Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)
nicht?«
»Nein, alles in Ordnung«, sagte ich. »Stark wollte gerade duschen und sich umziehen gehen. Oder, Stark?«
Stark zog mich in die Arme und küsste mich. Auf den Mund. Fest und besitzergreifend. Eine seiner Hände glitt an meinem Rücken hinunter und legte sich an meinen Po. »Genau, Z. Bis heute Abend. Zu unserem Date. Nur wir zwei.« Er drückte mir den Po und ging schnellen Schrittes davon.
Shaylin reichte mir die lila Geistkerze. Ich musste mich ganz schön beherrschen, um ihm den dicken Stumpen nicht hinterherzuwerfen. Was zum Henker machte ich bloß mit Stark? Dachte er wirklich, dieses selbstherrliche Getue und Gehabe, was ich zu tun und zu lassen hätte, trügen dazu bei, dass ich nicht mit einem anderen zusammen sein wollte? Himmel nochmal!
Ich schob meine Wut beiseite und zwang mich zu einem fröhlichen Lächeln. »Also gut, dann beschwören wir mal den Kreis. Alle bereit?«
Während wir unsere Positionen einnahmen, ignorierte ich die Tatsache, dass Shaylin mich immer noch beobachtete. Und dann wurde mir klar, dass ich, wenn ich meinen Platz in der Mitte des Kreises einnahm, genau neben dem kopflosen Rumpf von Dallas mitten in der blutgetränkten Asche und verbrannten Erde stehen würde, und da beschloss ich, dass es mir erst mal egal war, wie kritisch Shaylin mich musterte oder wie ätzend Stark sich benahm. Ich blieb sehr steif am Rand der Blutlache stehen und fand es schrecklich, wie der Geruch mir das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ und der Anblick mir zugleich den Magen umdrehte.
»Schau nicht hin.« Vom nördlichen Punkt des Kreises lächelte Aurox mir zu. »Geh zu Damien und ruf die Luft. Wenn du in die Mitte des Kreises treten musst, werden die Elemente dich schon gestärkt haben. Du kriegst das hin, Zo.«
Der letzte kleine Satz klang so sehr nach Heath, dass meine Augen sich mit Tränen füllten. Ich kniff kurz die Augen zusammen, nickte und trat zu Damien.
Aurox hatte absolut recht. Als ich schließlich in die Mitte trat, die lila Kerze entzündete und das Geistelement rief, fühlte ich mich stabil und geerdet. Es fiel mir nicht schwer, Shaunee dabei zu unterstützen, wie sie einen Flammenstoß auf Dallas’ Körper lenkte. Nachdem dieser zu Asche verbrannt war, bat ich ganz selbstverständlich Shaylin, die verbrannte Fläche mit Wasser zu waschen, und Damien, mit Hilfe des Windes den Brandgeruch wegzublasen. Schließlich rief ich durch Aurox die Erde, und gemeinsam brachten wir den kahlen Boden dazu, wieder frisches grünes Gras sprießen zu lassen, wo zuvor nur Blut und Asche gewesen waren.
Nachdem ich den Kreis beendet hatte, blieb ich noch einen Moment im weichen Gras stehen und atmete den Frühlingsduft ein. »Viel besser.«
Damien zog sein Handy aus der Tasche und sah auf die Uhr. »Oh, gut! Wir haben nur die Hälfte der dritten Stunde verpasst. Ich liebe Literatur und Professor Penthesilea.«
»Dritte Stunde – da hab ich Fechten«, sagte Shaunee. »Dann muss ich wohl. Bis zum Mittagessen.«
Wir winkten ihr nach, und ich seufzte. »Ich wünschte, es wäre schon die sechste Stunde.«
»Ich dachte, du magst Literatur auch«, sagte Damien.
»Schon, aber Spanisch nicht, und das haben wir in der fünften.« Ich rieb mir die Stirn, weil mir immer noch so schwindelig war und alles schmerzte.
»Alles okay?«, fragte Shaylin.
Ich sah sie an. Sie scannte mich schon wieder von oben bis unten. Mein Bauchgrimmen stieg als brodelnde Wut nach oben. Und dass der Seherstein auf meiner Brust sich aufzuheizen begann, machte mich nur noch wütender. »Shaylin,
hör gefälligst auf, mir den letzten Nerv zu rauben!
« Eigentlich wollte ich es beherrscht und ruhig sagen, und ich wollte wirklich kein bisschen, dass Shaylin zusammenzuckte, als hätte ich ihr eine geklebt. Aber genau das passierte.
»Tut mir leid, war nicht böse gemeint«, sagte sie und wich fast vor mir zurück.
Ich seufzte, und meine Hand legte sich über den Seherstein, der schon wieder normale Steintemperatur angenommen hatte. »Sorry, ich wollte dich nicht so anfahren. Ich hab Kopfschmerzen und Hunger, das ist alles.«
Damien legte mir die Hand auf den Arm. »Hey, Z , du hast gerade einen Kreis beschworen. Du musst dein inneres Gleichgewicht wiederfinden. Geh schon mal in die Mensa und hol dir was zu essen. Ich sage Prof P , wo du bist. Sie wird’s garantiert verstehen.«
»Klingt vernünftig, Damien. Was zu essen wär auf jeden Fall ganz gut.«
Er grinste. »Essen oder Cola?«
»Cola ist auch
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