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Entfesselt

Entfesselt

Titel: Entfesselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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dünnen Schal und einen Pullover an und ging nach unten, um auf den Arbeitsplan zu sehen. Ich hatte Eierdienst. Zum Glück war das Teufelshuhn noch im Pferdestall, also musste ich mich nicht mit ihm herumärgern. Ich nahm den Drahtkorb aus der Küche mit, sprang förmlich zur Hintertür hinaus –
    Und blieb verblüfft stehen: Eine dicke verbrannte Spur verlief rund ums Haus. Vielleicht eine Art Schutzzirkel, den River und die anderen Lehrer in der vergangenen Nacht gezogen hatten? Da er nur sechzig Zentimeter breit war, konnte ich ihn locker überqueren, aber eine Sekunde vor dem Absprung zögerte ich doch. Ich machte kehrt, um nachzufragen. Wahrscheinlich würden sich alle über meine Feigheit totlachen und bis Mittag hätte es sich auch bis in die letzten Ecken von River's Edge herumgesprochen. Genau, was mir noch gefehlt hatte.
      River war gerade bei den Frühstücksvorbereitungen und schaute erstaunt auf, als ich hereinkam. »Du bist aber früh auf.«
      »Ich konnte nicht schlafen. Hey, ist es okay, über den großen Zirkel zu gehen? Soll ich einfach drüberspringen?«
      Sie blinzelte verblüfft. »Welcher große Zirkel?«
      »Äh ... der draußen, der ums ganze Haus führt? Er sieht aus, als könnte man locker drüberspringen, aber ich will nichts kaputt machen.« Verantwortungsbewusste Nastasja.
      River wischte sich hastig die Hände an einem Küchentuch ab.»Zeig ihn mir.«
      Es stellte sich heraus, dass ein großer verkohlter Kreis ums eigene Haus keine gute Sache war. Nicht damit zu vergleichen, wenn jemand mit Bleiche »Ich liebe dich« in den Rasen ätzt. Es gab einen Riesenaufstand, ein paar böse Blicke von ein paar sehr alten Italienern und allgemeine Bestürzung. River und Asher beschlossen, dass die vier Lehrer den Zirkel auflösen, den Boden darunter entseuchen und dann Heu über die verbrannten Stellen ausbreiten sollten.
      Ehrlich gesagt beunruhigte mich das alles sehr. Trotz des ungebrochenen Misstrauens von Rivers Brüdern war seit Wochen alles ruhig gewesen. Ich hatte es beinahe geschafft, mir einzureden, dass jetzt nichts mehr passieren konnte, nachdem Incy sicher bei Louisette untergebracht war. Aber das wäre wohl zu einfach, oder?
      Später überlegte ich, ob ich in die Stadt fahren sollte oder ob es vielleicht sinnvoller war, mich unter meinem Bett zu verkriechen, bis Gras über die Sache gewachsen war. Vielleicht würden ein paar Tage reichen?
      »Überlegst du, ob du auf die Baustelle fahren sollst?«, fragte River und kam in der Diele auf mich zu.
       Ich verzog abschätzig das Gesicht. »Nein, Natürlich fahre ich.«
      Sie lächelte nicht. »Vielleicht solltest du heute lieber zu Hause bleiben.«
      Das veranlasste mich selbstverständlich dazu, sofort nach meiner Jacke zu greifen. Man kann mir ja vieles vorwerfen, aber mangelnde Sturheit bestimmt nicht.
      »Nastasja, wir wissen nicht, wer das gemacht hat oder ob er sich noch hier herumtreibt oder wer die Zielperson ist. Wir müssen davon ausgehen, dass der Anschlag dir galt. Und wenn du jetzt ganz allein in die Stadt -«
      »Ich werde von einem Trupp kräftiger Bauarbeiter umgeben sein«, beteuerte ich. »Und Bauarbeiterinnen.«
      Anne kam zu uns in die Diele und streifte sich eine rote Mütze über ihre glänzende dunkle Pagenfrisur. »Ich dachte, ich begleite dich heute mal, Nas. Ich will mir die ganze Action aus der Nähe ansehen.«
      Ich schaute von ihr zu River. »Viel subtiler ging's wohl nicht.«
      Anne grinste. »Nö. Und ich fahre.«
      Im Ort angekommen waren wir beide von der Aktivität auf der Baustelle überwältigt. Auf dem leeren Grundstück nebenan stand jetzt ein Container, der sich rasch mit Schutt füllte. Noch während wir vorbeifuhren, stiegen fünf Typen in Jeans und Arbeitshemden aus einem Pick-up. Die meisten von ihnen hatten einen Werkzeugkasten dabei.
      Wir mussten uns einen Weg durch eine Traube von Einheimischen bahnen, die herumstanden und den Arbeitern zusahen.
      »Wow - dieses Projekt wird immer größer«, sagte Anne, als ich die Tür des letzten Ladens öffnete, in dem mein Büro war. »Ich bezahle jede Woche mehr Leute«, sagte ich.
      Anne sah sich in dem großen leeren Ladenlokal um, in dem nur ein paar Sägeböcke herumstanden. »Das sieht großartig aus, Nastasja! Wow, das erinnert mich an früher - in diesem Laden gab es mal ein tolles Mittagsbuffet. Ist das der, den du noch nicht vermietet hast?«
      »Genau.«
      Arbeiter kamen vorbei und begrüßten

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