die Gates entlang. Hinter der Glasscheibe zur anderen Seite des Gangs hasteten Menschen. Liefen. Senffarbenbeige der Boden. Institutional colours, hießen diese Farben hier. Sie überlegte, wie sie das übersetzten sollte. Hellbraungedämpftes Erbsengrün der weiche Bodenbelag im Saal der Passkontrolle. Die Menschenschlange bis an das Ende der Rampe herauf. Sie blieb stehen. Sie hielt den Rucksack und die Tasche vor sich. Hatte die Riemen über die Unterarme geschlungen. Rund um sie. Es wurde nur leise geredet. Eine Gruppe Schüler stürzte von der anderen Seite in den Raum. Laut erst. Dann reihten sie sich in die Wartenden ein. Gingen diese kleinen Schritte nach vorne. Schoben ihre Gepäckstücke mit den Füßen weiter. Waren nicht mehr zu unterscheiden. Alle geduldig. Alle angespannt. Alle leicht angespannt. Alle mit

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