Entfesselt
gemacht, dass sie genau das meint, was sie sagt. Auch wenn es nicht das ist, was du gern hören würdest.« Ich musste daran denken, wie oft sie Klartext zu mir gesprochen, mich auf etwas festgenagelt hatte. »Sie meint immer, was sie sagt.«
Jetzt sah er gereizt aus. »Hör mal -«, begann er und riss die Hand so schnell hoch, dass mir keine Zeit zum Reagieren blieb. Er schnippte die Finger in meine Richtung auf und eine unsichtbare Kanonenkugel traf mich mitten in die Brust und ließ mich auf die Knie fallen. Ich musste sofort wieder an Incy und den Londoner Taxifahrer denken und wie er den Typen mit einer Handbewegung umgehauen hatte.
Was Daniel jetzt auch mit mir machte. Er drehte seine Faust zur Seite, um mich auf den Boden zu werfen.
Oh mein Gott, nicht noch so ein Treffer, dachte ich, denn ich sah immer noch Sterne. Dann ließ ich meiner Wut freien Lauf. Ich lag auf der Seite am Boden, stellte mir vor, wie sich meine Handfläche mit dem so faszinierenden Hexenfeuer füllte, und machte eine Wurfbewegung mit dieser Hand.
Zu unserer beiderseitigen Verblüffung funktionierte es und ein wirbelnder, knisternder Ball aus Hexenfeuer von der Größe einer Orange schoss durch die Luft und traf ihn an der Kehle. Er taumelte rückwärts, würgte und dann rannte eine dunkle Figur von hinten auf ihn zu ... und schlug ihm mit einer Schaufel auf den Kopf. Er verdrehte die Augen und brach zusammen. »Was für ein Arsch«, rief Brynne ganz außer Atem und sah auf ihn herab. »Hey, wie hast du das mit dem Feuer gemacht? Das war genial!«
»Ottavio hat es mir beigebracht. Ach du heiliger Schreck - Daniel ist der Verräter!«, sagte ich. »Wir müssen zum Haus und es River sagen!«
Brynne nickte hastig und ich bückte mich, um die verstreuten Fläschchen wieder in den Korb einzusammeln.
»Wie können wir sichergehen, dass er nicht wieder aufwacht?«, fragte ich, doch dann kam mir ein schrecklicher Gedanke.
»Brynne, wieso bist du allein hier draußen?« Ich richtete mich langsam auf und sah sie an. Bitte nicht Brynne, jeder andere, nur nicht Brynne.
»Ich bin nicht allein. Ich bin hier, um ihm zu helfen, Äxte und so was zu holen. Schaufeln.« Sie deutete mit dem Kopf in den Teil der Scheune, in dem die Geräte standen.
Ich schaute an ihr vorbei und entdeckte ... Joshua, der auf uns zukam. »Ich hab ein Seil gefunden«, sagte er knapp und kniete sich neben Daniel, dem er so geschickt Hände und Füße zusammenschnürte, als wäre sein Bruder ein Schaf, das die Herde verlassen hatte.
Was ja irgendwie zutraf.
Daniels Augen flogen auf. »Dominicus, du musst mir helf-« Joshua stopfte Daniel ein Taschentuch in den Mund und riss ihn an seinen Fesseln auf die Füße.
»Los, nehmt mit, was ihr tragen könnt«, befahl Joshua uns. »Passt gut auf, wenn wir über den Hof gehen. Nicht rennen. Geht direkt auf die Küchentür zu.« Er hielt mit einer Hand den immer wütender werdenden Daniel fest und zog mit der anderen sein Schwert, einen großen Beidhänder, sehr schwer und reich verziert. Brynne und ich beluden uns mit Äxten und zwei Schaufeln und folgten ihm hinaus in die Dunkelheit.
Ich war noch nie so erleichtert, in die Küche zu kommen. Wir stürmten durch die Tür und erschreckten River und Anne, die dort Wache hielten, fast zu Tode.
»Hier ist das Zeug, das du haben wolltest«, sagte ich und
stellte den Korb auf die Arbeitsplatte. »Und hier ist dein abscheuliches, pestverseuchtes Miststück von einem Bruder.«
River klappte den Unterkiefer herunter, als Joshua den gefesselten und geknebelten Daniel in die Küche zerrte.
»Was in aller Welt ...«, rief Anne aus.
»Er ist unser Verräter«, sagte Joshua und mir wurde erst jetzt bewusst, was für ein Glück ich hatte, dass es für die Szene in der Scheune Zeugen gab. Die anderen glaubten an mich. Dafür war ich so dankbar, dass ich fast in Tränen ausbrach.
»Was?«, rief River, während Daniel wütend den Kopf schüttelte und etwas ins Taschentuch murmelte.
»Er hat Nastasja einen Haufen Mist erzählt«, berichtete Brynne und sah ihn hasserfüllt an. »Dass du ihr nicht traust und willst, dass sie verschwindet.«
Annes entsetztes Aufschnaufen war nicht zu überhören.
River sagte gar nichts, sah nur von einem Bruder zum anderen. Nach einer Minute nickte sie langsam. »Oh, Daniel«, sagte sie. »Für wen arbeitest du? Wieso hast du das getan?«
Mit wildem Blick schüttelte Daniel heftig
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