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Entfernung.

Entfernung.

Titel: Entfernung. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Streeruwitz
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Ja. Das waren die Betten in London. Warum hatte sie nicht daran gedacht. Sie hätte den Seidenschlafsack einpacken sollen. Der war für solche Gelegenheiten. Den hatte sie sogar für London gekauft. Irgendwann. Weil man in London nur in den wirklich luxuriösen Hotels mit einem guten Bettzeug rechnen konnte, hatte sie diesen Schlafsack gekauft. Damit sie nicht in Berührung kommen musste. Mit den fleckenübersäten Matratzen. So eine Gummimatte. Die war wahrscheinlich ein Fortschritt. Aber das würde heiß werden. Auf Plastik liegen. Ein Schwitzbad. Und der Seidenschlafsack war in der Maxingstraße. Und die eine Nacht würde sie das aushalten. Für morgen musste sie ohnehin schauen. Vielleicht gleich das Hotel gegenüber. Vielleicht hatten die ein Zimmer frei. Und wenn das alles so elend war, dann sollte sie sich wenigstens ein ordentliches Zimmer leisten. Im K + K George. In dem sie früher immer gewohnt hatte. Da war das alles in Ordnung gewesen. Da hatte die Frau Fröbel nur angerufen und da war es klar, dass alles gestimmt hatte. Eine Durchsicht auf einen Gummimatratzenschoner. Da hätte sie die Frau Fröbel angerufen, und die Frau Fröbel hätte das von Wien aus für sie geklärt. Da hätte sie weggehen können und ihre Sachen erledigen und sie wäre zurückgekommen, und alles wäre in Ordnung gebracht worden, und sie hätte ein Fläschchen Champagner da stehen gehabt. Vom Manager. Zur Entschuldigung. Aber die Frau Fröbel rief jetzt für die Frau Nachfolgerin an. Selma zog die Jacke aus. Roch an der Jacke. Unter den Armen. Sie konnte nichts riechen. Die Jacke verknittert. Feucht verstrudelt. Aber geruchlos. Sie hängte die Jacke über einen Kleiderbügel. Natürlich waren das Bügel, die in diese Metallschlaufen eingehängt werden mussten. Im Kasten. Selma versuchte den Bügel in der Dusche festzumachen. Sie musste die Jacke auf den Halter vom Duschkopf stecken. Sie nahm die Jacke wieder heraus. Wie machten das diese Russinnen, von denen die Verkäuferin bei Peek & Cloppenburg gesprochen hatte. Diese geschickten Russinnen. Die ihre Kleider so in Ordnung hielten. Die Verkäuferin hatte das bewundernd gesagt. Aber wahrscheinlich kauften die einfach viel. Bei der Verkäuferin. Und deshalb waren sie dann diese geschickten Russinnen. Und wahrscheinlich stiegen die in Hotels ab, in denen es ordentliche Kleiderbügel gab. Kleiderbügel, die man am Rand der Duschkabine aufhängen konnte. Ihre Jacke. Die hätte jetzt mitgeduscht werden müssen. Die hätte nass werden müssen. Da wäre nichts mit glättendem Dampf gewesen. Selma zog die Hose aus. Kühl. Die Luft. Auf dem Bildschirm. Eine Hochzeit. Eine Frau im Rollstuhl im weißen Kleid mit weißer Schleppe. Eine Sprecherin. Sie trug ein hellgrünes Kostüm. Sie standen vor einer Kirche. Eine verwitterte kleine graue Kirche. Das Tor offen. Weiße Blumen. Die Sprecherin sagte, dass es nun bald so weit sein würde. Sie stand neben der Frau im Rollstuhl. Neben der Braut. Brautjungfern standen aufgereiht vor dem Rollstuhl. Man sah den Rollstuhl von hinten. Der Brautschleier hing nach hinten und wurde von einem kleinen Mädchen und einem kleinen Buben hochgehalten. Die Kinder weiß gekleidet. Kleidchen und Anzug. Blaue Schärpen. Die Kinder unruhig. Die Sprecherin sagte, dass es nun bald so weit sein würde. Der große Augenblick sei nun bald gekommen. Sei nahe. Aber davor wolle man noch einmal erinnern, was für ein Weg hinter dieser Braut läge. Was für ein langer Weg. Was für ein langer und schmerzvoller Weg. In einer Zuspielung wurden Fotos gezeigt. Ein Sprecher. Das wären die Bilder der Braut vor einem Jahr. Und das das Bild vor dem schrecklichen Augenblick. Das letzte Bild vor dem Moment, in dem sich das Leben dieser Frau und aller ihrer Angehörigen von Grund auf verändern würde. Die letzten Bilder vor dem Ereignis. Selma sah eine Frau im Brautkleid. Im weißen Brautkleid. Tief ausgeschnitten. Ein enges Miederoberteil. Der Busen hoch hinaufgewölbt. Schulterfrei. Der Rock weißer Tüll. Weit ausschwingend. Ein langer Rock in vielen Lagen Tüll. Der Schleier von einem Blütenkranz nach hinten fallend. Weißer weicher Tüll. Bodenlang. Die Frau hatte dunkle Haare. Sie war kräftig. Sie lachte. Sie nahm das gelassen ernst. Das war auch ein Spaß. Sie hielt einen Brautstrauß aus weißen Rosen und Lilien. Ein hängendes Bukett. Weiße Handschuhe die Oberarme hinauf. Genau vor einem Jahr, sagte der Sprecher. Genau zur gleichen Zeit. Jetzt, wenn die Braut mit dem

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