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Entfesselt

Entfesselt

Titel: Entfesselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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unvermindert stark aus mir heraus, obwohl River bereits mit dem Ritual zur Aufhebung des Zirkels begonnen hatte. Und plötzlich schwand meine Magie unerwartet schnell. Sie zog sich aus der Beschwörung zurück und aus dem Sturzbach wurde ein Rinnsal.
      Als sie dann abrupt abbrach, fiel ich zu Boden wie ein nasser Sack. Mir war eigentlich nicht schlecht, aber ich war total erledigt, ähnlich einem Ballon, aus dem man die Luft herausgelassen hatte. Brynne hockte sich neben mich.
      »Alles okay?« Sie klang selbst ziemlich erschöpft.
      Ich nickte und kämpfte mich auf Hände und Knie. Während ich noch abwartete, ob ich mich übergeben würde, sah ich mich um. River war ein wenig unsicher auf den Beinen und wurde von Ottavio und Joshua gestützt. Sie sah Ottavio an und die beiden hatten einen identischen Ausdruck im Gesicht ... waren das Zweifel?
      Ich kam wieder hoch und spürte Reyns stützende Hand unter meinem Ellbogen.
      »Wie geht es dir, Liebes?«, fragte River und sah mich prüfend an.
      Ich konnte kaum sprechen, nickte aber. »Okay.« Hatte sie gemerkt, dass ich mich aus purer Verzweiflung beteiligt hatte? »Wie war dein Amulett?«
      Meine Hand schloss sich schützend um den Anhänger. »Es funktioniert. Ich hatte Angst, dass ich nicht wissen würde, was zu tun ist, aber ich denke, es war in Ordnung. Konntest du es fühlen? Kam es dir ... okay vor?«
      »Das tat es«, sagte sie nachdenklich. »Ich habe deine Magie sehr stark gespürt und auch, wie dein Amulett sie gebündelt und irgendwie gehärtet hat.«
      Ich atmete auf. »Genauso habe ich es auch empfunden.« Sie lächelte sanft und dann suchten wir alle unsere Schuhe und kehrten ins Haus zurück. Es war die faszinierendste, tollste und ehrwürdigste Erfahrung gewesen, die ich je gemacht hatte. Mein Beitrag war akzeptiert worden, oder nicht? Ich hatte nichts getan, das etwas verdorben hatte, oder? Am nächsten Morgen verließ uns Ottavio. Er wollte nach Boston, um ein paar Antworten zu finden.

17
 
      Beim Frühstück am nächsten Morgen waren alle immer noch ganz ergriffen, als hätten wir die Geburt eines neuen Planeten erlebt. Ich war froh, dass ich mich danach nicht übergeben hatte, aber später in meinem Zimmer fühlten sich all meine Sinne total verschlissen an, ausgehöhlt, schockstarr. Am Morgen war ich förmlich nach unten gekrochen, nur angelockt vom Duft von gebratenem Speck und Kaffee, zwei der besten Dinge, die die Natur hervorgebracht hat.
      »Wen trifft Ottavio in Boston?«, fragte Anne.
      »Unseren Freund Tallis«, sagte River. Sie faltete die Hände um den warmen Kaffeebecher und atmete den Duft des Kaffees ein. »Außerdem nehme ich an, dass er sich umhören wird. Er möchte ein paar Informationen sammeln.«
      »Das kann ja heiter werden«, murmelte Daniel und River warf ihm einen fragenden Blick zu.
      Ich nahm mir noch ein Stück Speck und kaute. Die himmlische Explosion von knusprigem Salz und Fett auf meinen Geschmacksknospen war wirklich eine Offenbarung.
      Schließlich stand ich so schwerfällig auf wie eine alte Frau. Ha, guter Witz! Ja, ja, ich weiß, mein Alter.
      River folgte mir in die Diele, wo ich mit meiner Jacke kämpfte. Sie lächelte mir kurz zu, strich mir mit der Hand über die Wange und verschwand in ihrem Büro.
      Reyn kam gerade in dem Moment nach unten, als Joshua bei mir in der Diele auftauchte. Ich machte hastig einen Fluchtplan, falls die beiden plötzlich aufeinander losgingen.
      »Ich dachte, ich begleite dich heute in die Stadt«, sagte Reyn, ohne Joshua eines Blickes zu würdigen. Joshuas haselnussbraune Augen verengten sich, als ich freudig sagte: »Das ist toll! Ein Arbeiter, den ich nicht bezahlen muss!« »Oh, du wirst mich bezahlen«, widersprach Reyn.
      ***
     
      Die nächsten beiden Wochen schienen in einzelnen Abschnitten zu vergehen, beinahe ruckartig. Der Februar endete, es wurde März und ich begann, die Tage bis zum offiziellen Frühlingsanfang zu zählen.
      Trotz des Schutzzaubers herrschte in River's Edge eine unterschwellige Anspannung. Alles ging seinen gewohnten Gang: Nachdem der Boden nun aufgetaut war, wurden die Gärten umgegraben. In den Treibhäusern wuchs neue Saat heran, die in etwa acht Wochen ins Freie gepflanzt werden würde. Maggies Welpen entwöhnten sich selbst, folgten ihr aber immer noch auf Schritt und Tritt, fünf kleine Pelzkugeln mit stämmigen Beinchen und übergroßen Pfoten, die jedermann ständig im Weg waren.
      Dufa wurde in

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