Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)
Wer mit mir auf Seiten der Göttin steht, wird ihren Schutz erfahren. Wer sich uns entgegenstellt, wird bestraft werden. House of Night von Tulsa, entscheide dich!«
Siebzehn
Zoey
D er Seherstein in meiner Hand war immer noch glühend heiß. Und ich wusste, warum ich nicht in Tränen oder hysterisches Gekreische ausgebrochen war.
Thanatos hatte recht. Es war an der Zeit, sich öffentlich zu unserem House of Night zu bekennen und ein Zeichen für das Gute zu setzen. Vor uns lagen zu große Aufgaben, als dass wir uns untereinander bekämpfen durften. Das hatte sie schon die ganze Zeit gepredigt, und auch ich war inzwischen davon überzeugt.
Ich trat vor, wobei ich einen Bogen um die Blutlache machte. Die Hand fest um den Seherstein geschlossen, holte ich tief Luft und betete:
Alte Magie, steh mir bei!
Von dem Stein ging eine Hitzewelle aus und durchströmte mich mit knisternder Macht. Als ich die Stimme erhob, lag darin solche Kraft, dass sie über die ganze Versammlung hinweghallte.
»Mein Kreis und ich entscheiden uns für Nyx. Wir halten zu diesem House of Night!«
Damien und Shaunee traten als Erste an meine Seite. Respektvoll verneigten sie sich vor Thanatos und sprachen meine Worte nach: »Wir halten zu diesem House of Night!« Aphrodite und Shaylin stellten sich neben die beiden. Dann kamen Darius und Stark und – mich durchzuckte ein kleiner Freudenstoß – auch Aurox hinzu. Auch sie verneigten sich mit der Faust über dem Herzen, demonstrierten ihre Treue.
Das brach den Damm. Aus der Menge lösten sich Kramisha, Johnny B , Ant, Nicole und alle anderen von Stevie Raes roten Jungvampyren, und auch Erik gesellte sich zu uns. Manche von ihnen hatten geweint, andere wie Erik und Kramisha waren bleich vor Schreck. Aber sie alle verneigten sich und schworen unserem House of Night die Treue.
Und jetzt wurden überall in der Menge Treueschwüre gesprochen und die Faust aufs Herz gelegt. Ich beobachtete besonders genau, was Dallas’ verbliebene Jungvampyre machten. Sie waren leicht zu erkennen: Die Jungs waren ungepflegt und standen in lascher Haltung da, und die Mädchen hatten mehr Eyeliner als Klamotten am Leib. Aber sie wirkten überhaupt nicht mehr ungerührt und rebellisch. Sie wirkten einfach nur total verschreckt. Sie alle verneigten sich vor Thanatos. Ich war allerdings skeptisch, wie aufrichtig das war, denn mal ehrlich, was hatten sie denn für eine Wahl? Ich fragte mich, was ich an ihrer Stelle gemacht hätte. Zum Tode verurteilt zu werden, dazu hätte ich nun echt keine Lust gehabt. Ich hätte definitiv so getan, als wäre ich für Thanatos. Und später hätte ich weitergesehen.
Da wurde mein Mini-Ofen von Seherstein wieder kühl, als wäre nichts gewesen, und ich bemerkte, dass mir schwindelig und ein bisschen übel war und sich in meiner rechten Schläfe ein pochender Kopfschmerz meldete.
Alte Magie war so unheimlich!
»Kehren wir nun zu den Pflichten unseres täglichen Lebens zurück«, sagte Thanatos gerade. »Der Unterricht möge weitergehen. Bleiben wir wachsam den dunklen Mächten gegenüber, die um uns her am Werk sind – aber von nun an sollten sie zumindest nicht mehr mitten unter uns am Werk sein. Ich möchte Zoey und ihren Kreis bitten, noch kurz hierzubleiben. Alle anderen haben fünf Minuten Pause, bevor die zweite Stunde beginnt. Ich bitte die jeweiligen Lehrer, sich um ihre Schüler zu kümmern. Seid alle gesegnet.«
Ich fühlte mich ein bisschen, als hätte mir jemand einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf gekippt. Dallas war geköpft worden. Zwei Jungvampyre würden sehr bald elend zugrunde gehen. Aber kommt bitte nicht zu spät zur zweiten Stunde? Hä?! Wie konnte man nach so was einfach weitermachen, als wäre nichts geschehen?
Als die schweigende Menge sich aufgelöst hatte, kam Thanatos energischen Schrittes zu mir herüber. »Zoey, ich möchte euch bitten, einen Kreis zu beschwören.«
»Hier? Jetzt?«
»Ja, hier. Um die Leiche des toten Vampyrs herum. Aber nicht jetzt sofort. Wartet noch, bis die Jungvampyre wieder in den Klassenräumen sind.«
»Okay«, sagte ich langsam. »Aber jemand muss Stevie Raes Platz übernehmen.«
»Ich kann das tun.«
Wir alle starrten Aurox an.
»Du? Warum du?«, fragte Stark, bevor ich reagieren konnte, was mich tierisch ärgerte. Es war mein Kreis, nicht seiner!
»Warum nicht? Ich weiß, wo Norden ist. Ich kann eine grüne Kerze in der Hand halten und die Erde rufen. Und ich will Zoey helfen.«
»Hört sich gut an«, sagte
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