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Entfesselt

Entfesselt

Titel: Entfesselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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Fensterscheiben eingeschlagen. Wir hatten kein einziges brauchbares Auto mehr. Was bedeutete, dass wir die Farm nur noch zu Fuß verlassen konnten.

28
 
      Die Menschen sind viele Tausend Jahre zu Fuß gegangen. Sie haben sich zu Fuß fortbewegt, sind geritten oder mit einem Boot gefahren. Ein schnelles Pferd war mehr wert als ein Leibeigener oder Sklave. Ein schnelles Pferd war sogar mehr wert als viele Landgüter, Farmen, Kühe, Wagen. Ein schnelles Pferd konnte Leben oder Tod bedeuten.
      Auf der ganzen Welt war alles dem Tempo eines Mannes zu Fuß oder dem eines galoppierenden Pferdes angepasst. Heute laufen die Leute, um Sport zu treiben oder Spaß zu haben. Sie wandern für einen guten Zweck oder um ein ungewöhnliches Abenteuer zu erleben. Dazu gönnen sie sich so viel Zeit, wie sie brauchen. Aber sie kehren aus freien Stücken in die gute alte Zeit zurück.
      Doch hier, in dieser Nacht im Westen von Massachusetts, machte es mir Angst, keine Fahrzeuge zu haben und nur zu Fuß oder zu Pferd irgendwohin gelangen zu können. Es war nicht spaßig, altmodisch-schick oder toll-naturnah.
      »Können das irgendwelche Leute aus dem Ort gewesen sein?« Amy trug einen Bademantel und die langen dunklen Haare hingen ihr zerzaust um die Schultern.
      Asher untersuchte den Truck und betrachtete den zerstörten Motor. »Was soll das?« Sein lauter Ausruf erschreckte uns alle. »Wieso spielen die mit uns? Was wollen sie? Wieso greifen sie nicht einfach an?« Er rieb sich mit einer Faust die Augen. »Ich hab das so satt. Ich will, dass es endlich vorbei ist.«
      River ging zu ihm, legte den Arm um ihn und redete beruhigend auf ihn ein. Er nickte ein paarmal und sagte: »Ich weiß, ich weiß.«
      »Wann bist du weggefahren?«, fragte Reyn.
      »Ja, Nastasja - wo bist du hingefahren, mitten in der Nacht?« Das war Ottavio. »Wieso verlässt du um diese Uhrzeit ganz allein die Farm?« Er sah auf mich herab und ich fragte mich, ob er wohl allen Ernstes glaubte, dass ich jetzt zusammenbrechen und alles gestehen würde und er seine Genugtuung haben würde. Ha, guter Scherz.
      Meine Handflächen waren aufgeschürft und blutig. Meine Knie sahen vermutlich genauso aus und wahrscheinlich auch meine Wangen.
      »Ich bin kurz nach eins losgefahren«, sagte ich. »Meine Freundin Dray ist verhaftet worden, als sie versucht hat, in eine von meinen Wohnungen einzubrechen. Schon wieder. Ich bin hingefahren, habe sie zur Schnecke gemacht, sie dann am Frauenhaus abgesetzt und bin sofort zurückgekommen.« »Es ist erst kurz vor zwei«, sagte Amy nickend.
      »Dann muss das hier also zwischen eins und zwei passiert sein«, sagte Reyn. »Die hätten sonst auch die Scheiben und das Getriebe von Nastasjas Wagen zerstört. Da Nastasja aber noch wegfahren konnte, muss es in dieser Zeit passiert sein.« »Falls sie überhaupt weg war«, knurrte Ottavio.
      »Ott«, sagte ich müde, »frag doch bei den Bullen nach oder im Frauenhaus.«
      »Meine Güte, Ottavio«, rief Amy. »Sei doch nicht so blöd.« Seine dunklen Augen flammten auf, aber er presste die Lippen zusammen und sagte kein Wort mehr.
      »Also war tatsächlich jemand hier und hat erst vor Kurzem unsere Autos zerstört«, stellte Joshua fest. Reyn nickte. »Und wenn derjenige nun keine Gelegenheit hatte, den Kleinwagen zu zerstören, ihn aber zurückkommen sah und schnell
      etwas damit gemacht hat, um ihn explodieren zu lassen, bedeutet das, dass diese Person hier war«, sagte Reyn. »Und dass sie vielleicht auch jetzt noch da ist.«
      »Geht alle ins Haus«, befahl Daisuke.
      ***
     
      Jeder Moment dieser endlosen Nacht wird für eine sehr, sehr lange Zeit in meinem Gehirn eingebrannt bleiben. Wir gingen zurück ins Haus und bereiteten uns auf eine Schlacht vor. Reyn, Joshua und Daisuke suchten draußen nach Hinweisen, wer unsere Fahrzeuge zerstört haben konnte. Aber sie fanden keinen Fußabdruck und keine Handabdrücke - und das, obwohl sie alle drei erfahrene Fährtenleser waren. Wir anderen holten die Waffen, die wir besaßen, und versammelten uns in der Eingangshalle, die keine Fenster zum Einschlagen hatte - nur die Haustür. Wechselnde Vierergruppen bewachten die Küche mit der anderen Tür nach draußen.
      River, Daniel und Jess holten Maggie und die anderen Hunde ins Haus. Sie waren ruhig und aufmerksam - kein gesträubtes Fell, kein Knurren, kein angespanntes Horchen.
      Es war unglaublich nervenaufreibend und auch irgendwie merkwürdig, mit meinem

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