Entfessle mich! (German Edition)
String, die Nippel-Knöpfe. Die Attraktion waren tatsäc h lich ihre Handschuhe. Kitty machte eine spannende Szene aus dem Vorhaben, sie provozierend auszuziehen. Sie begann, mit den Zähnen am kleinen Finger und zog den Handschuh daran in die Länge, bis er elegant von ihrem Arm rutschte. Sie hob ihren Arm, streckte ihn seitlich aus und warf den Handschuh mit Schwung in das Publikum.
Die Leute, die in der Nähe standen, reckten sich danach , j e der wollte ihn haben. Mit dem zweiten Handschuh verfuhr Kitty genauso. Während des Verbeugens am Ende des Liedes, nahm sie wieder den riesengroßen weißen Federfächer und verbarg ihren Körper dahinter. Rückwärts trippelnd verließ sie die Bühne. Die Zuschauermenge tobte, alle riefen, pfiffen, grölten und bekundeten in der Art Kitty ihre höchste Vere h rung.
Kitty verschwand hinter dem schwarzen Vorhang. Einen kurzen Moment war es ruhig, dann folgte der Auftakt eines neuen Liedes. Selbstverständlich war auch dieses ein Oldie, was könnte besser zu einer solchen nostalgischen Show pa s sen? The Pink P anther begann leise und schleichend, wie der dazugehörige Geheimagent. Gina klatschte heftigen Beifall, genau wie die anderen Leute im Publikum. Dann betraten vier Burlesquedamen gleichzeitig die Bühne. Synchron tanzten sie mit einem schwarzen Zylinder auf dem Kopf und einem schwarzen Hochglanzspazierstock in der Hand. Die Mädels waren hübsch aufgemacht , trugen einen Frack, der im Spo t light durch Paillettenbesatz glitzerte. Als die Damen sich, auf ihren Stock stützend, mit dem Rücken zu den Zuschauern drehten, öffneten sie den Frack und zogen ihn in der Drehung aus. Zum Vorschein kamen äußerst weibliche Körper. Sie wiederholten im Großen und Ganzen die Tanzschritte von Kitty Cobain und entkleideten sich ebenfalls bis auf die gli t zernden BHs und Strings.
Gina war fasziniert. Sie wollte in diese, ihr noch fremde Welt eintauchen. Nicht nur, weil sie Sascha und seine Fotoa r beit damit unterstützen wollte, sondern aus eigener Begeist e rung für die Farben und Formen, vor allem über diese tolle Atmosphäre, die ein Burlesque-Auftritt bot. Gina verließ als eine der Letzten das Queenies, als nichts mehr von den maje s tätisch glitzernden Damen zu sehen und zu hören war. Selten war sie dermaßen verzaubert worden.
Als sie und Mrs. Morgentau zu Hause ankamen, begab sich Gina in ihr Gästezimmer, legte sich auf das Bett und starrte an die Zimmerdecke. Sie träumte von einem Burlesque-Auftritt auf einer Bühne. Die Show hatte in ihr ein euphorisches G e fühl hervorgerufen. Die Schwärmerei könnte in einer Leide n schaft enden und alles andere übertrumpfen, das hatte sie im Gefühl. Was wohl Sascha sagen würde? Während sie überle g te, schlief sie selig ein.
Musik erklang aus den unteren Räumen. Mrs. Morgentau hatte sich geschminkt und ein anderes Fünfzigerjahre-Outfit ang e zogen. Gina tänzelte die Stufen herunter und begrüßte sie .
„Hallo Gina, haben Sie gut geschlafen?“
„Ja, bestens. Vielen Dank, dass Sie mir hier ein Zimmer zur Verfügung gestellt haben. Das ist sehr freundlich von Ihnen. Wie geht es heute weiter?“
„Zuerst müssen wir Kitty aufsuchen. Sie gibt Tanzunte r richt.“
„Das hat mir Sascha schon erzählt.“
„Wir werden gleich nach dem Frühstück losfahren.“
Mrs. Morgentau hatte etwas zur morgendlichen Stärkung vorbereitet. Es konnte bald darauf losgehen und Gina war gespannt, was Kitty ihr beibringen würde.
„Muss ich mich mit ihr auf Englisch unterhalten?“
„Nein, sie spricht d eutsch. Die meisten Frauen, die zu ihr kommen, sind aus Deutschland.“
„Ach? Ich dachte, es wäre ein Geheimtipp.“
„Das ist es auch, jedenfalls was Burlesque betrifft.“
Mrs. Morgentau parkte den Wagen vor einer Art Sporthalle. Als sie Gina hineinbegleitete, stand Kitty Cobain wartend an der Tür. Gina betrachtete die Frau, die ganz anders aussah, als gestern Abend. Sie war ungeschminkt und trug einen roten Jogginganzug. Ihre sportliche Figur passte gut zum Outfit, ließ jedoch nicht vermuten, dass in ihr eine schillernde Burlesque-Schönheit steckte. Mrs. Morgentau machte Gina mit Kitty bekannt. Kittys Deutsch war mit einem englischen Akzent unterlegt. Sie lispelte ein bisschen . Gina fand den Tonfall und den kleinen Sprachfehler sympathisch. Sie spürte sofort , dass Kittys liebenswerte Art ihr besonders zugewandt war. Kitty war charmant und besaß ein absolut freundliches Wesen. Aus Gina sprudelten
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