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Entfesselt

Entfesselt

Titel: Entfesselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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beiden Kühe, die Schafe und die Ziegen durch ein Tor auf sein Grundstück lassen würde, damit sie weit von unserem Hof weg waren. River hoffte, dass die Tiere so sicher aufgehoben waren, sollte es hier bald zu einem Kampf kommen.
      Ich war froh, dass die Tiere nicht mehr da waren. Die Vorstellung, dass ihnen etwas Schlimmes passierte, vergrößerte meine Angst noch.
      So ist der Krieg: Man muss Verluste einstecken und wird dadurch weniger, versucht, das in Sicherheit zu bringen, was einem wichtig ist, und wappnet sich. Es war wie bei diesem Wagentreck nach Kalifornien - anfangs schleppten die Leute alles mit, von dem sie glaubten, es unbedingt zu brauchen, und ließen mit Bedauern alles zurück, für das sie keinen Platz mehr hatten. Unterwegs erkannten sie dann, dass sie viele der Dinge, die sie für unverzichtbar gehalten hatten, gar nicht brauchten. Noch später, nach der Durchquerung von Flüssen, nach Dürreperioden und nachdem die ersten gestorben und ein paar verrückt geworden waren, wurde ihnen klar, dass sie noch weniger Zeug brauchten.
      Und am Ende des Trecks brauchten sie nur noch eines: Wasser. Sie begriffen, dass das Einzige, was sie wirklich brauchten, ihr Leben war. Am Ende des Tages noch am Leben zu sein, war das Wertvollste - alles andere war ohne Bedeutung und konnte ersetzt werden.
      Und wir wollten alle am Leben bleiben, aber da draußen war jemand, der uns tot sehen wollte. Nachdem es mir in meinem Leben so oft egal gewesen war, ob ich lebte oder starb, und ich so viele dämliche, riskante Dinge getan hatte, weil ich mich selbst hasste und mein Leben ohnehin keinen Wert hatte, kam es mir jetzt ganz komisch vor, unbedingt überleben zu wollen. Und das nicht nur, weil andere es von mir erwarteten. Ich war noch nicht bereit zu sterben. Oder meine Kraft abzugeben, die Kraft, um die ich mich nie gekümmert hatte. Ich wollte mehr Zeit haben, mir über meine Beziehung zu Reyn klar zu werden. Und mehr lernen. Und Brynne eine Freundin sein. Und River stolz machen. Und endlich nicht mehr frieren müssen.
       »Seid ihr sicher, dass wir nicht einfach unsere Sachen packen und irgendwohin fahren können, wo die Sonne scheint?«, fragte ich beim Abendessen. Es war ein komisches Gefühl, über die Fluchttunnel Bescheid zu wissen. Bestimmt wussten auch einige der anderen davon, aber ich hatte keine Ahnung, wer eingeweiht war und wer nicht.
      River schüttelte den Kopf. »Danke, dass du fragst. Schon wieder. Aber wir müssen uns jetzt mit dem hier auseinandersetzen. Ich will endlich wissen, wer dahintersteckt und was sie wollen.«
      »Die wollen Macht«, sagte Joshua, ohne aufzusehen. »So viel sie kriegen können.«
      »Sind irgendwelche Angriffe gleichzeitig verübt worden?«, fragte Reyn. »Also zum Beispiel in zwei verschiedenen Städten am selben Tag? In verschiedenen Teilen der Welt an einem Tag?«
      »Nein«, sagte River. »Wir haben die Angriffe auf einer Karte verzeichnet und die Daten dazugeschrieben. Einige waren zwar in derselben Gegend, aber sie fanden doch alle nacheinander statt.«
      »Wieso fragst du?«, fragte Daniel.
      »Ich wollte wissen, ob es nur eine Person oder Gruppe ist oder ob es überall Zellen gibt, die gleichzeitig angreifen«, erklärte Reyn.
      »Zurzeit gehen wir davon aus, dass es nur eine Person oder Gruppe ist«, sagte Joshua. »Ich möchte, dass wir nach dem Essen noch einmal unseren Plan durchgehen. Vergesst nicht, wer immer da kommt, wie viele es auch sind oder wie sie auch vorgehen - dies ist eine Schlacht. Diese Person oder diese Leute haben auf der ganzen Welt unsere Freunde getötet und jetzt kommen sie zu uns.«
      »Wenn es so weit ist, macht euch keine Gedanken über richtig oder falsch«, sagte Reyn nüchtern. »Haltet euch nicht mit den Regeln fairen Kämpfens auf. Es geht um Leben und Tod. Wenn ihr jemandem in die Brust stecht, wird ihn das wütend machen. Wenn ihr jemandem ins Herz schießt, wird ihn das nur etwas langsamer machen. Zielt auf die Kehle, stecht hinein und zieht dann seitwärts durch, wie wir es euch gezeigt haben.« Das war alles so furchtbar übel.
      »Kämpft nicht fair, macht euch keine Sorgen, was für eine Figur ihr dabei macht«, fuhr Joshua fort. »Tut, was nötig ist, um zu siegen, und nehmt keine Rücksicht auf irgendwen.« »Wie beim Schlussverkauf bei H&M«, sagte Brynne.
      Reyn und Joshua machten dasselbe verdutzte Gesicht.
      »Ganz genau«, bestätigte River.
      Joshua schüttelte den Kopf, als wollte

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