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Entfernung.

Entfernung.

Titel: Entfernung. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Streeruwitz
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auszunehmen. Das Licht eine Flüssigkeit über alles hin. Eine Bodenlosigkeit wuchs an. In ihr. Eine Bodenlosigkeit nach unten. Sie spürte nur den Kopf und das überdehnte Genick und sonst nach unten bodenlos. Sie fühlte kein Ende von sich. Sie reichte bis tief in den Boden. Bis weit in die Erde. Bis weit unter die Erde. Und dunkel. Sie lag da. Sie durfte die Augen nicht schließen. Sie musste das Licht anstarren. Ins Licht starren. Das Licht so in den Kopf. Vom Hals an nach unten. Eine Unermesslichkeit. Dunkel und unbewegt. Nichts zu hören. Sie war in eine Geräuschlosigkeit eingeschlossen. Nichts und niemand zu hören. Sie schloss die Augen. Wegen der Stille. Weil sie die Geräuschlosigkeit nicht mehr ertragen konnte, musste sie die Augen schließen und die Dunkelheit überall. Noch eine Helligkeit um die Kehle, aber in der Atemnot erstickte. Sie konnte keinen Atemzug tun. Die Schmerzen um die Rippen eine steinharte Umklammerung. Spitz brennende Stiche das leiseste Heben der Rippen. Sie hörte sich um Atem ringen. Ein schnappendes Jammern nach Luft. Ein Winseln. Sie sah sich selber. Sie sah sich liegen. Den Kopf gegen die Wand nach vorne gepresst. Der Kehlkopf unter dem Kinn begraben. Die Brust. Die Rippen. Der Leib gefangen. Wenn sie sich nicht bewegte. Wenn sie sich nicht in Bewegung brachte. Sie stellte sich die Bewegung vor. Sie wusste, wie ein Fisch vom Trockenen sich ins Wasser schnellte. So musste sie sich ins Atmen. Ins Luft-Holen. Ins Luft-Bekommen. Sie riss die Augen auf. Langsam. Es war unmöglich das Schnellen der Vorstellung nachzuahmen. Nur die Richtung. Sie zog die Beine an. Stellte die Beine auf. Hob das Gesäß und drehte sich zur Seite. Zog sich im Bett nach unten. Zog den Kopf hinter dem Brustkorb von der Wand weg. Sie kam seitlich zu liegen. Eine unendliche Mühe sich dahinzuwälzen. Die Schmerzen der Bewegung zu überstehen und dabei flach keuchen. Sie lag. Der Fisch ist immer noch im Trockenen, dachte sie sich daliegen sehend. Sie musste lachen. Der Schmerz. War er im Bauch oder außen. War diese Pressung der Rippen. Wo war die. War das doch innen. Und ein Organ. Ein Schaden innen. Die Galle. Die Leber. Das Herz. Ein Lungeninfarkt. Darüber war so viel geschrieben worden. In der letzten Zeit. Und sie hatte es überblättert. Sie wusste nicht, wie die Symptome waren. Sie wusste nicht, was los war. Sie wusste nicht, was mit ihr geschah. Was ihr Körper mit ihr machte. Ihr Leben. Sie lag auf der Seite. Sie durfte sich nicht bewegen. Sie konnte sich nicht bewegen. Jede Bewegung. Die Schmerzen das Bewusstsein raubten. Sie winselte Luft in sich. Die Verzweiflung eine weitere Enge. Im Hals. Sie musste daran denken, dass die Leute, die an Fremdkörpern in ihrer Luftröhre. Dass diese Leute an sich selbst erstickten. Eigentlich. An der Schwellung der eigenen Schleimhäute. Und dass Panikreaktionen diese Schwellungen noch verstärkten. Und konnte ein solcher Vorgang. Konnte der durch Angst ausgelöst werden. Konnte sie mit diesem Gewürge nach Luft ihre Schleimhäute so in Panik versetzen, dass sie dann endgültig keine Luft mehr bekommen können würde. Konnte sie nach innen wachsen und sich selber in den Weg kommen. Konnte sie so anschwellen, dass die Schwellung den Platz einnahm. Sie sich selbst verdrängte. Ihr Körper ihr zu Hilfe eilend sie in Hilfe erstickte. Ihr ihre Verzweiflung austreiben wollte und einfach nicht genug Platz war. Es sich zwischen ihrem Körper und ihrer Verzweiflung austrug. Und es ja richtig war. So. Die Verzweiflung hatte alles ausgefüllt. Die Welt hatte sich in sie gedrängt. War in sie eingedrungen. Hatte sie besetzt. Ein Druck von oben. Eine Beschwerung den ganzen Körper entlang. Sie fühlte sich in das Bett gedrückt. Die Oberseite des Körpers von einer ungeheuren Last beladen ihr Körper in die Bodenlosigkeit nach unten. Sanft und stetig. Zuerst in die Tiefe und dann dieser Druck in sie eindringen. Irgendwann in sie eindringen musste und dann alles vorbei. Die Stille in sich. Die Stille noch fest. Noch ein Festkörper. Gerade noch ein Festkörper. Unter dem Druck sich in ein Gas verwandeln. Ein dickflüssiges Gas. Und austreten. Durch sie hindurch nach außen und sich mit dem Druck verbinden. Mischen. Vermischen. Sie dann auch vom Körper verlassen. Und wie lange konnte sie sich halten. Wie lange würde sie sich an dieser Stelle halten können. Hinter der Kehle. Schräg über der Kehle. Weit vor dem Hinterkopf. Sie sah sich gefunden werden. Schräg daliegend. Die

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