Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entfesselt

Entfesselt

Titel: Entfesselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
Vom Netzwerk:
Timing im selben Augenblick zuzustoßen, und ... erstarrten. Die Haltung des einen war wie das Spiegelbild des anderen. Jeder hatten die blutige Klinge des Gegners an der Kehle.
      Brynne und ich hielten uns krampfhaft an den Händen und ich spürte, wie Asher River festhielt. Die Sekunden verrannen qualvoll langsam. Die beiden Krieger standen still wie aufgeschreckte Rehe, nur der Brustkorb pumpte wie ein Blasebalg.
      Aber es zitterte keine Hand, kein Fuß regte sich und es spannte sich kein Muskel zum Zustoßen an.
      Es war vorbei. Die beiden brauchten allerdings einen Moment, um es zu begreifen.
      Sehr vorsichtig nahmen sie ihre Schwerter vom Hals des anderen. Und dann ließen sie so gleichzeitig ihre Waffen sinken, als hätten sie es wochenlang einstudiert, und zogen sich schnell und lautlos aus der Reichweite des anderen zurück.
      »Das war spitze. Das müssen wir bald wieder machen«, sagte ich, aber so richtig cool hörte es sich nicht an.
      »Ich glaub, ich muss kotzen«, murmelte Brynne, die ganz blass geworden war. Daisuke legte den Arm um sie und begleitete sie zurück ins Haus. In letzter Zeit schleppte er eine ganze Menge geschockter Weiblichkeit mit sich herum.
       Nachdem es jetzt aussah, als hätten sich die Berserker ausgetobt, eilte River zu ihrem Bruder und legte ihre Hand auf seine Wunde, die heftig blutete.
      Joshua schaute stirnrunzelnd an sich herunter und presste seine eigene Hand fest auf die Verletzung, um die Blutung zu stoppen. »Das war nur ein Glückstreffer«, sagte er abschätzig. Ich erstarrte und rechnete fest damit, dass Reyn bei dieser Bemerkung erneut angreifen würde, doch zu meiner Verblüffung lachte er. Seine Zähne wirkten in seinem blutverschmierten Gesicht unnatürlich weiß.
      »Stimmt«, sagte er. »Das war es wirklich.«
      Zögernd begann Joshua zu grinsen. Reyn grinste zurück. Dann fingen beide an zu lachen und Reyn musste sich auf sein Schwert stützen, um nicht vor Lachen umzukippen. Der Boden um sie herum war blutgetränkt und das Laub zertreten. Ihre Kleidung war von den Knien bis zu den Schultern an vielen Stellen aufgeschlitzt und beide hatten mindestens drei kleinere Wunden davongetragen, die den Stoff rot färbten.
      Dann verzog Joshua schmerzerfüllt das Gesicht und River sagte: »Ich bringe dich lieber ins Haus, du alberner Kindskopf.«
      »Ja, okay.« Er beugte sich dem Willen seiner großen Schwester und begann in Richtung Haus zu humpeln. Doch dann blieb er noch einmal stehen und sah sich zu Reyn um. »Bei Gottes Zähnen, das hat Spaß gemacht!«
      Reyn nickte. »Es war schon lange fällig und das Warten hat sich gelohnt.«
      Von da an waren Reyn und Joshua zwar nicht die besten Freunde, aber zumindest keine erbitterten Feinde mehr.
      Joshua wurde mit achtzehn Stichen genäht. Reyn trug ein paar Tage lang Heftpflaster im Gesicht, um seine Wange zusammenzuhalten. Außerdem versorgte Anne ihn mit Tee.
      Ich werde Männer nie verstehen. Ich wette, dass ich noch in tausend Jahren dastehen werde, den Kopf zur Seite geneigt, und nur »Häh?« sagen werde.
      ***
    Nachts um eins wurde ich davon geweckt, dass mein Handy »Copacabana« spielte, was offensichtlich bedeutete, dass es jemand - vermutlich Brynne - witzig gefunden hatte, meinen Klingelton zu ändern.
      »Hallo?«
      »Ey, die erlauben mir nur einen Anruf und da dachte ich, ich versuch's mal bei dir.« Die Stimme war jung, flegelhaft und ängstlich.
      »Dray?«
      »Klar, Wen hast du denn erwartet - den Osterhasen?« »Ich habe gar nichts erwart-« Es raschelte am anderen Ende und dann war eine Frauenstimme zu hören, die fragte: »Ist da Ms Nastasja Crowe?«
      »Ja.«
      »Ihre Freundin hier ist dabei erwischt worden, wie sie in eines Ihrer Apartments in der Main Street eingebrochen ist. Sie sagt, sie hätte Ihre Erlaubnis. Also die Erlaubnis, aber gerade keinen Schlüssel, richtig?«
      »Oh.« Schon wieder? Dray hatte sich dieses Ding noch einmal geleistet? Okay, wo war mein Schwert?
       »Kommen Sie her und holen sie ab? Entweder Sie oder ihre Eltern.«
      Die Totenstille, die darauf folgte, verriet mir, dass Dray alles tun würde, um den Anruf bei ihrer Alkoholikermutter zu vermeiden. Ihren Vater zu verständigen, kam ohnehin nicht infrage, weil sie keine Ahnung hatte, wo er war.
      »Ja, ich komme und hole sie ab.« Und das würde ihr noch leidtun.
      Es war komisch, mitten in der Nacht mit dem farmeigenen Auto loszufahren - ich hatte River's Edge

Weitere Kostenlose Bücher