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Entfesselte Energien (Band 1)

Entfesselte Energien (Band 1)

Titel: Entfesselte Energien (Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Collmann
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Sollen wir mal solches Holz suchen?“, fragten einige der Herumstehenden den Lehrer.
    „ Das wäre …“
    Ganz schön , wollte er sagen, wurde aber jäh unterbrochen durch eine Unruhe, die drüben bei den Spielenden aufkam und sich schnell bis zu seiner Gruppe fortpflanzte. Ein Name vor allem wurde von Mund zu Mund weitergegeben, mit Entsetzen und Abscheu, wie es schien.
    „ Was gibt’s, meine Herrn?“, fragte er, vorsichtig aufstehend.
    „ Die Beinhölterin!“, rief der Bayer Quanz, sich sehr drastisch schüttelnd.
    „ Wer ist das. Ebersbach?“
    „ Ach, die Frau Regierungsrätin Beinharter kommt dort auf dem Waldweg heran.“
    „ Ach herrje!“, raunte Riemenschneider mit einiger Besorgnis; er schien die Dame auch bereits zu kennen.
    „ Das geht nicht!“ – „Das geht auf keinen Fall!“ riefen die älteren Semester, die sich verantwortlich fühlten für das Gelingen der Tour.
    „ Aber was machen? Sagt schnell!“
    „ Ihr entgegengehen und –“
    „ Und??“
    Tess trat vor, sehr entschieden. „Wer es fertigbringt, die Schreckliche zur Umkehr zu bewegen, ehe sie uns entdeckt hat, der …“
    „ Der?“ – „Der?“, riefen mehrere Stimmen zugleich.
    „ Der kriegt einen Kuss von mir!“
    Es gab einen kleinen Augenblick des Schweigens, ehe einige der jüngeren Semester begeistert auffuhren. Viele sahen unwillkürlich nach dem Lehrer, der fast unmerklich einen beredten Blick zu Korrens hinüberwarf. Es war nur ein Bruchteil einer Sekunde, aber Tess verstand und wurde rot. Einen Augenblick kämpfte sie einen Kampf mit sich, dann hatte sie es niedergerungen. „Ich werde selbst gehen!“, sagte sie mit harter Stimme, die Falte zwischen den Brauen grub sich ein. Sie ging, fast alle sahen ihr nach, aber keiner hatte Lust mitzugehen.
    „ Ich denke, wir gehen jetzt nach Bebenhausen“, sagte Wedekamp in seiner gemütlichen Art, „Tess wird uns bald nachkommen.“
    Man lachte über den so ungenierten Gebrauch des Spitznamens vor den Ohren des Lehrers, ein paar Scherze flogen hin und her, dann machte man sich auf den Weg und alles war wieder gut. So schien es wenigstens.
    Man ging nach Bebenhausen hinüber, das nur wenige Schritte weit vor ihnen lag, besichtigte das alte, klösterliche Schloss, wobei Riemenschneider, dem dies alles sehr vertraut war, den Führer machte. Aber mitten in seinem Vortrag hielt er plötzlich inne und fragte besorgt: „Ist Fräulein von Leudelfingen noch nicht wieder da?“ Er sah sich im Kreise um.
    „ Ach, die wird schon kommen“, riefen mehrere Stimmen, ziemlich leichthin.
    „ O nein, meine Herrn, so sehe ich’s denn doch nicht an“, erwiderte Riemenschneider etwas enttäuscht. „Sie hat sich als gute Kameradin aufgeopfert, nun soll sie auch Anteil haben an dem Schönen, was wir hier genießen. Wir müssen ihr …“
    Neumeier, der Brave, machte sich sofort fertig. „Ich werde hinlaufen und sie loseisen.“
    „ Warte, ich geh mit“, rief der kleine Quanz, sein Landsmann, „wenn wir in unseren schäbigen Hosen kommen, läuft die Beinhölterin schon von Weitem.“
    Ein brüllendes Gelächter belohnte diesen wackeren Ausruf. Und die beiden liefen um die Wette zum Walde hinauf. Aber der Gang war umsonst; spät kamen sie wieder und konnten nur berichten, dass Marie-Therese mit Frau Beinhölter nach der Stadt zurückginge, in sehr angeregter Unterhaltung. Auf einen Zuruf aus einem Versteck heraus habe sie unmissverständlich abgewinkt.
    Riemenschneider sah auf die Uhr, machte ein besorgtes Gesicht und brach seinen Vortrag sofort ab. „Meine Herrn, wir müssen gehen!“
    „ Sehr schade!“, riefen viele zugleich.
    Man schlug jetzt den Fahrweg über Lustnau ein. „Es ist zwar eine sehr befahrene Straße“, sagte der Reiseführer, „aber zur Linken und Rechten hat sie sich noch ein Stück unverfälschter Natur erhalten. Aus den Eichen dort haben wir als Buben manchen Hirschkäfer und manchen schönen Schmetterling herausgeholt. Und auf diesem Fußweg hier zur Rechten habe ich zum ersten Mal einen Weg gefunden, in das Innere des Atoms hinein.“
    „ Das ist das Labyrinth!“, raunte Korrens seinen Kameraden nach hinten zu, aber nicht leise genug, als dass es nicht bei allen ein heimliches Lachen ausgelöst hätte.
     
    Als man wieder zuhause anlangte, waren alle froh und selig. Nur eine nicht!
    Tess war noch nicht wieder zurückgekehrt. Sie hatte ihre Begleiterinnen doch noch im Walde verlassen. Eben ging sie durch das Dörfchen Bebenhausen – sehr langsam. Warum

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