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Entfesselt

Entfesselt

Titel: Entfesselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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»Das klingt doch super!«
      All meine Träume wurden wahr!

14
 
      Dieser letzte Satz war natürlich ein Scherz. Ich gehöre zu den Anhängern folgender Theorie: »Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Limonade draus und frag dich dann, wo das Leben den verdammten Zucker gelassen hat, ohne den das Zeug ungenießbar ist.«
      Und obwohl ich mir wirklich einen Coffeeshop in diesem entzückenden Hinterwäldlerkaff gewünscht hatte, war mein eigentlicher, grundlegender Wunsch doch immer noch: »Ich will, dass es mir besser geht.« Ganz zu schweigen von dem ganzen Kram um mein Erbe und das Drumherum, Vaters Erbin, Mutters Tochter und all dieses Zeug.
      Aber ich musste dennoch zugeben, dass ausnahmsweise alles rund lief.
      An diesem Abend fragte mich Anne während des Abendessens: »Was machen die Läden, Nastasja?«
      Ich würgte gerade an diesen widerlichen Spinatpasteten und hatte nichts dagegen, meine Gabel einen Moment zu senken. »Du hast sie doch erst gestern gesehen.«
      Viele meiner Rehakumpels waren in den letzten Wochen auf der Baustelle aufgetaucht. Reyn hatte sich natürlich nicht blicken lassen. Die drei Brüder ebenfalls nicht. Und auch nicht die Anti-Nastasja-Liga, die zurzeit fast ausschließlich aus Solis bestand.
      »Stimmt«, sagte Anne. »Hast du dich schon wegen Luisa Grace entschieden?«
      Luisa Grace war eine blond gefärbte Frau aus dem Ort, die einen der mittleren Läden mieten wollte. Ich war nicht sicher ob sie die Richtige war - sie sah so gar nicht künstlerisch aus. Aber wir würden sehen. Sie hatte die Hoffnung geäußert, auch Arbeiten von anderen einheimischen Künstlern anbieten zu können.
      Ich nahm mir noch mehr Brot, um die Ecken meines Magens zu füllen, die vom Spinat verschont geblieben waren. »Ich denke, es ist okay, aber wenn sich ihr Zeug nicht verkauft, hat sie ein Problem.«
      »An wen vermietest du sonst noch?« Ottavios Stimme ließ mich verblüfft blinzeln - er hatte es schon vor Wochen aufgegeben, mich direkt anzusprechen. Ich war nur froh, dass sich seine Überwachung bis jetzt nicht auf die Baustelle erstreckte. Ich muss gestehen, dass ein Teil von mir am liebsten geantwortet hätte: »Den Teufel, Hitler, Voldemort und den Erfinder säuregebleichter Jeans.« Ich musste mir schnell eine Ladung Brot in den Mund stopfen, um nicht damit herauszuplatzen. Als ich wieder sprechen konnte, sagte ich: »Ray und Tim, die Typen vom Coffeeshop. Vielleicht Luisa Grace. Miss Gertrude Sully, die einen Secondhandladen aufmachen will. Habt ihr sie mal gesehen? Ich warte immer darauf, dass sie etwas sagt wie: >Ich bin bereit für die Nahaufnahme, Mr Hitchcock.<«
      »Das klingt spannend«, sagte Rachel. »Ein Secondhandshop wird bestimmt spaßig.«
      Ich hatte Rachel noch nie das Wort spaßig gebrauchen hören. »Der andere Laden in der Mitte ist noch frei«, fuhr ich fort. »Ich glaube, dass ein Mädchen aus dem Ort, Dray Soundso, eventuell eine der Wohnungen im ersten Stock mieten wird.
       Eine weitere Frau, Holly Mavins, hat sich von ihrem Mann getrennt und zieht jetzt in eine der Wohnungen. Zwei Studentinnen von der Technischen Uni in Wessonton wollen die dritte Wohnung haben. Die vierte steht bis jetzt noch leer,«
      Noch ein ' Stück Brot, um die Ritzen zu füllen - vorausgesetzt, es gab nichts Leckeres mehr. »Gibt's was zum Nachtisch?«, fragte ich, während meine Hand schon über dem Brotkorb schwebte.
      Fünfzehn Augenpaare sahen mich an. Wie üblich kostete es mich meine ganze Überwindung, mich nicht in den goldenen Löwenaugen zu verlieren.
      »Was?«, fragte ich. Hatte ich Butter auf der Nase? Oder mich bekleckert?
      River lächelte sanft. »Du hast dich verändert.«
      Mein Blick wanderte sofort zu Reyn, in der Hoffnung, dass sein Gesichtsausdruck mir helfen würde, diese Situation zu verstehen. Er sah nachdenklich aus, aber das half mir nicht weiter.
      Ich lehnte mich zurück. »Du hast doch gesagt, dass ich mir ein großes Projekt suchen soll.«
      »Es ist ein wundervolles Projekt, Liebes«, versicherte mir River. »Versteh mich nicht falsch. Es ist nur ... du blühst auf wie eine Blume. Das gefällt mir.«
      Ich sah sie schweigend an und meine Wangen begannen zu glühen. Da war es wieder, dieses unbehagliche, panische Gefühl. »Oh, schön«, sagte ich beiläufig und stand auf. »Das war ein tolles Essen, danke.« Ich trug meinen Teller in die Küche, stellte ihn in die Spüle und rannte hinaus in die Nacht.
      Ich bin echt

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