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Entfesselt

Entfesselt

Titel: Entfesselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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Mensch, den sie vergötterte, rief sie ... Schließlich überließ sie die Katze zögernd ihrem Schicksal und ließ sich deprimiert vor Reyns Füße plumpsen. »Braves Mädchen«, murmelte er.
      Er wandte sich wieder mir zu. »Ein Schrank, die Speisekammer, der Heuboden, der Wald, der Stall. Wieso machen wir das nie an einem normalen Ort?«
      »Normal?«
      »Wie mein Zimmer«, sagte er leise. Mir lief ein freudiger Schauer über den Rücken. »Oder dein Zimmer.«
      Da sah ich ihm doch in die Augen. Irgendwie machten es diese Begegnungen an den verrücktesten Orten weniger bedeutend. Die Vorstellung, tatsächlich ein Treffen zu planen, machte daraus etwas so Ernstes. Hinzu kam, dass auch meine Gefühle für ihn immer ernster wurden. Ich kämpfte gegen die Panik an, die in mir aufstieg - trotz meiner vielen Lebensjahre war ich immer noch eine Niete, was Beziehungen betraf.
      Neben mir verlagerte Sorrel ihr Gewicht und zog ein wenig am Anbindestrick.
      »Ich sollte das hier fertigrnachen«, sagte ich atemlos. Gott bist du feige.
      Der Blick, mit dem Reyn mich bedachte, schien meine eigene Einschätzung zu bestätigen und mir außerdem anzudrohen, dass ich in Zukunft nicht mehr so leicht davonkommen würde. Ich reinigte den letzten von Sorrels Hufen und putzte sie dann, bis ihr Fell sauber und weich war. Wenn es wärmer wurde, würde sie das Winterfell verlieren und das Sommerfell wäre dann so glatt, dass es glänzte.
      Mein Vater hatte Kriegspferde besessen, die aber nicht so brav waren wie Rivers Pferde. Wir hatten auch ein paar »Frauenpferde« gehabt, auf denen die Frauen und Kinder reiten konnten. Einmal hatte ich versucht, auf Djöfullinn zu steigen, den Hengst meines Vaters. Sein Name bedeutete »Teufel«, also verwundert es wohl niemanden, dass ich kaum oben war und mich nächsten Moment auf dem Rücken liegend und nach Luft japsend wiederfand. Es hatte mir den Atem verschlagen und ich weiß noch, wie ich nach Luft rang, während Djöfullinns Hufe nervös um meinen Kopf herumstampften. Der Pferdepfleger meines Vaters erwischte mich und zerrte mich an einem Arm aus der Gefahrenzone. Und dann erzählte er es meinem Vater und ich kriegte Prügel mit einer Weidenrute. Die blauen Flecke vom Sturz, der fast aus dem Gelenk gerissene Arm und die Striemen am Po zwangen mich, eine Woche lang im Stehen zu essen.
      Aber mein Vater liebte dieses Pferd und nur er konnte den Hengst reiten - in die Schlacht, bei Festen, bei den Rennen im Dorf und wenn er mit seinen Männern auf die Jagd ging. Faoir hatte ihn auch an dem Tag geritten, als sein Bruder zu Besuch kam, mein Onkel Geir. Sie waren zusammen weggeritten, aber nur mein Vater und seine Männer waren zurückgekehrt. Mir war erst vor Kurzem klar geworden, dass mein Vater seinen Bruder vermutlich umgebracht hatte, wie das früher oft geschah, um die eigene Macht zu erhöhen.
      Ich hielt inne, mit dem Striegel in der Hand, und dachte an jenen Tag zurück. Was hatte Faöir gesagt? Dass sie jagen gewesen waren, dass Geir auf ein Wettrennen bestanden und nicht gewusst hatte, dass hinter dem Waldrand eine Steilklippe kam ... hatte ihn Faöir also die Klippe hinuntergejagt? Oder hatte er ihn erst getötet und die Leiche dann von der Klippe geworfen? Mein Herz krampfte sich bei der Erinnerung schmerzhaft zusammen und mir wurde bewusst, dass mein Vater auch die Pferde getötet haben musste. Mein Gott. Onkel Geir.
      Mein Onkel ... die Standarte mit den fünf Bären ...
      Jess kam mit den Hafereimern in den Stall. Ich sprang auf. »Jess, tust du mir einen Gefallen und bringst Sorrel in ihre Box? Danke!«
      River saß im Wohnzimmer und trank Tee mit den Gebrüdern Grimmig. Ich zögerte in der Tür und mein Gehirn machte Überstunden.
      »Ja, Nastasja?«, sagte River. »Was gibt's? Möchtest du mit uns Tee trinken?«
      Wohl kaum. »Äh, mir ist gerade etwas eingefallen«, sagte ich. »Könnte ich dich vielleicht sprechen? Allein?«
      Ottavio stellte seine Tasse ab, sofort beleidigt. »Wir haben keine Geheimnisse voreinander.«
      Ich sah ihn mitleidig an. »Das glaubst du doch nicht wirklich, oder?«
      River stand bereits auf. »Lass uns nach oben gehen.«
      »Was immer du zu sagen hast, kannst du auch in unserer Gegenwart sagen.« Ottavio ließ nicht locker.
      River sah ihn an, verdrehte die Augen und nahm meinen Arm.
      Als wir auf meinem Bett saßen, erzählte ich ihr die Geschichte von Onkel Geir und dass er der einzige Onkel war, den ich je

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