Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)
zustieß, vor allem wenn diese auch noch ihre Freunde waren. Aphrodite wappnete sich und spähte durch Zoeys Augen.
Z saß in der Schulmensa. Anscheinend ganz allein – bis auf Aurox. Sie sah Aurox tief in die Augen, und er nannte sie Zo und sagte, sie solle sich doch keinen Stress machen. Die Worte riefen etwas in Z wach, und Aphrodite spürte, wie eine Flut von Emotionen sie durchströmte. Z war so zerrissen zwischen dem, was sie wollte, und dem, was sie glaubte tun zu müssen, dass ihr Inneres sich anfühlte wie ein brodelnder Gefühlskessel. Die glühend heißen Emotionen sammelten sich in der Mitte von Z’s Brust und fraßen sich von dort aus überallhin, fast wie ein echter, verzehrender Brand. Aphrodite fragte sich, was zur Hölle das zu bedeuten hatte, aber in diesem Moment kostete sie gemeinsam mit Z von Aurox’ Blut – und das fegte alles andere auf einen Schlag beiseite.
Das Blut des großen blonden Mutantenstiers zu trinken war nicht halb so eklig, wie Aphrodite gedacht hätte – nicht dass sie bisher je darüber nachgedacht hätte, sein Blut zu trinken, oh nein. Vielleicht lag das Nicht-so-eklig-Sein teilweise daran, dass Z dieses Blutgesaufe sowieso toll fand. Huh. Z war aber ganz schön scharf auf Aurox. Das war etwas, was sie sich merken musste, genau wie das komische Brennen.
Dann ging die Szene in eine andere über. Plötzlich war Stark da und verdarb ihr (und Z ) wie immer den Spaß. Er zog eine Macho-Nummer ab, und er und Z stritten sich, was nervte.
Nur eigentlich nicht so sehr, dass Z innerlich weißglühend werden musste vor Zorn. Aber genau so war es. Das Mädel war unsäglich angepisst.
Wieder verschwamm alles zu einer neuen Szene, in der lediglich Zs Laune ähnlich übel war. Wo sie sich befand, konnte Aphrodite nicht erkennen. Es war hell – kein strahlendes Tageslicht, aber auch nicht Nacht, denn das Licht blendete Z , und sie hielt den Blick gesenkt, bis irgendwelche Typen in verratzten Klamotten anfingen, sie blöd anzumachen. Zoey ließ sich nicht einschüchtern, womit Aphrodite voll einverstanden war, aber dann schoss ihr Wutlevel in gefährliche Höhen. Hilflos musste Aphrodite zusehen, wie Z die Hände hob und all die aufgestaute Wut, die Verwirrung und den Frust rausließ. Aphrodite erhaschte nur einen kurzen Blick auf die Gesichter der beiden Typen, aber das Entsetzen in deren Augen brannte sich für immer in ihr Gedächtnis ein, während Z die beiden gegen eine Felswand schleuderte und Blut nach allen Seiten spritzte.
Wieder ein Szenenwechsel. Diesmal blickte Aphrodite nicht durch Zoeys Augen, sondern beobachtete sie aus der Entfernung. Z war zurück im House of Night. Ihre Wut war verschwunden; jetzt wirkte sie durcheinander, ratlos, verängstigt. Aber das war nicht die einzige Veränderung an ihr. Aphrodite konnte
sehen
, dass Z etwas an sich trug. In gewisser Weise war es eklig. Es sah aus, als hätten sich unter Zs Haut eine Art Flöhe oder Läuse eingenistet und wimmelten dort herum. Aber noch während Aphrodite durch und durch angewidert hinsah, erzitterten die Krabbeldinger und verwandelten sich, schienen zu etwas Glitzerndem zu werden oder vielleicht sogar zu einem wunderschönen Mantel, der Zoey bedeckte. Dann blinzelte Aphrodite, und die Dinger verwandelten sich zurück in eklige Nester krabbelnder Insekten.
Sie hatte nicht die leiseste Idee, was das für Scheißdinger sein mochten, aber es war offensichtlich, dass sie nicht von Z selbst stammten. Und auch nicht von den Elementen. Aphrodites Gedanken rasten. Weswegen Z so in die Luft gegangen war, waren ganz normale Sachen gewesen – Beziehungsknatsch und asoziale Deppen, wie es sie überall gab. Nur Zs Reaktion war nicht normal.
Konnte es sein, dass das gar nicht Zoeys eigene Reaktion war, sondern etwas, was von außen in sie eindrang, was sie in sich aufnahm und sich zu eigen machte, ohne es zu merken? Und warum zur Hölle hatten die Dinger plötzlich so wunderschön ausgesehen?
Aphrodite konnte sich keinen Reim darauf machen, aber eines wusste sie: Das würde auf eine wütende, verdammt mächtige und völlig entfesselte Zoey hinauslaufen.
Und das jagte Aphrodite mächtig Angst ein.
Die nächste Szene folgte so schnell, dass ihr schwindelte.
Sie war wieder in Z – und wurde in Handschellen in eine Gefängniszelle abgeführt. Noch ehe die Stahltür der klaustrophobisch engen Einzelzelle sich schloss, sanken Zoeys Schultern nach vorn. Die unbändige Wut, von der sie so vollständig erfüllt
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