Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
was?«
Xanthia wandte den Blick ab. »Eines Abends kam Mrs. Ambrose zum Dinner zu uns. Und als sie ihre Handschuhe auszog, nun, ich konnte ... rote Druckstellen erkennen. An ihren Handgelenken, meine ich. Sie trug Armbänder, doch wenn man genauer hinschaute, waren die Stellen unübersehbar.«
Nash zögerte. »Falls Mrs. Ambrose solche Male aufwies, meine Liebe, dann ist etwas aus dem Ruder gelaufen«, sagte er. »Fesselung ist das eine, aber –«
»Ist es das?«
Er ignorierte sie. »– aber Verletzungen – nun, lass mich dir sagen, dass sogar Mrs. Ambrose nicht derart ausschweifend ist, nicht jedenfalls, soweit ich es weiß.«
Xanthia nahm einen Apfelschnitz aus der Schale. »Du verstümmelst die Früchte noch, Nash«, bemerkte sie. »Man bekommt fast das Gefühl, dass dir unsere Unterhaltung unangenehm ist.«
Er schnitt einen weiteren Apfel in Stücke. »Ich bin nicht ganz sicher, dass diese Unterhaltung für deine Ohren angemessen ist«, räumte er ein.
Xanthia aß den Apfelschnitz halb auf. »Nash, weißt du, wie viele Prostituierte in einer Hafenstadt wie Bridgetown leben? Oder von mir aus auch in Wapping? Hast du überhaupt eine Ahnung von den Dingen, die ich in meinem Leben bereits gesehen und gehört habe?«
»Mich schaudert es, daran auch nur zu denken, meine Liebe. Aber worüber wir sprechen, ist ... eine seltene Form sexueller Experimentierfreudigkeit, nicht ein schneller Beischlaf, für den man zwei Pfund zahlt. Die Fesselung ist ein Können, das man nicht leicht erwirbt, und die Frauen und Männer, die darin Experten sind, können einen stolzen Preis dafür verlangen – wenn sie das möchten.«
»Und möchte Mrs. Ambrose das?«
Nash zuckte die Schultern. »Mrs. Ambrose mag es auf beide Arten«, sagte er.
»Beide Arten?«
»Vergiss es, Zee«, sagte er. »Hier, nimm noch ein Stück.«
Xanthia griff zu. »Denkst du, dass Kieran sie fesselt, bevor er mit ihr schläft?«, fragte sie, bevor sie in das Apfelstück biss. »Oder vielleicht tut sie ihm ja etwas Unanständiges an? Vielleicht – ja, vielleicht schlägt sie ihn? Ich könnte mir vorstellen, dass sie sich wie eine Gouvernante kleidet und ihn dann auf seine –«
»Großer Gott, Zee!« Nash sah sie in echter Verzweiflung an. »Ich weiß es nicht, wirklich! Außerdem ist es wahrscheinlicher, dass es andersherum ist.«
»Andersherum?«
»Mrs. Ambrose mag ihre Männer ... dominant.«
Xanthia sah ihn vorsichtig über das gemeinsame Weinglas hinweg an. »Dann hat Mrs. Ambrose sich mit Kieran den richtigen Partner ausgesucht«, erwiderte sie. »Und abgesehen davon – welche Frau will schon einen langweiligen, einfallslosen Mann in ihrem Bett?«
Dieses Mal war der Blick, den er ihr zuwarf, finster und – abwägend.
Xanthia lächelte. »Auf jeden Fall habe ich einige Male gehört, wie sie Dinge zu ihm sagte. Seltsam suggestive Dinge – wenn sie dachte, dass niemand es hört.«
»Mrs. Ambrose und dein Bruder geben ein gefährliches Paar ab«, sagte Nash.
Xanthia hatte sich von ihrem Stuhl erhoben und war hinter Nash getreten. »Denkst du, wir geben auch ein gefährliches Paar ab?«, fragte sie ihn und beugte sich weit über seine Schulter.
Misstrauisch schaute er zu ihr hoch. »Im Augenblick, meine Liebe, verblüffst du mich als die gefährlichste Frau, die ich kenne.«
Xanthia strich mit den Händen über seine Schultern und über seine Brust. Der feine Stoff seines Hemdes war weich, die Muskeln darunter waren warm und fest. »Ich muss bald gehen«, sagte sie und fuhr ihm mit der Zunge leicht um seine Ohrmuschel. »Aber ich würde es hassen, wenn wir die Äpfel vergeudeten. Warum nehmen wir sie nicht mit ins Schlafzimmer?«
Wortlos stand er auf und griff nach der Schale.
Stunden später erwachte Xanthia in Nashs Armen, gesättigt und wund von seinem langsamen Liebesspiel. Die Äpfel waren gegessen, die meisten der Hibiskusblüten verwelkt. Nur die überquellenden Vasen erinnerten noch an die romantische Geste.
Nash lag auf dem Rücken und atmete tief und ruhig. Xanthia fragte sich, wie spät es wohl sein mochte. Spät – sehr spät, dessen war sie sich sicher, doch der Lampendocht war so kurz eingestellt, dass sie die Uhr auf dem Kamin nicht erkennen konnte. Vorsichtig löste sie sich aus Nashs Umarmung und setzte sich auf die Bettkante. Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht und schaute auf den ungeordneten Kleiderhaufen, den sie auf seinem Stuhl hinterlassen hatte. Es war unumgänglich, dass sie zu Hause war, bevor die
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