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Entfesselt

Entfesselt

Titel: Entfesselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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bückte sich und streichelte Dufa über den Kopf. Seine Zuneigung zu diesem Hund war bemerkenswert.
       Dieser Anblick war so traumhaft, dass es schon beinahe wehtat. Der umwerfende Typ, das süße Hündchen, die Liebe zwischen den beiden - ich fühlte mich, als hätte mir jemand gegen die Brust geboxt. Ich musste schlucken und bückte mich zu Sorrels Hinterbein. Ich war ganz froh, dadurch mein Gesicht verbergen zu können.
      Ich war wirklich in ihn verknallt. Was für eine Furcht einflößende Erkenntnis. Vor meinem inneren Auge tauchten unzählige Bilder von Reyn auf - unser altertümlicher Tanz im leeren Laden, Knutschen im Truck, Knutschen auf dem Heuboden, Schwerttraining, Essen beim Mexikaner ... Reyn wütend, kalt, neckisch, lustig, anmutig, fordernd. Ich hüstelte schnell, um das sehnsüchtige Fiepen zu unterdrücken, das in mir aufstieg. »Guck mal.« Er hatte es wieder einmal geschafft, sich an mich anzuschleichen, während meine Gedanken auf Wanderschaft waren.
      Ich ließ Sorrels Huf los. »Was denn?«
      Er zeigte auf Dufa, die aufmerksam auf der Stallgasse stand. Ihre Schlappohren waren gespitzt und sie hatte das Maul so weit geöffnet, dass es eindeutig nach einem Grinsen aussah. »Ja«, sagte ich. »Sie ist so süß, dass es wehtut.«
      »Nein, sieh doch.« Reyn schloss seine rechte Hand zur Faust und hielt sie waagerecht über den Boden. Dufa setzte sich hin und ließ ihn nicht aus den Augen.
      Reyn öffnete die Hand und streckte sie mit der Handfläche nach unten aus. Der junge Hund legte sich hin. Reyn machte eine kleine Handbewegung und Dufa legte sich noch flacher hin, den Kopf auf den Vorderpfoten und die Brauen gehoben, um ihn weiterhin ansehen zu können.
      Als Reyn sich mit einem stolzen Grinsen zu mir umsah, wirkte der Stall gleich viel sonniger.
      »Das ist toll«, sagte ich. »Ich kann nicht fassen, dass sie das alles schon kann - sie ist doch noch so jung.«
      Reyn bedeutete Dufa mit einer Aufwärtsbewegung der Finger, dass sie zu ihm kommen sollte. Sie sprang auf wie von Sprungfedern angetrieben und rannte schwanzwedelnd zu ihm hin. »Sie ist ein kluges Mädchen«, sagte er und streichelte ihren Kopf.
      Der wundervoll vertraute Duft seines Hemds umwaberte mich und zog mich wie immer in seinen Bann. Dunkel goldene Augen suchten meinen Blick und ich versuchte, zumindest einen Teil meiner Begierde aus meinem Gesicht zu wischen.
      »Ich sehe dich gern bei den Pferden«, sagte Reyn.
      Ich verzog das Gesicht. Er wusste, wie unwohl ich mich im Pferdestall fühlte.
      »Du hast schon als Kind reiten gelernt.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
      Ich schaute weg, denn ich wollte nicht darüber reden.
      »Mit Sattel oder ohne?« Reyn? Eine penetrante Nervensäge? Allerdings.
      »Ohne Sattel.« Natürlich erinnerte mich das prompt wieder daran, wie ich und meine Schwester Eydis auf den blanken Rücken unserer rennenden Pferde gestanden hatten - in einem Wettstreit, wer sich länger oben halten konnte. (Ich.) Wir waren auf der Ebene bei den Geysiren um die Wette geritten, die Finger in die Mähne gekrallt und die Beine um den Pferdeleib geklammert. Ich war eine bessere Reiterin als Eydis und ich hatte es geliebt. Ich liebte Pferde schon mein ganzes Leben. Ich wünschte nur, ich könnte eines haben, das unsterblich war. Reyn strich mir sanft über den Rücken, während ich mir Mühe gab, das Beben meiner Unterlippe zu verbergen. Ich holte tief und kontrolliert Luft und sah ihn nicht an.
      »Wir teilen dieselbe Vergangenheit«, sagte er leise. »Ich verstehe dich, verstehe, wie du dich fühlst. Und du verstehst mich.«
      Ich hielt meine Lippen fest zusammengepresst. Rechts von mir schlich sich eine der jungen Stallkatzen an Dufas wedelnden Schwanz an. Das würde garantiert lustig werden.
      Dann hielt Reyn mein Kinn sanft fest und ich schloss hilflos die Augen, als seine Lippen meine berührten. Wir standen mitten auf der Stallgasse, wo uns jeder sehen konnte, der zufällig hereinkam. Aber ich wurde so von seiner tröstlichen Wärme angezogen, dass alle anderen Gedanken verflogen.
      Ein plötzliches schrilles Kläffen und ein empörtes Fauchen schreckte uns aus unserer Zweisamkeit. Dufa rannte hinter der Katze her, die mühelos und blitzschnell an einer Boxenabtrennung hochflitzte, direkt unter den interessierten Augen von Geoffrey, Reyns Lieblingspferd.
      »Dufa«, rief Reyn. Die kleine Hündin war hin- und hergerissen. Die Katze war zu verlockend, aber der

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