Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entfernung.

Entfernung.

Titel: Entfernung. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Streeruwitz
Vom Netzwerk:
wollte etwas sagen. Der Kleine legte ihm die Hand auf den Arm. Er sagte etwas. Der Blonde nickte und lächelte. Er schaute zum Großen auf. Spöttisch. Der dunkelhäutige Große trat einen Schritt auf ihn zu. Bedrohend. Der Blonde schüttelte den Kopf. Gelangweilt drehte er sich der Tür zu. Er stand neben dem schlafenden Jamaikaner und sah hinaus. Der Kleine sprach auf den aggressiven Großen ein. Der trommelte mit der Faust gegen die Brust des Kleinen. Der Kleine lachte. Er lachte zum Großen hinauf und fragte ihn etwas. Der Große hielt still. Überlegte. Dann gab er eine Antwort. Die beiden begannen ein Gespräch. Earl’s Court. Der Blonde stieg aus. Der Große nahm ihm wieder die Wasserflasche weg. Der blonde Bub drehte sich um und kam in den Wagen zurück, nahm dem Großen die Flasche aus der Hand. Er stieg wieder aus. Er ging weg. Im Gehen warf er die fast volle Flasche in einen Abfallkorb. Nebenbei. Ohne hinzusehen. Ohne das Gehen zu unterbrechen. Der Große. Einen Augenblick wollte er dem Blonden nach. Einen Augenblick straffte er sich und wollte sich auf den anderen stürzen. Das Warnpiepsen erklang. Der Große sackte in sich zusammen. Der Augenblick versäumt. Der Sieg des schwächeren Blonden vollkommen. Der Große schaute durch die geschlossene Tür dem Blonden nach. Der ging in Richtung des Zugs. Der Zug fuhr an. Ein paar Schritte ging der Blonde hinter der Tür gleich schnell mit dem anfahrenden Zug. Der Bub ging in sich gekehrt. Nahm nichts von der Welt um sich wahr. Reagierte auf nichts. Der Große lief zur geschlossenen Tür und schlug mit der Faust auf das Glas ein. Der blonde Schüler ging weiter. Der Jamaikaner wachte auf. Er sprang vom Koffer. Sah den großen Schüler an. Er war 2 Köpfe größer und doppelt so schwer. Der kleine Bub zog den großen von der Tür weg. Sprach wieder auf ihn ein. Es waren nur noch die 2 von der Gruppe übrig. Der mit dem iPod hatte sich hingesetzt. Er saß auf der anderen Seite der Tür und hörte Musik. Der Kleine und der Große unterhielten sich. Sie führten ein Gespräch. Der Kleine gab Antworten. Erklärte etwas. Der Große bezweifelte das, was er sagte. Der Kleine schüttelte den Kopf. Sie sprachen weiter. Das Paar gegenüber. Sie saßen nebeneinander. Der Mann hatte das Buch in die Tasche zurückgesteckt. Sie saßen nebeneinander. Der Mann lehnte sich zurück. Dann setzte er sich auf. Er wandte sich ihr zu. Fragte etwas. Sagte etwas. Sie antwortete. Sie veränderte ihre Haltung nicht mehr. Sie saß da und schaute vor sich hin. Die beiden Studentinnen waren ausgestiegen. Sie waren nach vorne gegangen und Selma hatte nicht mehr hören können, was nun mit der Mitbewohnerin war, die so plötzlich abgereist war. Wegen familiärer Probleme. Und die so ein Chaos in ihrem Zimmer hinterlassen hatte. Und von der niemand wusste, ob sie zurückkommen würde. Und was man mit ihren Sachen machen sollte, wenn sie nicht wieder auftauchte. Die jungen Frauen hatten deutsch gesprochen. Erst als Selma sie draußen auf dem Bahnsteig sah, fiel ihr auf, dass sie deutsch miteinander gesprochen hatten. Erasmusstudentinnen. Aus Deutschland. Und dass sie so laut gesprochen hatten, weil sie dachten, dass niemand sie verstehen könnte. Ein Mann gegenüber sprach am handy. Er sprach vor sich hin. Das Mikrofon am Ohrstöpsel vor seinem Mund hängend. Er sah vor sich auf den Boden und redete. Wo waren sie. Selma suchte auf dem London Transport Plan über den Plakaten. Sie zählte die Stationen. Sie hatte noch 9 Stationen, bis sie in Russell Square aussteigen musste. Selma stand auf. Das Paar war ihr mit einem Mal peinlich. Sie stellte sich an die linke Seite der Tür. Auf die andere Seite des Jamaikaners. Der Mann saß auf seinen Koffern. Saß mit den Koffern schwankend. Der Zug bremste. Der Mann musste sich festhalten. Er schaute vor sich hin. Schläfrig. Selma schlang den Rucksack über ihre rechte Schulter. Sie sollte das nicht tun. Sie hatte den Rucksack, damit die Schultern entlastet wurden. Damit das Gewicht gleichmäßig auf beide Schultern verteilt wurde. Der dünne Riemen schnitt tief ein. Sie stellte die Tasche auf dem Boden ab. Behielt die Riemen der Tasche in der Hand. Sie stand ein wenig gebückt deswegen. Sie hätte sitzen bleiben sollen. Sie hatte noch 8 Stationen. Der Zug längst wieder ins Dunkle gefahren. Das Geräusch scheppernder. Hohler. Die Wände knapp an den Fenstern. Auf beiden Seiten. Schwarzgrau und rau. Mit Händen zu greifen. »Tube« war der richtige

Weitere Kostenlose Bücher