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Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)

Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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nur den kleinsten Hinweis auf das zu geben, was ihm letzte Nacht widerfahren war. Er schloss die Augen, hielt die warme Kaffeetasse in den Händen und dachte wieder an Xanthia, wie sie nackt und mit Hibiskusblüten im Haar auf seinem Bett gelegen hatte. Der vergangene Abend kam ihm fast unwirklich vor. Eine Zeit außerhalb aller Zeit. Eine Stimmung – ein Gefühl von Heiterkeit, das wahrscheinlich nie wieder zurückgeholt werden konnte.
    Oder doch? Einen Moment lang gestattete Nash es sich, den Gedanken zu erwägen. Xanthia schien ihn sehr zu mögen – um seiner selbst wegen und nicht nur für das, was er ihr geben könnte. Vom Sex einmal abgesehen. Von Anfang an hatte sie eine Art Ruhe ausgestrahlt, die er als zutiefst trostreich empfand, dennoch war sie keine ruhige Frau, jedenfalls nicht im engsten Sinne des Wortes. Nein, sie vibrierte vor Leben. Sie war wunderschön und selbstsicher. Sanft, aber auch klug, und –
    Gibbons kam mit Nashs bestem Abendanzug über dem Arm aus dem Ankleidezimmer geschlendert. Er pfiff eine fröhliche Melodie vor sich hin – was immer ein schlechtes Zeichen war.
    »Was habt Ihr damit vor?«, fragte Nash argwöhnisch.
    »Ihn auf Mottenbefall zu untersuchen«, erwiderte der Kammerdiener mürrisch. »Wir fahren nächste Woche nach Brierwood, wenn Ihr Euch erinnert.«
    »Aber nicht mit dieser Kluft.«
    »Es wird dort ein Ball stattfinden«, schnaubte Gibbons. »Ich habe es von Mr. Hayden-Worth erfahren. Würde ich immer darauf warten, dass Ihr mich über etwas unterrichtet, dann –«
    » Nächste Woche«, unterbrach Nash ihn. »Genau das, Gibbons, ist das entscheidende Wort.«
    »Und wenn Motten darin sind?«, gab der Kammerdiener herausfordernd zurück. »Habt Ihr eine Ahnung, wie lange es dauert, einen neuen Abendanzug anfertigen zu lassen?«
    Nash zuckte die Schultern. »Ich muss doch noch ein Dutzend weitere besitzen«, sagte er und trank von seinem Kaffee. »Packt einfach zwei alte ein.«
    »Sie dürften nicht mehr passen«, entgegnete Gibbons mit einem weiteren Schnauben. »Niemand von uns, fürchte ich, ist noch der, der er einmal war.«
    Nash stellte seine Tasse ab und wandte sich in seinem Sessel mit einem Ruck um. »Was, zum Teufel, soll das heißen?«
    Gibbons lächelte leicht. »Ihr seid fast fünfunddreißig, Sir«, sagte er. »Dinge beginnen sich zu ändern – oder breiter zu werden –, vielleicht sogar herunterzusacken.«
    »Ich will verdammt sein!«, rief Nash, sprang auf, öffnete den Morgenrock und riss ihn sich hinunter.
    »Also wirklich, Mylord!« Gibbons verdrehte die Augen.
    »Das Maßband!«, knurrte Nash, während er sich das Hemd abstreifte und es auf den Boden schleuderte. »Bringt mir das verdammte Maßband!«
    Gibbons seufzte, ging ins Ankleidezimmer und kam mit dem Maßband zurück. Aufgerollt wie eine kleine Schlange lag es in seiner Hand.
    Nash öffnete seinen Hosenlatz und streckte die Arme in die Luft. »Los«, sagte er, »messt nach.«
    »Sir, das ist wirklich nicht nö-«
    »Ich sagte: Messt nach.«
    Gibbons zog die Nase kraus und schlang das schwere Band um Nashs Taille.
    »Aha!«, sagte Nash. »Zweiunddreißig Inches, habe ich recht?«
    »Ts, ts«, sagte Gibbons.
    »Was ist?«, fragte Nash.
    »Ein Sprichwort besagt, dass man manches erst auf den zweiten Blick erkennt«, erklärte Gibbons betrübt. »Dieses Band zeigt schlicht und einfach dreiunddreißig Inches an.«
    Nash keuchte entsetzt auf. »Ihr lügt.« Er spähte hinunter. In der Tat, Gibbons hatte gelogen. Das Band zeigte eindeutig vierunddreißig an.
    »O Gott!«, sagte Nash.
    »Macht Euch keine Sorgen, Sir«, beruhigte Gibbons ihn. »Bevor Ihr vor Entsetzen gekeucht habt, waren es glatte dreiunddreißig.«
    Das war der Beginn von Nashs neuer Wirklichkeit.
    Die beiden folgenden Tage verbrachte er damit, mit sich zu ringen – obwohl er bereits im zähen Sumpf all seiner aufsteigenden Emotionen stecken geblieben war. Zwei Tage der Seelenerforschung; zwei Tage, um die Tatsache zu überdenken, dass sein Leben sich erbarmungslos veränderte. Für einen Mann wie ihn, der ein Leben in Genuss führte und in seinen Gewohnheiten erstarrt war, war das viel, was es auf einmal zu ertragen galt, etwas zu viel. Aber vor der Wahrheit gab es kein Entrinnen. Er war nicht länger jung, sondern näherte sich dem mittleren Alter. In seinen Schläfen versteckten sich bereits ein oder zwei graue Haare, Hosen, die er seit Jahren nicht getragen hatte, waren um einen Inch zu eng. Dazu gezwungen, auf seine

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