Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)
schreddert und die Menschen kapieren, dass dahinter mehr steckt als nur eine Mensch-Vampyr-Beziehungskrise, aber noch unerfreulicher ist es, hier unter Hausarrest zu stehen und für Dinge verantwortlich gemacht zu werden, für die wir nichts können.«
Überraschend stimmte Kalona ihr zu. »Ich denke, es ist an der Zeit, dass die Menschen erfahren, dass in der Welt noch mehr Kräfte am Werk sind als nur die von Menschen und Vampyren. Das Böse ist dann am stärksten, wenn es unterschätzt wird.«
»Du willst dich den Menschen also zeigen?«, fragte Zoey ihn.
»Ich will Neferet zur Strecke bringen und diese Schule beschützen. Wenn ich mich dafür den Menschen zeigen muss, nun, dann sei es so.«
Stevie Rae hob halb die Hand. »Ich hab ’ne Frage.«
»Ja?«, forderte Thanatos sie auf.
»Wie wollen wir Neferet denn finden?«
»Das wird nicht schwer sein. Wir werden abwarten und der Göttin treu bleiben. Irgendwann wird Neferet sich zu erkennen geben.«
»So ein Schwachsinn!« Zoey klang gefährlich nahe am Siedepunkt. »Als Neferet Grandma entführt hatte, hab ich mich als Erstes in die Küche in den Tunneln gesetzt, abgewartet und geheult und Nyx angefleht, mir zu helfen. Und wissen Sie was? Da erschien mir die Göttin und erklärte mir im Prinzip, dass nur Kinder sich hinsetzen und flennen. Eine Hohepriesterin handelt. Wollen Sie mir jetzt erzählen, dass unser Masterplan daraus besteht, uns hinzusetzen und die Hände in den Schoß zu legen?«
»Nein. Ich will damit nur sagen, dass wir mit Klugheit und Geduld vorgehen müssen. Erst müssen wir eine der Unsrigen bestatten, dann müssen wir den Unterricht sowie unser Leben hier weiterführen und dafür sorgen, dass weder wütende Menschen noch Neferets Finsternis über uns herfallen. Von dir und Stevie Rae erwarte ich, dass ihr mich und die anderen Lehrer dank eurer Führungsqualitäten dabei unterstützt, Ruhe und Disziplin wiederherzustellen. Ich hoffe, du bist nun damit fertig, mich über eine Göttin zu belehren, der ich jahrhundertelang treu gedient habe – ich habe noch eine Trauerzeremonie zu leiten.« Aus Thanatos’ Ton war herauszuhören, dass sie genug hatte – vor allem von Zoey. Sie stand auf und verließ, gefolgt von Kalona, den Raum.
Aphrodite trat zwischen Zoey und die Tür. »Mit dem Risiko, mehr wie du zu klingen, als mir lieb ist, ich fürchte, du solltest mal dein Verhalten überdenken.«
Z kniff die Augen zusammen. »Kotzt dich die Situation nicht an?«
»Natürlich, aber sich deswegen mit einer erwachsenen Hohepriesterin anzulegen, die noch dazu auf unserer Seite steht, halte ich für schlichtweg dämlich.«
»Du hast schon ’n bissl pampig geklungen«, sagte Stevie Rae unbehaglich – aber sie sagte es.
Zoey holte tief Luft, ließ sie wieder entweichen und tastete nach dem apfelringförmigen Seherstein, der ihr an einer langen Silberkette um den Hals hing. »Es ist so verdammt frustrierend, dass Neferet schon wieder ihr Scheiß-Unwesen treibt und wir die Hufe stillhalten und auf ihre nächste Übeltat warten sollen.«
»Wow, du hast ›verdammt‹ und ›Scheiß‹ in einem Satz gesagt. Vielleicht darf man hoffen, dass der Nervenzusammenbruch, den du offenbar hast, wenigstens dein lahmes Fluchvokabular ein bisschen aufmischt. Abgesehen davon kann ich leider nur wiederholen, dass du dein Verhalten überdenken solltest. Die Neferet-Situation ist eben nicht eine Eins-zu-eins-Neuauflage der früheren. Immerhin hat der Hohe Rat sie verstoßen.«
»Ja, und das ist schon mal ’n enormer Fortschritt, auch wenn die mal wieder kneifen, statt selber aktiv zu werden«, bemerkte Stevie Rae.
»Mir würden da noch andere Ausdrücke einfallen als ›kneifen‹, aber so ist es. Und wir haben eine ganze Schule zur Verfügung. Neferet kann sich nicht ewig verstecken – wie gesagt, so gestört wie sie ist, kann’s nicht lange dauern, bis sie wieder über die Stränge schlägt.«
»Nein«, sagte Z. »Das ist ja das Problem – wir haben nicht die ganze Schule. Dallas und seine Kumpels werden uns nicht unterstützen. Im Gegenteil.«
»Aber Z , dass Neferet Aphrodites Dad abgemurkst hat, ändert alles.« Stevie Rae warf Aphrodite einen Blick zu. »Sorry nochmal.« Aphrodite zuckte mit den Schultern. Stevie Rae kam wieder in Fahrt. »Damit hat sie die komplette Aufmerksamkeit auf uns gelenkt. Sie hat den Bürgermeister plattgemacht. Die Cops sind eingeschaltet, und Thanatos wird dafür sorgen, dass die die richtigen Spuren kriegen. Dallas
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