Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)
Schule. Wenn er rausgeschmissen wurde, wäre das wie Dauerferien.
»Elliott und Kurtis, gebt ihr zu, die Verbrechen dieses Vampyrs befürwortet und unterstützt zu haben?«
»Klar!« Kurtis versuchte, unbekümmert und selbstgewiss zu klingen, aber sein Blick war unsicher.
»Ja, von mir aus«, sagte Elliott.
»Nun frage ich meinen Schulrat: Seid Ihr von der Schuld dieses Vampyrs und seiner beiden Anhänger überzeugt?«
In dem Moment, als Thanatos diese Frage stellte, begann mein Seherstein Hitze auszustrahlen. Ich schloss die Hand um ihn und wünschte, ich wüsste, worauf er reagierte – und was ich deswegen unternehmen sollte.
Nacheinander antworteten alle Ratsmitglieder feierlich mit: »Ja, das bin ich.«
»Prophetinnen der Nyx, diese drei wurden des versuchten Mordes an einer Vampyrhohepriesterin für schuldig befunden. Blickt in euch hinein. Bedient euch eurer Gaben. Stimmt ihr zu, dass ihre Bestrafung wie in alten Zeiten unverzüglich und öffentlich erfolgen soll?«
Aphrodite antwortete zuerst. »Ich stimme Euch zu.«
Shaylin brauchte länger. Sie trat noch zwei, drei Schritte auf Dallas, Kurtis und Elliott zu und musterte sie intensiv. Ihr Gesicht sah aus, als müsste sie einen ekligen Gestank aushalten, und sie sagte kein Wort zu ihnen. Dann kehrte sie an ihren Platz zurück. Immer noch sagte sie nichts. Sie starrte Thanatos an, scheinbar endlos lange. Schließlich holte sie tief Luft. »Ich glaube, Ihnen zuzustimmen ist das Richtige.« Dann senkte sie den Kopf. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie auch die Augen schloss, und es wirkte, als betete sie, aber dann konnte ich sie nicht weiter beobachten, weil ich jetzt aufgerufen wurde.
»Zoey Redbird, bist du als einzige weitere anwesende Hohepriesterin damit einverstanden, dass ich kraft meines Amtes jene drei wegen Verschwörung zum Mord sowie wegen versuchten Mordes unter Berücksichtigung der besonderen Grausamkeit nach uraltem Recht standrechtlich verurteile?«
Mir kam es vor, als hätte mich die leichteste Frage erwischt. »Ja, ich bin einverstanden«, sagte ich sofort. Der Seherstein in meiner Hand glühte.
Thanatos hob die Hände. Die Luft um sie knisterte vor Macht, und mir stellten sich die Härchen im Nacken und an den Armen auf. Nyx’ Einfluss verlieh ihrer Stimme Kraft, und sie klang wie der Tod persönlich.
»Dann erkläre ich kraft meines Amtes und meiner Würde als Hohepriesterin dieses House of Night, dass Verbrechen gegen Hohepriesterinnen unter meinem Schutz wie in alten Zeiten bestraft werden sollen. Ich befehle meinem eidgebundenen Krieger, den roten Vampyr Dallas hier und auf der Stelle zu exekutieren und dann die beiden roten Jungvampyre aus diesen Mauern zu verbannen, weit ins Land hinein und weit von jedem Vampyr entfernt, auf dass ihre Körper sich gegen die Wandlung wehren und auch sie den Tod finden mögen!«
Ich hatte nicht mal die Zeit aufzukeuchen. Kalona bewegte sich blitzschnell. Er zog das Langschwert aus der Scheide auf seinem Rücken und trennte Dallas mit einem einzigen Hieb den Kopf ab. Stark trat zurück, während der kopflose Körper sich aufbäumte und Blut aus dem Stumpf spritzte, der der Hals gewesen war. Ich konnte den Blick nicht von Dallas’ Kopf wenden. Seine Augen waren aufgerissen. Seine Miene war völlig entgeistert. Und sein Mund öffnete und schloss und öffnete und schloss sich – wie bei einem Fisch auf trockenem Land.
Kurtis und Elliott schrien auf und wollten wegrennen. Aber der geflügelte Unsterbliche bekam sie zu fassen, noch bevor sie den Kreis der entsetzten Zuschauer erreicht hatten. Er packte beide um die Taille. Die Menge wich vor ihm zurück, und er nahm wenige kraftvolle Schritte Anlauf, seine gewaltigen Schwingen schlugen ein –, zwei –, dreimal, dann war er mit den zwei Jungen in der Luft. Die beiden schrien und zappelten, aber das schien Kalona überhaupt nicht zu stören. Binnen Sekunden verschwand er weit im Westen in der Dunkelheit.
»Ruhe!« Thanatos’ Befehl wirkte wie ein Ausschalter. Erst jetzt merkte ich, dass alle Anwesenden – außer Stark, Shaylin und dem Schulrat – entweder vor Entsetzen geschrien oder vor sich hingeschluchzt hatten. »Die Zeit der Schwäche und der inneren Spannungen ist vorüber. Wer von heute an unserem House of Night Schaden zufügt, wird zur Rechenschaft gezogen. Unsere Göttin ist gnädig, aber auch gerecht, und wer sich ihr widersetzt, wird ihren Zorn zu spüren bekommen. Lasst euch das als Warnung und Versprechen dienen:
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