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Entfesselt

Entfesselt

Titel: Entfesselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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Schlacht vorbereiten.«
      Also, abgesehen davon, dass mir nie etwas wichtig genug war, um dafür zu kämpfen, konnte ich Krieg nicht ausstehen. Manchmal bringt er die Menschen zusammen, lässt sie über sich hinauswachsen, bla, bla, bla - aber meistens ist er einfach nur Angst einflößend, unglaublich zerstörerisch und zeigt die Menschheit von ihrer dunkelsten Seite. Ich hasse Krieg, will nichts damit zu tun haben und ihn nicht erleben. Und damit ergibt meine lebenslange Gewohnheit des Weglaufens einen Sinn - es ist viel einfacher und weniger schmerzlich, sich rechtzeitig vom Acker zu machen. Ich hasste es, hier dabei zu sein.
      Als ein Teil von Rivers Armee.
      Aber ich wusste genau, wenn ich nicht blieb, gäbe es keine Hoffnung mehr für mich und ich wäre zu einem freudlosen, niemals endenden Leben voller Verzweiflung und Einsamkeit verdammt -
      Ja, gut, vielleicht übertreibe ich ein wenig. Um genau zu sein war es einfach besser, wenn ich blieb, auch wenn es hart und schmerzlich werden würde. Ich hasse diese kleinen Widersprüche des Lebens.
      Reyn hatte eine Liste aufgestellt, wer wann was tun sollte. Die anderen sollten Wache halten, lernen oder üben, doch mein Name wurde nicht aufgerufen. Es war ungefähr so, als würde man in der Schule als Letzter in die Mannschaft gewählt, auch wenn ich das nie erlebt hatte.
      »Nastasja? Kommst du bitte mit?« River stand auf.
      »Klar.«
      Auf dem Flur steuerte River ihr Büro an und ich stellte fest, dass Ottavio schon dort war. Gott, was kam denn jetzt? Als wären meine Nerven nicht schon angespannt genug. Ich unterdrückte ein Seufzen und folgte River. Ihr Büro war ziemlich
      klein, und da Ott schon mehr Platz einnahm, als ihm eigentlich zustand, fühlte ich mich wie eine Ölsardine in der Dose.
      Verblüffenderweise schloss River hinter uns ab. Sie drehte den Schlüssel langsam und lautlos herum.
      Äh ... was ging hier vor?
      Dann fuhr sie leicht mit den Fingern über die Unterseite ihrer Schreibtischplatte. Sie sagte ein paar Worte und die Seite des Schreibtischs klappte auf wie eine Falltür. Ich starrte entgeistert hin. Ich war schon so oft in ihrem Büro gewesen und hatte gesehen, wie sie diese Schubladen herausgezogen hatte. Sie zeigte wortlos hin und ich beugte mich vor und spähte hinein. Es führten Stufen hinunter in die Dunkelheit. Diese Falltür war der Einstieg zu einem Geheimgang.
      River griff hinein und legte einen Schalter um. Eine Reihe matter Lämpchen beleuchtete mindestens zwanzig Stufen. Ottavio bedeutete mir hinunterzusteigen.
      »Du zuerst«, flüsterte ich.
      Die dunklen Brauen stellten sich über seiner langen starken Nase maximal schräg. Aber er ging trotzdem vor, schwang sich durch die kleine Öffnung und konnte erst auf den Stufen wieder aufrecht stehen.
      River gab mir einen leichten Schubs.
      Okay, ich war schon in unterirdischen Tunneln gewesen, in Frankreich während des Zweiten Weltkriegs und in dieser Flüsterkneipe in Chicago. Grundsätzlich halte ich sie für eine gute Idee. Sie sind meistens echt nützlich. Aber meine erste Erfahrung mit einem Geheimgang hatte ich in der Nacht, in der meine Familie starb. Ich hatte mit den Füßen im Blut meiner Mutter in dem brennenden Zimmer gestanden, als plötzlich eine Tür aufging - eine Tür, die ich nie zuvor gesehen hatte. Der Stallmeister meines Vaters und seine Frau hatten mich gerettet. Ich hatte mir das Amulett meiner Mutter geschnappt, das am Rand des Feuers lag, es in ein Tuch gewickelt und es mir um den Hals gebunden, damit ich die Hände frei hatte. Es hatte sich durch das Tuch in meine Haut eingebrannt und dort die Narbe hinterlassen, die niemals heilt.
      Dieser Tunnel hier war meinem ersten ziemlich ähnlich.
      »Geh«, drängte River.
      Es war River, die hier bei mir war. Ich hatte zwar keine Ahnung, was los war, aber ich kroch trotzdem durch die Öffnung und richtete mich auf den Stufen wieder auf. Ott war schon zwanzig Schritte weiter unten.
      In die Steinwand waren Ösen geschraubt worden und ein dickes Seil zog sich von einer zur nächsten. Ich hielt mich daran fest, als ich vorsichtig hinunterstieg. River war dicht hinter mir. Am Ende der Treppe war ein kleiner Raum, von dem drei weitere Tunnel abzweigten. Jeder einzelne dunkler als die Hölle. Da würde ich mich lieber dieser fremden Macht stellen. »Das ist ein Stephen-King-Film, stimmt's?«, sagte ich.
      River tätschelte mir den Rücken. »Nein, Liebes. Es ist dein

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