Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
Zehenspitzen zu. »Nash? Bist du das?«
Er kam zum Schreibtisch, hatte sich den elfenbeinfarbenen Morgenrock übergeworfen und trug in der Hand eine Lampe. »Xanthia, was tust du da?«
»Was ich tue?«, wiederholte sie. »Ich – nun – ich schreibe dir eine Nachricht. Oder genauer gesagt wollte ich dir eine Nachricht schreiben, ... um ... um dir zu sagen, dass ich gehen musste. Nach Hause. Aber es scheint hier kein Briefpapier zu geben.«
Nashs Augen ließen die ihren nicht los, als er sich vorbeugte und dann langsam die oberste Schublade aufzog. Ein Stapel weißen Briefpapiers schimmerte blass im Lichtschein.
»Oh!«, sagte sie. »Wie dumm von mir. Da ist es ja.«
Nash stellte die Lampe geräuschvoll ab. Die Flamme warf gespenstische Schatten auf sein Gesicht, betonte sein hartes Kinn und die Vertiefungen seines Gesichts. »Xanthia«, sagte er ruhig. »Xanthia, wie konntest du nur?«
Übelkeit stieg in ihr auf. »Nun, ich d ... dachte, hier würde es Briefpapier geben«, log sie. »Ehrlich, Nash.«
»Und das nach dem Abend, den wir geteilt haben ...«, begann er, bevor er verstummte.
»Nash. Oh, Nash, es tut mir leid. Ich ... ich kann es dir erklären. Wirklich.«
»Nun, ich denke, das Mindeste, was du hättest tun können«, sagte er bitter, »wäre gewesen, mich zu wecken und zum Abschied zu küssen.«
»Dich ... zu küssen?«
»Was würdest du denn denken, meine Liebe, wenn du aufgewacht wärest und festgestellt hättest, dass ich nicht mehr in deinem Bett liege? Und zwar nach einer Nacht voll noch nie zuvor erlebter Leidenschaft? Würdest du dann denken: ›Oh, wahrscheinlich hat er mir eine Nachricht in der Bibliothek hinterlassen! Das genügt ja vollauf!‹? Und würdest du dich dann auf die andere Seite drehen und weiterschlafen?«
»N ... nein.« Sie verschränkte die Hände ineinander und biss sich auf die Lippen.
Er legte seine Hände auf ihre Unterarme. »Xanthia, das hier ... das ist nur eine Affäre«, sagte er. »Das weiß ich. Aber irgendwie ist es auch mehr als das, nicht wahr? Haben wir nicht ... eine Freundschaft? Zumindest die?«
Sie schmiegte sich in seine Arme. »Ja, natürlich«, sagte sie und legte ihre Schläfe an seine starke Schulter. Aber wichtiger war, dass ich deine privaten Dokumente durchsuchen musste. Lieber Gott, wie schrecklich das klang! Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Was für ein Mensch war sie?
Sie richtete sich auf und ließ den Blick über sein herbes, schönes Gesicht gleiten. »Nash, mein Lieber«, sagte sie. »Es war gedankenlos von mir. Ich ... ich bete dich an. Habe ich nicht einen Narren aus mir gemacht, das zu beweisen? Aber du hast zwanzig Frauen, aus denen du wählen kannst. Sicherlich ... sicherlich wirst du meinetwegen keine schlaflosen Nächte haben?«
Er fasste sie grob an den Schultern. »Ich habe eine Frau«, sagte er rau. Dann stockte und zögerte er – so als würde er in diesem Moment darüber nachdenken. »Eine Frau, zurzeit, und das bist du, Zee. Und solange diese ... diese sehr wunderbare Affäre andauert, wird es für uns beide keine anderen Liebhaber geben. Ist das klar?«
»Ja, Mylord«, sagte sie leise.
Er neigte den Kopf und kniff ein Auge zu. »Und solltest du jemals wieder einfach so verschwinden wollen, Zee, dann ... bei Gott, dann –«
Sie bedeckte seinen Mund mit ihrem, schnitt ihm das Wort ab.
»Das werde ich nicht«, sagte sie, als sie den Kuss einige Augenblicke später lösten. »Das verspreche ich. Ich werde es nie wieder tun.«
Er trat zurück, hob ihre Hand und küsste diese auf elegante, altmodische Art. »Zee, ich möchte, dass du noch etwas für mich tust«, sagte er.
»Ich würde alles tun«, sagte sie.
Er lächelte. »Es ist etwas ganz Einfaches.«
»Dann werde ich es sicherlich tun.«
Er zögerte einen Moment. »Ich wünsche mir von dir, dass du mich mit meinem Namen ansprichst«, sagte er schließlich. »Einfach ... Stefan. Niemand tut das mehr – nun, fast niemand. Aber hin und wieder höre ich ihn ganz gern. Er erinnert mich daran, dass ich auch noch etwas anderes bin als nur ein englischer Titel.«
Sie lächelte und schlang die Arme um seinen Nacken. »Dann also Stefan«, murmelte sie. »Und jetzt musst du auch etwas für mich tun.«
»Alles, was du willst.«
»Gib mir noch einen Gutenachtkuss ... Stefan.«
Kapitel 11
Zipperlein & Schießpulver in den Docklands
N un, nun«, säuselte Mr. Kemble heiter, als er am darauffolgenden Morgen Xanthias Büro betrat. »Es scheint, da hatte jemand
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